Archivbild: Der Tempelhofer Damm am 23.05.2018. (Quelle: imago/stefan zeitz)
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Berlin Bezirk verweigert Senat Fällung von 73 Bäumen auf Tempelhofer Damm

Stand: 05.04.2025 10:17 Uhr

Auf dem Tempelhofer Damm in Berlin stehen umfangreiche Bauarbeiten an. Der Verkehr soll aber weiter über die wichtige Nordsüdachse geführt und dafür Bäume gefällt werden. Der Senat beruft sich auf Umweltschutz - für den Bezirk zählt jeder Baum.

Der Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg wehrt sich dagegen, 73 Bäume auf dem Mittelstreifen des Tempelhofer Damms fällen zu lassen. Der Senat will den Mittelstreifen nutzen, um den Autoverkehr während der geplanten Bauarbeiten weiter komplett über den Tempelhofer Damm führen zu können.
 
Dass bei den verschiedenen Bauarbeiten vom Platz der Luftbrücke in Richtung Süden diverse Bäume beseitigt werden müssen, ist unstrittig zwischen Senat und Bezirk. Zusammen mit den Bäumen vom Mittelstreifen geht es nach Angaben der Verkehrs- und Umweltverwaltung um 196 Bäume.

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Senatsverwaltung beruft sich auf Umweltschutz

Ursprünglich hatten sich Senat und Bezirk darauf geeinigt, die Bäume auf dem Mittelstreifen zu erhalten und den Autoverkehr während der Bauarbeiten zum Teil über andere Umleitungsstrecken zu führen. Nun will die inzwischen CDU-geführte Verkehrsverwaltung doch den Mittelstreifen mitnutzen, um den Verkehr darüber führen zu können. Das würde weiträumigere Umleitungen unnötig machen, argumentiert die Verwaltung in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen, die dem rbb vorliegt.
 
Die längere Umleitungsvariante wäre nach ihren Berechnungen außerdem umweltbelastender, weil sie in den geplanten zehn Jahren der Bauarbeiten ca. 30.000 Tonnen CO2 erzeugen würde, die 70 Bäume im gleichen Zeitraum aber nur etwa neun Tonnen CO2 aufnehmen könnten. Zudem führte die Verkehrsverwaltung Lärmschutzgründe an. Durch eine Umleitung des Verkehrs würden mehr Anwohner durch stärkeren Lärm belastet.

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Bezirk verweigert bislang Fällgenehmigung

Gegen diese Argumentation wehren sich die Grünen. Die Verkehrsverwaltung habe für die Berechnung unter anderem die aktuelle Verkehrsbelastung nicht richtig angegeben, kritisiert die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek. Der naturpolitische Sprecher der Grünen, Turgut Altug, ergänzt: "In Zeiten der Klimakrise zählt jeder Baum in der Stadt."
 
Die Verkehrsbezirksstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Saskia Ellenbeck, ebenfalls Grüne, sieht zudem noch den Kühlungseffekt der Bäume außer Acht gelassen. Sie verweigert bislang die Genehmigung für das Fällen der Bäume auf dem Mittelstreifen.

Mittelstreifen soll ein Meter schmaler werden

Da die Fahrbahnen außerdem verbreitert werden sollen, soll der Mittelstreifen einen Meter schmaler werden. Die Verkehrsverwaltung begründet das mit einer Erhöhung der Verkehrssicherheit, da die derzeit "untermaßigen Fahrbahnen" vermehrt zu Verkehrsunfällen führen würden.
 
Auf dem Tempelhofer Damm sollen sowohl die Fahrbahn als auch die darunter liegenden Wasserrohre und die Tunneldecke der U-Bahnlinie 6 saniert werden. Die Verkehrsverwaltung geht von einer Bauzeit von zehn Jahren aus.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.04.2025, 8 Uhr