Brandenburg Bilanz auf Neujahrsempfang in Schwedt: PCK-Raffinerie laut Geschäftsführer im "Schwebezustand"

Stand: 17.01.2025 16:07 Uhr

Die PCK-Raffinerie in Schwedt bilanziert, dass sie die Region im vergangenen Jahr stabil mit Kraftstoffen versorgen konnte. Dennoch ist die weitere Planung unsicher - es gibt Unklarheit über die Fördersumme des Bundes und die Eigentümerstruktur.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) hat im vergangenen Jahr eine stabile Betriebsleistung verzeichnet. Mit 9,3 Millionen Tonnen bei der Verarbeitung von Rohöl sei der geplante Wert erreicht worden. Dies entspricht einer Auslastung von 79 Prozent. Das bestätigte Ralf Schairer, der Geschäftsführer der Raffinerie, dem rbb am Donnerstagabend auf dem Neujahrsempfang der PCK. Trotz der reduzierten Auslastung konnte die Raffinerie ihm zufolge Brandenburg und Berlin sicher mit Kraftstoffen versorgen. Dennoch gibt es gibt es keine Klarheit darüber, wie stabil die Raffinerie in Zukunft laufen wird.

Schornsteine der PCK-Raffinerie und anderer Unternehmen im Industriepark Schwedt (Quelle: dpa/Wolfram Steinberg)
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Seit dem Stopp von russischem Rohöl infolge des Angriffskrieges auf die Ukraine würden insgesamt 25 Rohölsorten verarbeitet. Dies sei für den Standort eine Herausforderung, so Schairer weiter. Seitdem kommen rund zwei Drittel der benötigten Menge per Tanker über den Seehafen Rostock ins Schwedter Werk. Die Versorgung lief stabil, sagt die Geschäftsführerin des Rostocker Ölhafens, Ulrike Ferch. "Aber die politischen Rahmenbedingungen müssen gesteckt werden. Es muss Entscheidungen geben und diese Entscheidungen müssen zügig und schnell umgesetzt werden."
 
Gemeint ist der Ausbau der Pipeline von Rostock nach Schwedt. Seit eineinhalb Jahren wartet die PCK auf eine Entscheidung über die zugesagten Fördermittel des Bundes von rund 400 Millionen Euro, so Ferch.
 
Das Land wolle Schwedt unterstützen, sagte die Staatssekretärin im Brandenburger Wirtschaftsministerium, Friederike Haase, auf dem Neujahresempfang. "Wir unternehmen relativ viel im Umfeld von PCK. Wir haben den sogenannten Just-Transition-Fond aus der EU bewusst so gestaltet, dass wir ihn hier einsetzen können." Damit sollen etwa die Infrastruktur, berufliche Bildung und Starts-Ups für die Transformation des Standortes gestärkt werden.

Archivbild: Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, spricht auf dem Werksgelände der PCK Raffinerie GmbH nach einem Treffen der Task Force zur PCK-Raffinerie während eines Statements. (Quelle: dpa/Stache)
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Schairer: stabile Eigentumsverhältnisse und weniger Bürokratie für die Zukunft

Für Unsicherheit sorgen laut Geschäftsführer Schairer weiterhin die unklaren Eigentümerstruktur der Raffinerie. "Es gibt gute Vorschläge, aber das reicht nicht aus", sagt er. "Wir brauchen Eigentümer und Gesellschafter. Das braucht aber noch etwas Geduld."
 
Bis zum 10. März steht der Mehrheitseigentümer der Raffinerie - Rosneft Deutschland - unter Treuhandschaft der Bundesregierung. Der Bund drängt auf den Verkauf der Anteile. Der russische Staatskonzern will diese Anteile von rund 54 Prozent an den Staatsfond des Emirats Katar verkaufen. Der britische Gesellschafter Shell wollte seine Anteile von 37,5 Prozent an die ebenfalls britische Firma Prax-Gruppe verkaufen. Der Deal war allerdings kurz vor Weihnachten geplatzt.
 
PCK-Geschäftsführer Ralf Schairer sieht die Raffinerie in einem schwierigen Fahrwasser. "Das Wort 'Schwebezustand' beschreibt unseren Zustand eigentlich ganz gut." Auf dem Neujahrsempfang kritisiert er die Bundeswirtschaftspolitik. Er fordert für Deutschland einen von ihm so genannten Industrie-Deal für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit. So müsse die seiner Meinung nach von der EU getriebene Bürokratie zurückgefahren werden. "Wir brauchen einheitliche Klimaziele und einfache Nachhaltigkeitskriterien", sagt Schairer. "Es hilft nichts, wenn wir fünf Jahre schneller als der Rest von Europa sein wollen und mit diesem Schritt unsere Industrie aber aus dem Wettbewerb schießen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.01.2025, 15:40 Uhr