Das Uni-Klinikum Neuruppin (Quelle: rbb/Haase-Wendt)
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Brandenburg Uni-Klinikum Neuruppin kann Millionendefizit halbieren

Stand: 05.04.2025 14:24 Uhr

Das Neuruppiner Uni-Klinikum ist das größte Krankenhaus im Nordwesten Brandenburgs. Doch es schreibt massiv rote Zahlen. Der eingeschlagene Sanierungskurs zeigt nun Wirkung. Von Björn Haase-Wendt

Alexander Lottis wirkt gleichzeitig zufrieden und müde, als er die aktuelle Entwicklung des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg vorstellt. Das Krankenhaus in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) ist mit seinen 16 Fachkliniken das größte im Nordwesten Brandenburgs und versorgt tausende Patienten unter anderem aus Ostprignitz-Ruppin, der Prignitz und Oberhavel – aber auch darüber hinaus.
 
Trotzdem war es auch aufgrund der nicht ausreichenden Krankenhausfinanzierung durch den Bund in wirtschaftliche Schieflage geraten. Noch vor wenigen Monaten wurde für dieses Jahr ein Defizit von rund 20 Millionen Euro prognostiziert. Nun gibt es positive Entwicklungen. "Wir wachsen wieder und das über alle Bereiche hinweg", sagt Klinik-Geschäftsführer Lottis und fügt hinzu: "Wir werden das Defizit um die Hälfte auf rund 10 Millionen Euro reduzieren können."

Neuruppiner Klinik-Chef Alexander Lottis (Quelle: rbb/Haase-Wendt)

Klinik-Chef Alexander Lottis bei der Vorstellung der Unternehmensentwicklung

Patienten vertrauen wieder der Klinik

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen zeigt der eingeschlagene Sanierungskurs Wirkung. "Aber es sind vor allem die Patienten, die uns wieder ihr Vertrauen schenken. Wir können in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich steigende Patientenzahlen verzeichnen", sagt Lottis. Das betreffe alle Bereiche des Krankenhauses, also sowohl die ambulanten Angebote als auch die Stationen. Demnach gab es allein im stationären Bereich ein Plus von 300 Patienten, bis Jahresende sollen 2.500 Patienten mehr versorgt werden, als in den Planungen vorgesehen.
 
"Wir bewegen uns damit wieder in Richtung der Zahlen des Vor-Corona-Niveaus", sagt Alexander Lottis, der im Juli 2024 als erfahrener Krankenhaus-Sanierer nach Neuruppin kam. Dafür baut die Uni-Klinik auch ihr medizinisches Leistungsangebot aus. Allein innerhalb des ersten Halbjahres werden sechs neue Chefärzte an die Klinik kommen bzw. sind es bereits. Davon profitieren etwa die Rettungsstelle, die Radiologie und die Kardiologie.

Stellenabbau und kaum Gehaltssteigerungen

Aber auch weitere Maßnahmen helfen: Abläufe wurden optimiert und es gab einen Abbau von rund 100 Stellen, der abgeschlossen sei. Die Reduzierung betraf vor allem den administrativen Bereich, also die Verwaltung, aber auch die Klinik-Küche und die Stationshilfen.
"Im Pflegebereich gab es keine Kürzungen, da dieser voll refinanziert ist", erklärt Lottis.
 
Außerdem wurden erfolgreiche Verhandlungen mit den Krankenkassen geführt zu den offenen Außenständen – immerhin 25 Millionen Euro – und auch der kürzlich erzielte Tarifabschluss mit der Gewerkschaft Verdi helfe bei der Entwicklung. "Das, was wir mit den Gewerkschaften verhandelt haben - und das war auf beiden Seiten nicht leicht - gibt uns die Luft im Sanierungszeitraum bis Ende 2027, um uns wirtschaftlich wieder gesund aufzustellen", so Lottis.
 
Der Tarifabschluss sieht unter anderem vor, dass die gut 2.000 nicht-ärztlichen Mitarbeiter des landkreiseigenen Klinik-Konzerns in diesem Jahr auf Gehaltssteigerungen verzichten, ab April kommenden Jahres ist eine Steigerung von einem Prozent vorgesehen, bevor ab 1. Dezember 2027 alle Angestellten voll nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt werden sollen. Durch die Maßnahmen sei der Klinik-Betrieb bis Ende 2026 durchfinanziert.

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Neuer Hybrid-OP, Operationsroboter und Gebäudesanierungen

Die Stabilisierung ermögliche auch wieder stärkere Investitionen in das Krankenhaus. "Wir müssen auf der einen Seite für unsere Patientinnen und Patienten, aber auch als Arbeitgeber attraktiv sein und noch weiter werden. Das schaffen wir, wenn wir unseren Anspruch auch infrastrukturell unterfüttern", erklärt Alexander Lottis seine Pläne.
 
In den nächsten zwölf Monaten sollen so allein 15 Millionen Euro investiert werden. Dabei gehe es um den Bau eines neuen Hybrid-Operationsaals, die Anschaffung eines modernen "Da-Vinci-OP-Roboters", der Einrichtung zweier neuer Herzkatheter-Messplätze und der Sanierung von Klinikgebäuden etwa für eine Station für Schmerzpatienten. Die Finanzierung laufe dabei über Förderungen des Landes Brandenburg. "Wir bekommen wie jedes Krankenhaus Fördermittel durch das Land und haben einen Fördermittelbestand von über 20 Millionen Euro. Dieser ist in den vergangenen Jahren nicht in dem Maße verbraucht worden und gibt uns jetzt Gelegenheit das nachzuholen", erläutert Lottis.
 
Voraussichtlich im Sommer soll der Jahresabschluss für 2024 vorliegen. Der Klinik-Sanierer will dann Gespräche mit den Banken suchen, um weitere Investitionen am Klinik-Standort anstoßen zu können. Insgesamt gehe es dabei um 30 Millionen Euro. Lottis will damit die Kinderklinik mit ihren 30 Betten und das Haus B sanieren lassen, in dem in den vergangenen Jahren Flüchtlinge untergebracht waren. Er sei optimistisch, dass die Gespräche erfolgreich sein werden, auch weil im Klinik-Konzern neue Tools eingeführt worden seien, mit denen nun monatlich die wirtschaftliche Entwicklung ausgewertet werden könne.

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Betriebsrat sieht gute Entwicklung

Zufrieden mit der derzeitigen Entwicklung ist auch der Betriebsratsvorsitzende der Pro-Klinik Holding-Gesellschaft, in der das Uniklinikum integriert ist, Steven Kranz: "Ohne eine grundlegende Veränderung würden wir heute hier wahrscheinlich so nicht mehr sitzen", sagt Kranz. Der Betriebsrat sei froh, dass Personal nicht in dem starken Maße abgebaut wurde, wie es vorab prognostiziert wurde. So wurden Prozesse hinterfragt und es gab im System Umstrukturierungen.
 
Auch die geplanten Investitionen begrüße er. "Es ist der richtige Schritt, wir müssen uns stärken und zeigen, dass der Standort zukunftsträchtig ist. Mit den Investitionen können wir Flagge zeigen." War es also richtig, dass der Aufsichtsrat mit Alexander Lottis einen langjährig erfahrenen Klinik-Sanierer ans Haus geholt hat? Ja, sagt Steven Kranz. Zwar seien wenige Führungskräfte aus dem alten Bestand übriggeblieben. "Dadurch ist eine Energie entstanden, die sich in viele Bereiche auswirkt und für mich persönlich ist der eingeschlagene Weg eine einzig richtige Entscheidung, auch wenn er vielen Wehgetan hat."
 
Das Neuruppiner Uni-Klinikum scheint die Lage also stabilisiert zu haben, ein erster Schritt, um Ende 2027 wie gefordert die schwarze Null schreiben zu können.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.04.2025, 10 Uhr