Bremen Orchester in Geldnot: Wie stopfen Sie das Millionenloch, Herr Gärtner?
Die Bremer Philharmoniker plagen ein Jahr vor dem 200-jährigen Bestehen hohe Schulden. Wie er damit umgeht, erklärt Intendant Guido Gärtner im Interview mit Felix Krömer.
Die Bremer Philharmoniker sind eigentlich für harmonische Klänge bekannt. Zuletzt gab es aber doch ein paar Misstöne. Ausgerechnet vor dem großen Jubiläumsjahr, in dem das 1825 gegründete Ensemble 200 Jahre Bestehen feiert, stimmen die Zahlen nicht. Das Orchester hat in der Spielzeit 2023/24 ein dickes Minus eingefahren – fast 1,3 Millionen Euro. Damit die Musiker überhaupt ihre Rechnungen bezahlen können, muss die Stadt jetzt Geld vorschießen.
Wie konnte das passieren, was heißt das für die Zukunft der Bremer Philharmoniker und wie stopfen sie dieses Millionenloch? Diese Fragen stellt Felix Krömer seinem Gast Guido Gärtner, dem seit März 2024 amtierenden Intendanten der Bremer Philharmoniker.
1. Wie kam es zur finanziellen Krise?
Der seit März 2024 amtierende Intendant der Bremer Philharmoniker, Guido Gärtner, stellt sich im Talk mit Felix Krömer dessen Fragen.
Gleich zu Beginn des Gesprächs spricht Felix Krömer jene Frage an, die sich derzeit viele Bremerinnen und Bremer stellen: Wie konnte es zur finanziellen Schieflage eines öffentlichen Orchesters kommen, das jährlich mit rund sieben Millionen Euro gefördert wird? Sein Gesprächspartner Guido Gärtner, der neue Intendant der Bremer Philharmoniker, spricht dabei ab Minute 1:01 von einem "geerbten Defizit". Gleichwohl wolle und müsse er dafür jetzt Verantwortung übernehmen. Wie es zum Defizit kommen konnte, erklärt Gärtner schließlich detailliert ab Minute 4:59 Uhr.
2. Gibt es noch ein Publikum für klassische Musik?
Diese Frage Felix Krömers beantwortet Guido Gärtner mit einem klaren "Absolut!". Dabei führt er auch verschiedene Beispiele an, die dies aus seiner Sicht belegen. Dabei spielen ab Minute 9:22 Uhr beispielsweise die BBC und Apple eine Rolle. Ab Minute 16:42 Uhr erläutert er noch an weiteren Beispielen wie der Champions League, dem Sänger Paul Potts und einigen Kinofilmen die moderne Rolle der klassischen Musik.
3. Muss klassische Musik wirtschaftlich sein?
Angesichts der Subventionen in Millionenhöhe, mit denen Bremen jährlich die Philharmoniker und ihre Aufgaben finanziert, fragt Felix Krömer im Verlauf des Gesprächs, ob es aus Sicht Gärtners richtig sei, dass ein Orchester wie die Bremer Philharmoniker kein Geld verdient. Wie der Intendant dies selbst einschätzt, verrät er ab Minute 11:30 Uhr.
4. Sparen oder Mehreinnahmen: Was ist geplant?
Mit rund sieben Millionen Euro jährlich finanziert die Hansestadt jährlich die Bremer Philharmonie.
Soll die Sanierung des Orchesters durch Sparmaßnahmen oder Mehreinnahmen gelingen, möchte Felix Krömer ab Minute 20:06 von Guido Gärtner wissen. Der Intendant gibt ihm darauf eine klare Antwort. Wobei er auch den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zitiert, der sich einst im Hinblick auf die Kultur gewünscht hatte, dass Subventionen eher als Investitionen bezeichnet werden sollten. Als "leidenschaftliches Plädoyer" bezeichnet Krömer daraufhin die Einlassungen seines Gastes.
5. Wie verdient das Orchester Geld?
Die Bremer Philharmoniker leben nicht ausschließlich von staatlichen Geldern. Einen Teil ihrer Kosten nehmen sie auch durch Auftritte und aus anderen Geldtöpfen ein. Wo Guido Gärtner hier noch einen besonderen Nachholbedarf sieht, verrät er ab Minute 28:35.
6. Gibt es eine Konkurrenz zur Kammerphilharmonie?
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gilt als Ensemble von Weltrang. Felix Krömer möchte daher ab Minute 43:47 wissen, ob die Bremer Philharmoniker dies als Konkurrenzsituation empfinden. Eine Frage, die Guido Gärtner verneint. Die Philharmonie habe den Auftrag und das Selbstverständnis eines städtischen Orchesters. Es gehe nicht darum, exzellent "im Sinne von besser" zu sein.
7. Was ist zum Jubiläum geplant?
Für das Jubiläumsjahr 2025 hat die Bremer Philharmonie schon einiges auf dem Programmzettel. Einige der Höhepunkte nennt Guido Gärtner ab Minute 50:51. Dazu zählen Stücke von Maurice Ravel, Richard Strauss, Anton Bruckner und die Bremer Erstaufführung der Symphonie Nr. 8 von Gustav Mahler. Aber auch für das seit September ins Programm gehobene Konzertformat "Playlist" – am Beispiel der jüngsten Zusammenarbeit mit Wigald Boning – wirbt der Intendant (schon zuvor ab Minute 31:53) eindringlich.
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Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 26. Oktober 2024, 19:30 Uhr