Hessen Drogenmonitor: Frankfurts Jugend trinkt, raucht und kifft weniger
Weniger Alkohol, weniger Cannabis, mehr E-Zigaretten, mehr Lachgas: 15- bis 18-Jährige in Frankfurt konsumieren zunehmend andere Drogen, wie eine Studie zeigt.
Wenn in der Lokalpolitik Studienergebnisse präsentiert werden, liegt der Schwerpunkt meistens auf Problemen und Herausforderungen. Elke Voitl (Grüne) aber ist am Dienstag positiv gestimmt. "Jugendliche trinken weniger Alkohol, rauchen weniger herkömmliche Zigaretten und konsumieren auch weniger Cannabis", fasst die Frankfurter Dezernentin für Soziales und Gesundheit die Ergebnisse der jährlichen Drogentrendstudie MoSyD (Monitoring-System-Drogentrends) zusammen.
Tatsächlich scheint die MoSyD-Studie einen abnehmenden Drogenkonsum unter Frankfurts Heranwachsenden zu belegen. Mehr als ein Viertel der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, gänzlich auf legale oder illegale Drogen zu verzichten. Die Abstinenzraten sind damit so hoch wie noch nie seit dem Studienbeginn im Jahr 2002.
Einstiegsalter verschiebt sich
Allgemein sei bei Jugendlichen seit Jahren ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein zu beobachten, berichtet Voitl: "Jugendliche achten auf Fitness und gesunde Ernährung." Bei fast allen Rausch- und Suchtmitteln sei die Zahl der jungen Konsumentinnen und Konsumenten in Frankfurt rückläufig.
Und wenn sie dennoch anfangen, Drogen zu nehmen, dann deutlich später, wie die Studie belegt. Das durchschnittliche Alter für den Erstkonsum von Alkohol liegt demnach bei 14,1 Jahren, für Tabakkonsum bei 14,6 Jahren und für Cannabis bei 15,3 Jahren.
Diese Altersangaben haben sich im Vergleich zu vorherigen Erhebungen teils deutlich nach oben verschoben. Zum Vergleich: 2002 lag das Durchschnittsalter beim erstmaligen Tabakkonsum bei 12,8, bei Alkohol bei 12,9 Jahren.
Über ein Drittel hat noch nie Alkohol getrunken
Insbesondere vom Alkohol lassen die 15- bis 18-Jährigen in Frankfurt mehr und mehr die Finger. In den Befragungen im vergangenen Winter gaben 64 Prozent der Jugendlichen an, bereits einmal oder mehrfach im Leben Alkohol konsumiert zu haben. Ein historischer Tiefststand. Beim ersten Drogenmonitor im Jahr 2002 lag der Wert noch bei 94 Prozent.
Ähnliche Entwicklungen sind beim regelmäßigen Konsum zu beobachten. Nur noch 31 Prozent der Jugendlichen gaben an, in den zurückliegenden 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben. Unterboten wurde dieser Wert nur im Corona-Jahr 2020.
Nur noch drei Prozent der Jugendlichen tranken laut Studie binnen eines Monats öfter als zehnmal Bier, Wein, Sekt oder Schnaps. 2002 waren es noch 18 Prozent, also fast jeder fünfte Jugendliche.
Vapes vor normalen Zigaretten
Im Bereich der nikotinhaltigen Produkte zeigt die MoSyD-Studie eine Verschiebung von herkömmlichen Zigaretten hin zu E-Zigaretten. Elf Prozent der Befragten gaben an, täglich E-Zigaretten zu rauchen, während zehn Prozent zur traditionellen Zigarette griffen. Zu Beginn des Jahrtausends rauchten noch 40 Prozent der Jugendlichen in Frankfurt täglich.
Die Verschiebung hin zur E-Zigarette ist nach Ansicht von Oliver Müller-Maar, dem stellvertretenden Leiter des Frankfurter Drogenreferats, vor allem auf die Popularität von Einwegprodukten, sogenannten Disposables, zurückzuführen. "Die Hersteller adressieren ihre Werbung sehr gezielt an junge Menschen, insbesondere über soziale Netzwerke", so Müller-Maar.
Auch sogenannte Pouches, kleine Beutel, die Nikotin oder andere Substanzen enthalten und über die Mundschleimhaut aufgenommen werden, sind mittlerweile weit verbreitet. 19 Prozent der Befragten haben solche Beutel schon einmal ausprobiert, sechs Prozent genossen sie innerhalb der zurückliegenden 30 Tage.
Nur jeder Zehnte kifft regelmäßig
Auch bei Cannabis setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre fort. Zwar beträgt der Anteil der Jugendlichen, die schon mal Haschisch oder Gras geraucht haben, genau wie im Vorjahr 26 Prozent.
Jedoch geht die Zahl regelmäßiger Kiffer zurück. Zehn Prozent der Befragten genossen nach eigenen Angaben innerhalb des zurückliegenden Monats Cannabisprodukte, nur noch drei Prozent taten dies binnen 30 Tagen zehnmal oder öfter.
"Dies ist umso beachtlicher, als 2023 die Diskussion über die Legalisierung von Cannabis im vollen Gange war", findet Voitl. Die Grünen-Politikerin sieht darin einen Beleg, dass sich Jugendliche nicht von öffentlichen Debatten beeinflussen lassen.
Dezernentin will Lachgas-Verkauf verbieten
Erstmals seit drei Jahren ist auch beim Konsum von Lachgas ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. 14 Prozent der Jugendlichen haben Lachgas mindestens einmal inhaliert, drei Prozent innerhalb des zurückliegenden Monats. Vor allem in den Jahren 2021 und 2022 war der Konsum von Lachgas unter Jugendlichen sprunghaft angestiegen.
Trotz des Rückgangs bleibt Lachgas verbreitet: Ein Drittel der Befragten gab an, die Substanz bereits angeboten bekommen zu haben. Durch den Verkauf etwa an Kiosken sei Lachgas auch für jüngere Kinder leicht zugänglich, kritisiert Sozialdezernentin Voitl.
Geht es nach ihr, soll sich das in Frankfurt bald ändern. Sie setzt sich für ein Verkaufsverbot an Kinder und Jugendliche ein, so wie es bereits in Hanau angedacht ist. "Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, werden wir das auch in Frankfurt verbieten", betont Voitl.
Harte Drogen kaum verbreitet
Eine untergeordnete Rolle spielen weiterhin harte Drogen wie Heroin, Kokain und Amphetamine. Zwar stieg die Zahl derer, die derlei Rauschgift schon mal ausprobiert haben von sechs auf sieben Prozent. Doch nur jede oder jeder Hundertste gab an, in den zurückliegenden 30 Tagen zu harten Drogen gegriffen zu haben.
Die MoSyD-Studie wurde zwischen November 2023 und März 2024 an Frankfurter Schulen durchgeführt. Die Befragung richtete sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren. Ergänzt wurde die Untersuchung durch Interviews mit Expertinnen und Experten sowie Trendscout- und Szene-Befragungen - unter anderem im Frankfurter Bahnhofsviertel.
Insgesamt flossen die Antworten von 1.278 Teilnehmenden aus 82 Klassen und 18 Schulen in die Ergebnisse ein.