Ein See vor einem Steinbruch mit Menschen in Anglermontur im Wasser

Hessen Gefräßiger Katzenwels: Kompletter See bei Herborn wegen invasiver Art abgepumpt

Stand: 21.11.2024 17:48 Uhr

Nach Waschbär und Nilgans kommt jetzt ein invasiver Fisch: Damit sich der Schwarze Katzenwels aus Nordamerika nicht in Mittelhessen ausbreitet, wird der Uckersdorfer Steinbruch-See vollständig geleert. Dort hat wohl jemand sein Aquarium ausgekippt.

Biologen in Anglerhosen suchen mit Keschern nach Fischen, parallel wird seit Stunden durch dicke Schläuche das Wasser aus dem Weiher gepumpt. Weil im Uckersdorfer Steinbruch-See bei Herborn (Lahn-Dill) eine invasive Fischart entdeckt wurde, wird er derzeit komplett entleert.

Etwa 16 Helfer vom Technischen Hilfswerk sind mit schwerem Gerät angerückt. Bis der Weiher leer ist, sollte es noch den ganzen Donnerstag dauern, möglicherweise sogar bis Freitag.

Kompletter See bei Herborn wegen gefräßigem Wels abgepumpt

Kampf gegen invasive Art

Schuld daran ist eine Population des invasiven Schwarzen Katzenwelses, die hier entdeckt wurde. Der Fisch gilt laut Regierungspräsidium (RP) Gießen als "äußerst konkurrenzfähig" und bedrohlich für heimische Wassertiere. Er bildet schnell Massenbestände: Die Zahl der Tiere kann sich in wenigen Jahren verdoppeln.

Schwarzer Katzenwels

Der Schwarze Katzenwels, auch Zwergwels genannt, kommt ursprünglich aus Nordamerika. Für einen Wels bleibt er vergleichsweise klein: maximal 25 bis 35 Zentimeter. Er wird für den Verzehr gezüchtet, aber auch als Zierfisch gehandelt. Durch den Menschen wurde er weiterverbreitet, etwa nach Mexiko und Europa. 2022 wurde in die EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten aufgenommen.

Laut RP ist es der erste bekannte Fund dieser Art in freier Natur in Mittelhessen. Es gehe vor allem darum zu verhindern, dass der Wels in andere Gewässer überwandert, etwa durch Starkregen und Hochwasser.

Schaden für die heimische Tierwelt

Etwa 8.000 Liter pro Minute würden mit einer Großpumpe in einen nahegelegenen Bach geleitet, berichtet Peter Kring vom THW Dillenburg. Dass mit dem Wasser nicht auch direkt die Fische abgepumpt werden, die man ja loswerden will, liege am natürlichen Verhalten der Tiere: Die Fische orientierten sich instinktiv von der Pumpe weg. "Und sie halten sich aufgrund der Temperatur derzeit eher an den Randbereichen und im Schlick auf, die Pumpe saugt an der Oberfläche."

Der Gewässerökologe Marc Sonnleitner von der Oberen Fischereibehörde des RP Gießen ist zuständig für die Entnahme der Schwarzen Katzenwelse, die sich hier breit gemacht haben. "Die Fische reproduzieren sich extrem schnell und verdrängen dadurch nicht nur andere Fische, sondern schaden auch der Entwicklung von Fröschen und Amphibien", sagt er.

Um die Mittagszeit haben die Biologen bereits ein gutes Dutzend Tiere gefangen. Sie sollen "fachgerecht entnommen und verwertet" werden, wie es heißt - als Köder. Alle heimischen Tiere im See dürfen dagegen weiterleben: Sie werden in nahegelegene andere Gewässer umgesiedelt.

Wie kam der Wels in den See?

Wie der invasive Katzenwels überhaupt in den See gelangen konnte, ist unklar. Der Weiher hat keinen Zu- und Abfluss. Allerdings ist er nicht das einzige Lebewesen im See, das hier nicht von Haus aus hingehört.

Auch nicht heimische Wasserpflanzen wurden gefunden und andere Fische, obwohl darin natürlicherweise gar keine vorkommen, wie Sonnleitner berichtet: "Wir vermuten, dass hier jemand sein Aquarium reingekippt hat."

Eine große Pumpe mit dicken Schläuchen vor einem See

Das THW pumpt 8.000 Liter Wasser pro Minute aus dem See.

Haustiere auszusetzen, sei nie eine gute Idee, meint er. Und wie viel Schaden invasive Tierarten anrichten können, zeige ja beispielsweise der ursprünglich in Nordhessen ausgewilderte Waschbär.

See wird sich selbst überlassen

Der Steinbruch-See soll nach dem Abpumpen der Natur überlassen und nicht erneut gefüllt werden, erklärt Sonnleitner. Durch Niederschlagswasser und Grundwasser werde er sich von allein wieder füllen. "Dann werden sich auch heimische Tiere wieder ansiedeln, etwa der Edelkrebs, der bisher hier gelebt hat", sagt er.

Fische werde es im See in Zukunft allerdings keine mehr geben, so Sonnleitner - solange nicht wieder jemand mit einem Aquarium vorbeikommt.