Hessen Studie "Glücksatlas" 2024: Hessen schneidet deutlich schlechter ab
Der "Glücksatlas" untersucht regelmäßig das Wohlbefinden der Deutschen. Hessen schneidet in diesem Jahr deutlich schlechter ab als zuletzt - obwohl es wenige objektive Gründe dafür gibt und die Nordhessen überdurchschnittlich glücklich sind.
Die Hessinnen und Hessen waren 2024 unglücklicher als im Vorjahr. Das geht aus dem "Glücksatlas" hervor, einer regelmäßigen Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen. Im bundesweiten Vergleich nimmt Hessen demnach nur noch den neunten Rang ein. 2023 hatte es noch auf Rang vier gelegen.
Hessen ist laut der von der Universität Freiburg im Auftrag der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) durchgeführten Untersuchung der einzige westdeutsche Flächenstaat, in dem die Lebenszufriedenheit im Vergleich zu 2023 gesunken ist. Dies war sonst nur noch in Stadtstaaten der Fall.
Auf einer Skala von 0 ("ganz und gar nicht zufrieden") bis 10 ("völlig zufrieden") sank die Zufriedenheit der Auswertung zufolge hierzulande von 7,06 auf 7,01 Punkte. Vor der Corona-Pandemie lag der Wert bei 7,31 Punkten.
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Unterschied zwischen Nord und Süd
Ähnliche Rückgänge habe es lediglich in Sachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern gegeben, teilte die SKL am Dienstag mit. Bundesweit stieg die Zufriedenheit demnach um 0,14 auf 7,06 Punkte.
Die Studie zeigt eine Zweiteilung Hessens: Der Norden Hessens von Kassel über Fulda bis nach Gießen weise überdurchschnittliche Glückswerte aus (7,20 Punkte). Im Süden hingegen liege das Wohlbefinden auf deutlich geringerem Niveau.
Kassel wurde im Städteranking der SKL im Frühjahr bereits zur glücklichsten Großstadt Deutschlands gekürt. Südlich gelegene Städte wie Frankfurt und Wiesbaden hingegen lagen auf den hinteren Rängen.
Größere Ungleichheit in Südhessen
Die Studienmacher führen die unterschiedliche Wahrnehmung auf strukturelle Ursachen zurück: Das ländlich geprägte Nordhessen sei wirtschaftlich wohlhabend und zeichne sich durch eine geringe Ungleichheit sowie eine gute Gesundheits- und Bildungsversorgung aus. Universitätsstädte wie Gießen, Marburg und Kassel böten zudem eine attraktive Lebensqualität.
Südhessen sei zwar wirtschaftlich gut aufgestellt. Durch den Ballungsraum Frankfurt gehe es dort aber dynamischer und urbaner zu. Das führe häufig zu einem hektischeren, stressigeren Alltag. Der Wohlstand sei dabei für die Mehrheit der Bevölkerung nicht höher als im Norden, die Ungleichheit dagegen deutlich größer.
Das zeigt sich laut Studie beispielhaft auch am Sozialmonitoring der Stadt Frankfurt. Dort gebe es erhebliche Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen den Stadtteilen - und letztlich auch Unterschiede im Lebensglück: In migrantisch geprägten Stadtteilen wie Sossenheim oder Fechenheim liege die Zufriedenheit mit durchschnittlich 5,9 Punkten deutlich unter derjenigen etwa in Bergen-Enkheim (7,6 Punkte).
Hessen als "Underperformer"
Da Südhessen deutlich dichter besiedelt sei als Nordhessen, habe der dortige Rückgang der Lebenszufriedenheit einen stärkeren Einfluss auf den Gesamtdurchschnitt Hessens und ziehe diesen nach unten.
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Dabei steht Hessen laut der SKL objektiv betrachtet gut da: Im Lebensqualitätsranking, in das unter anderem Kaufkraft, Gesundheitssystem und Sicherheit einfließen, belegt das Bundesland den dritten Platz hinter Bayern und Baden-Württemberg.
Subjektiv spiegele sich diese hohe Lebensqualität aber nicht in der Zufriedenheit der Bevölkerung wider. Die Studie bezeichnet Hessen deshalb als "Underperformer".
Hamburger sind am glücklichsten
Insgesamt stellt die Studie in Deutschland einen Aufschwung fest. Das Corona-Tief sei überwunden; die Lebenszufriedenheit der Deutschen bewege sich mit 7,06 Punkten wieder auf dem Niveau der 2010er Jahre. Der Rekord aus dem Jahr 2019 wurde laut SKL aber nicht geknackt: Damals lag der Wert bei 7,14 Punkten.
Am glücklichsten waren 2024 demnach die Menschen in Hamburg (7,38 Punkte), Bayern und Schleswig-Holstein (jeweils 7,23 Punkte). Die gestiegene Zufriedenheit sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Mehrheit der Bevölkerung kaum noch spürbar seien.
Außerdem seien die Krisen der vergangenen zwei Jahre - etwa die Inflation, die Energiekrise oder die Sorge vor einem Atomkrieg infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine - weniger gravierend ausgefallen als befürchtet. Auch die Lohnerhöhungen zum Beispiel beim Mindestlohn wirkten sich positiv aus.