Nordrhein-Westfalen Prozess um Millionen-Betrug mit gefälschten Sprachzertifikaten in Bonn
Drei Männer müssen sich vor dem Landgericht Bonn verantworten, weil sie in großem Stil Sprachzertifikate gefälscht und verkauft haben sollen.
Die Staatsanwaltschaft hat 500 Fälle angeklagt. Ermittler gehen aber davon aus, dass die Bande mehr als 1.500 gefälschte Zertifikate verkauft hat. Der Schaden geht in die Millionen.
Wer die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen will, muss sich zumindest in Alltagssituationen auf Deutsch verständigen können. Einbürgerungswillige brauchen das sogenannte B1-Zertifikat, um das erforderliche Sprachniveau nachzuweisen. Das Dokument ist entsprechend begehrt.
Vorwurf: Gewerbs- und bandenmäßige Urkundenfälschung
Die Angeklagten sitzen mit ihren Strafverteidigern auf der Anklagebank
Das sollen sich die drei Angeklagten im Alter von 29, 30 und 32 Jahren zu Nutze gemacht und daraus ein blühendes Geschäftsmodell entwickelt haben. Laut Anklage wurden die gefälschten Sprachzertifikate für 1.200 bis 2.200 Euro verkauft. Der Vorwurf der auf Cybercrime spezialisierten Zentral- und Ansprechstelle ZAC der Kölner Staatsanwaltschaft lautet unter anderem auf gewerbs- und bandenmäßige Urkundenfälschung.
Um die gefälschten Sprachzertifikate möglichst oft verkaufen zu können, sollen die drei Männer zusammen mit weiteren Mittätern Internetauftritte von Sprachschulen aufgesetzt haben, die es in Wirklichkeit gar nicht gab. Ihre Kunden sollen sie hauptsächlich über die Social-Media-Plattform TikTok gefunden haben.
Polizei fahndet nach einem flüchtigen Verdächtigen
Die drei Angeklagten sollen sich spätestens Anfang des Jahres 2022 zu der Bande zusammengeschlossen haben. Es handelt sich um zwei Brüder aus Hennef und einen gemeinsamen Bonner Freund der beiden. Ein weiterer Komplize ist seit einem Jahr auf der Flucht. Nach ihm fahndet die Polizei. Bei den übrigen Verdächtigen soll es sich um Zwischenhändler handeln.
Ins Netz der Ermittler gerieten die Angeklagten zufällig im Rahmen einer Telefonüberwachung: Gegen einen der drei Männer war in anderer Sache ermittelt worden. Nach monatelangen Ermittlungen der Bonner Polizei hatten Beamte insgesamt sechs Wohnungen in Bornheim, Bonn, Wesseling und Hennef sowie im hessischen Beselich durchsucht.
Ermittler stellen umfangreiche Beweise sicher
Bei der Razzia im Dezember 2023 wurden rund 100.000 Euro Bargeld, sechs Fahrzeuge, diverse hochwertige Uhren, Handys, Computer sowie Datenspeicher mit gefälschten Urkunden und Zertifikaten sichergestellt.
Zwei Angeklagte seit Dezember 2023 in Untersuchungshaft
Seit fast einem Jahr sitzen zwei der Angeklagten in Untersuchungshaft. Die Anwälte der Beschuldigten haben angekündigt, dass ihre Mandanten die Taten vor Gericht zugeben wollen. Ein Urteil wird Mitte Dezember erwartet.
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Köln
- Polizei Bonn