Thüringen Nach Flucht vor Taliban: Ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr aus Afghanistan gelandet
Über Jahre haben sie als Dolmetscher oder Fahrer für deutsche Behörden ihr Leben riskiert: Nach dem Abzug der Nato aus Afghanistan versuchten viele Ortskräfte deshalb vor den Taliban zu fliehen. Am Donnerstag kamen einige von ihnen mit einem neuen Charterflug in Deutschland an - auf dem Erfurter Flughafen.
Auf dem Erfurter Flughafen sind am Donnerstagabend ehemalige Mitarbeiter der Bundeswehr aus Afghanistan und ihre Familien gelandet. Es sind knapp 200 Männer, Frauen und Kinder. Das Auswärtige Amt hat die Ortskräfte aus Islamabad über Dubai und Thessaloniki mit einem Charterflug ausgeflogen. Nach der Machtübernahme der Taliban mussten sie in Afghanistan um ihr Leben fürchten und hatten sich nach Pakistan gerettet.
Die Flüchtlinge wurden nach ihrer Ankunft zunächst von Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Empfang genommen und dann mit Bussen in ein Aufnahmelager in Friedland in Niedersachsen gebracht.
Ortskräfte bei Mehrjähriger Nato-Mission aktiv
Deutschland hatte sich mit der Bundeswehr von 2001 bis 2021 an mehreren Nato-Missionen zur Bekämpfung des Terrorismus in Afghanistan beteiligt. Im Jahr 2021 zog sie aus dem Land ab, nachdem die radikalislamischen Taliban dort wieder die Macht übernommen hatten.
Als Ortskräfte werden Afghaninnen und Afghanen bezeichnet, die in ihrem Heimatland für deutsche Behörden gearbeitet haben. Für die Bundeswehr zum Beispiel als Übersetzer, Fahrer oder Koch. Sie waren aber auch für andere Behörden, wie für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), tätig.
Welche Wege gibt es für Ortskräfte aus Afghanistan heraus?
Für ehemalige afghanische Ortskräfte ist es nach wie vor schwierig, nach Deutschland zu kommen.
Nach der Machtübernahme im August 2021 hat die Bundesregierung das Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan gestartet: Deutsche Hilfsorganisationen können darüber auch Ortskräfte vorschlagen, die nach Deutschland geholt werden sollen. Wie es mit dem Programm weitergeht, ist angesichts der fragilen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag und des noch nicht beschlossenen Haushalts 2025 unklar.
Auch Thüringen hat 2022 ein Aufnahmeprogramm ins Leben gerufen, damit im Freistaat lebende Afghanen (enge) Familienangehörige nachholen können.
Wie kompliziert der Nachzug von Familienangehörigen nach Deutschland aber ist, sehen Sie in der Reportage:
MDR (mh/dr)