Thüringen Serien-Vergewaltiger soll zahlreiche Frauen betäubt haben
Am Landgericht Erfurt wird seit Donnerstag der Fall eines mutmaßlichen, mehrfachen Vergewaltigers verhandelt. Dem Mann wird vorgeworfen, über Jahre hinweg mehr als ein Dutzend Frauen betäubt, vergewaltigt und ein Kind sexuell missbraucht zu haben. Die Taten soll er gefilmt haben.
Vor dem Landgericht Erfurt hat am Donnerstag der Prozess gegen einen mutmaßlichen Serienvergewaltiger begonnen. Der 34-Jährige soll über mehrere Jahre reihenweise Frauen mittels selbst hergestellter K.-o.-Tropfen betäubt, anschließend vergewaltigt und die Taten aufgenommen haben.
Täter nutzte Felgenreiniger als Betäubungsmittel
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem vor, sich von etwa 2013 bis 2023 an 17 Frauen vergangen zu haben. Zu den Opfern sollen auch Frauen zählen, die ihm nahestanden, darunter auch ehemalige Partnerinnen. Insgesamt werden ihm 31 Fälle zur Last gelegt.
In zwei davon soll er mit einem weiteren Mann zusammen zwei Frauen in seiner Wohnung mit K.-o.-Tropfen im Rum betäubt und sie, als sie ohnmächtig waren, auf verschiedene Weisen vergewaltigt haben - eine von ihnen mehrfach.
Für die betäubende Substanz soll der Angeklagte unter anderem Felgenreiniger genutzt haben. Darin sind Anteile von GHB (Gammahydroxybuttersäure) enthalten, die als Party- und Vergewaltigungsdroge bekannt sind. Als meist farb- und geruchsneutrale Flüssigkeit lässt sie sich unbemerkt in Getränken untermischen.
Opfer in Wald verschleppt
Ein mutmaßliches Opfer des bereits zuvor als Sexualstraftäter verurteilten Mannes sagte beim Prozessauftakt aus, sie leide noch immer unter den Ereignissen und habe Depressionen. Die 21-Jährige beschrieb, wie der Angeklagte ihr am Rande eines Musikfestivals in Sachsen-Anhalt Anfang Juni 2022 einen wohl mit K.-o.-Tropfen präparierten Schnaps zu trinken gab. Ihr sei es danach sehr schlecht gegangen.
Der Justiz liegen Video- und Bildbeweise der Taten vor.
Der Angeklagte habe sie dann in ein Waldstück geschleppt, sie dort geschlagen und gewürgt, ihr gedroht und sie vergewaltigt. Sie habe ihren Ex-Freund, der sie suchte, nach ihr rufen hören, doch der Angeklagte habe ihr den Mund zugehalten. Diesen Vorwurf hatte der Angeklagte über seinen Verteidiger bereits eingeräumt. Er gab auch an, beim Festival als Security gearbeitet zu haben.
Mann verging sich auch an Kind
In einem weiteren Fall soll der Angeklagte auch das Geschlecht eines Kleinkinds grob berührt und Nacktfotos davon gemacht haben.
Die Anzahl der Taten und dass sie so lange unentdeckt blieben, machten den Fall außergewöhnlich, sagte Staatsanwältin Dorothee Ohlendorf. Auf die Spur des Mannes kamen die Ermittler laut Staatsanwältin, weil er versucht habe, in der Silvesternacht 2023 eine Frau auf der Straße zu überfallen. Im Zuge dessen sei sein Handy ausgewertet worden, wo entsprechende Aufnahmen gefunden wurden.
Der Angeklagte zeigte sich vor Gericht in den meisten Fällen geständig.
Angeklagtem droht Sicherungsverwahrung
Zum Prozessauftakt am Erfurter Landgericht sagte der Verteidiger des 34-Jährigen, dass sein Mandant alle ihm vorgeworfenen Taten bis auf eine Vergewaltigung in vollem Umfang einräume. Er habe unter Einfluss von Drogen und Alkohol gehandelt. Dem Mann droht bei einer Verurteilung auch die Sicherungsverwahrung. Damit würde er nach verbüßter möglicher Haftstrafe zum Schutz der Allgemeinheit nicht in Freiheit entlassen werden.
MDR (ost/kuk)/dpa/AFP