
Migration und Geburtenrückgang Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt - noch
Im aktuellen Schuljahr sind rund ein Prozent mehr Schülerinnen und Schüler als im Vorjahr. Experten zufolge dürfte die Zahl der Grundschüler aber bald sinken. Grund ist ein Rückgang bei den Geburten.
Wegen der Zuwanderung ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Deutschland zum dritten Mal in Folge gestiegen. Im aktuellen Schuljahr gehen nach vorläufigen Erkenntnissen rund 11,4 Millionen Schüler auf allgemeinbildende und berufliche Schulen sowie Schulen des Gesundheitswesens, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das seien 0,9 Prozent mehr als im vergangenen Schuljahr.
Mehr Zuwanderung als Hauptgrund
"Der aktuelle Anstieg ist ebenso wie in den beiden Vorjahren vor allem auf die Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen", hieß es. So sei die Zahl der ausländischen Kinder und Jugendlichen in der Altersgruppe von 5 bis 19 Jahren zum Jahresende 2023 um acht Prozent höher gewesen als Ende 2022. Gleichzeitig habe die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit lediglich um 0,4 Prozent zugenommen.
16 Prozent aller Schülerinnen und Schüler haben den Angaben zufolge ausschließlich eine ausländische Staatsbürgerschaft. Das sind sechs Prozent mehr als im Jahr davor. Zu den ausländischen Schülern werden nur Schüler gezählt, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Schüler mit ausländischem und deutschem Pass werden demnach den Deutschen zugerechnet.
Grundschülerzahlen dürften sinken
Der Trend könnte bald schon gegenläufig sein, zumindest bei den Grundschülern. Davon geht eine Prognose des Bildungsforschers Klaus Klemm aus, über die das Handelsblatt berichtet. Ausgangspunkt ist die niedrige Zahl von 674.000 Geburten im Jahr 2024. Bis 2035 werde die Zahl der Kleinkinder bis drei Jahre um fast 500.000 zurückgehen - verglichen mit 2023. Bei den Kitakindern zwischen drei und sechs Jahren werde der Rückgang sogar 530.000 betragen.
Klemm sieht darin große Chancen für das Bildungswesen. Der Kinderrückgang schaffe Freiräume beim Personal und den Räumen in Kitas und Schulen, sodass es möglich werde, "endlich den ewigen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und den Erfolgen im Bildungssystem zumindest abzuschwächen", so der Bildungsforscher.
Betreuung könnte besser funktionieren
Kitas könnten mehr Kinder aufnehmen und die Gruppengröße in Kindergärten könnte sinken. Auch der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen, der ab 2026 eingeführt wird, könne bei deutlich weniger Kindern "qualitativ anspruchsvoller umgesetzt werden: in geeigneten Räumen und mit qualifiziertem pädagogischem Personal", sagte Klemm.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht in ihrer Prognose von 2024 noch von deutlich höheren Schülerzahlen aus. Sie legt aber auch andere Berechnungszeiträume zu Grunde. Sie erwarte aber, "dass die von Professor Klemm gezeigte Absenkung der Schülerzahlen auch in der kommenden KMK-Vorausberechnung noch deutlicher zum Tragen kommt", sagte die KMK-Präsidentin und Schulministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Simone Oldenburg, dem Handelsblatt.