Grünen-Parteitag Keine echten Konflikte
Die Grünen sind bei ihrem Parteitag freundlich und brav - sogar bei der Debatte über Atomkraft, meint Kerstin Palzer. Nur einen Kompromiss, der auch in der Ampelkoalition gangbar ist, finden sie nicht.
Grüne Parteitage hatten früher was von Rummel-Boxen. Jeder teilte heftig aus. Heute fliegen statt Farbbeuteln eher Wattebäusche. Die Zeiten scheinen vorbei, als auf grünen Parteitagen noch echte Konflikte ausgetragen wurden.
Jetzt ist selbst die Debatte über Atomkraft freundlich und brav. Jetzt ist man staatstragend, weil man ja diesen Staat trägt, sagt zumindest der grüne Parteichef. Exakt 105 Tage sollen die Atomkraftwerke länger laufen dürfen, aber nur zwei von dreien. Und auf gar keinen Fall neue Brennstäbe. Das ist der grüne Kompromiss. 105 Tage.
Unklar, wie FDP und Grüne zusammenkommen wollen
Die Grünen schonen sich, ihre Koalitionspartner allerdings nicht. Insbesondere die FDP findet nämlich, dass all das kein Pragmatismus ist, wie man ihn in Zeiten der Krise braucht. Und da das mittlerweile viele so sehen, wird die FDP davon wohl auch nicht abrücken. Was wie ein Sieg von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aussieht, ist nur ein weiteres Knirschen in der Ampel. Eine weitere Nagelprobe. Völlig unklar, wie FDP und Grüne da zusammenkommen wollen.
Erstaunlich, dass die grüne Friedenspartei es hinbekommt, die Auswirkungen des Krieges und Waffenlieferungen an die Ukraine und sogar an Saudi-Arabien für sich zu regeln. Aber ausgerechnet in der Energiefrage bekommen die Grünen es nicht hin, einen Kompromiss zu finden, der auch für die Ampel-Koalition gangbar ist. Und auf den sehr viele Menschen gehofft haben.