Olympia 2024 in Paris Die Grande Nation und die Spiele
Frankreich schien vor den Olympischen Spielen erschöpft von der politischen Uneinigkeit im Land. Doch die Veranstaltungen von Paris haben gezeigt, dass die Menschen der Grande Nation zusammen vieles erreichen können.
Die Franzosen haben gewagt und gewonnen. Mit Kreativität, Kühnheit und Kompetenz haben sie der Welt vorgemacht, was herauskommen kann, wenn man nicht den sichersten und bequemsten Weg geht, wenn man sich zu träumen traut.
Sie haben uns Spiele wie auf einer Postkarte geschenkt. Vor malerischer Kulisse - Beach Volleyball am Eiffelturm, Skaten auf der Place de la Concorde, Reiten in Versailles, Surfen auf der Welle von Tahiti, Radrennen auf dem Montmartre.
Menschliche und europäische Spiele
Aber es war nicht nur ein Fest der Sinne, sondern alles machte Sinn: Die weiße Ballerina und der schwarze Street-Dancer, die im Entreacte der Wettkämpfe in eklektischer Harmonie zusammen über die Bühne kreiselten. Die drei Stöße mit dem Theaterstab zu Beginn jedes Wettkampfes, die die Einheit, das gemeinsame Erlebnis zwischen Athleten und Publikum symbolisierten.
Außerdem gab es: Leih-Fahrräder an jeder Ecke, Wasser überall umsonst und einen Marathon für alle. Frankreich hat uns sehr menschliche und sehr europäische Spiele geschenkt. Die Monumente, die Paris in Szene setzte, erinnern uns daran, was man mit Mut und Erfindungsgeist schaffen kann.
Folgt nun die Katerstimmung?
Die Grande Nation, die so sehr mit sich selber hadert, hat wirklich Größe gezeigt. Die Franzosen haben der Welt und vor allem sich selbst bewiesen, was sie erreichen können, wenn sie an einem Strang ziehen. Doch was jetzt? Folgt auf diesen Rausch zwangsläufig Katerstimmung oder kann etwas von der Eintracht hinüber gerettet werden in diese andere Welt; die Welt des politischen Streits, der Missgunst und des Populismus?
Frankreich schien vor den Spielen so erschöpft, so zerrissen und weidwund. Könnte Frankreich dieses zweiwöchige Fest nicht nutzen, um wieder Vertrauen zu fassen: in sich selbst, in die Zukunft, in seine Fähigkeit, Neues zu lernen - vielleicht sogar Koalitionen zu schmieden?
Denn Frankreich ist am Scheideweg. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob das Land die politische Lage nach den Neuwahlen ohne klare Mehrheiten nutzen kann, um sein politisches System weiterzuentwickeln: Mehr Parlament, weniger Präsident. Mehr Kompromiss, weniger Spaltung.
Eine "Dosis Glück" durch Olympische Spiele
Die Pariser Oberbürgermeisterin hat gesagt, während der Spiele habe jeder "eine schöne Dosis Glück tanken können - für kalte Winter". Und sie meinte die frostige Atmosphäre zwischen den politischen Lagern. Eine Bürgerin der Stadt hat mir gesagt: "Wir sind doch die unbezwingbaren Gallier. Wir lieben es, uns selbst zu übertreffen".
Für Olympia ist das bereits geglückt. Jetzt muss es nur noch politisch klappen. Das würde ich Frankreich wirklich wünschen.