PISA-Studie Der Föderalismus verschärft die Situation
Die PISA-Ergebnisse zeigen seit Jahren: Deutschland investiert lieber in 16 Bildungssysteme statt in Chancengleichheit für alle Kinder. Es wäre an der Zeit, am Bildungsförderalismus zu rütteln.
23 Jahre ist die erste PISA-Studie jetzt her und irgendwie hat man sich an den Schockzustand gewöhnt. Neue PISA-Ergebnisse würden nur noch schockieren, wenn Deutschland plötzlich ganz weit oben landen würde. Aber keine Sorge, das wird so schnell nicht geschehen. Zum einen wegen des Bildungsföderalismus und zum anderen, weil seit bräsigen 23 Jahren über dieselben Maßnahmen diskutiert wird.
Platz 1 der PISA-Hitparade: Der Lehrberuf muss attraktiver und die Lehrkräfte müssen besser ausgebildet und konsequenter fortgebildet werden. Platz 2: Die für Deutschland mittlerweile leider so typische soziale Ungerechtigkeit muss bekämpft werden. In kaum einem anderen Industriestaat stehen die Chancen von Kindern und Jugendlichen aus armen Familien schlechter als bei uns - das ist besonders beschämend.
Es betrifft nicht nur deutsche Familien, sondern auch Flüchtlingsfamilien. Dabei sind die Geflüchteten nicht Kern des Problems, sonst hätte Deutschland vor 23 Jahren besser abgeschnitten als heute. Aber sie machen dieses Problem noch sichtbarer.
Niemand möchte Kompetenzen abgeben
Und Platz Nummer 3: So sinnvoll der deutsche Föderalismus historisch betrachtet ist - 16 verschiedene Schulsysteme sind nicht sonderlich konstruktiv. Über den Föderalismus wird kaum gesprochen, weil er quasi nicht abzuschaffen ist, aber trotzdem verschärft er die Situation.
Auf die Idee, sich freiwillig zu so etwas wie größeren Bildungssystemverbänden zusammenzuschließen, kommen die Bundesländer auch nicht. Bremen, Hamburg und Niedersachsen wären zum Beispiel prädestiniert dafür - oder das Saarland und Rheinland-Pfalz. Aber niemand möchte Kompetenzen abgeben.
Am Bildungsföderalismus rütteln
Nach der ersten PISA-Studie hatte Deutschland verschiedene Maßnahmen ergriffen, um gegenzulenken - und die Ergebnisse wurden dann sogar ein bisschen besser. Leider sind die meisten Förderprogramme zwischenzeitlich ausgelaufen, wie zum Beispiel das erfolgreiche Sinus-Programm, das das Interesse an Mathe stärken sollte. Neue Programme gibt es zu wenige.
Bildungsexperten fordern: Alle Kraft in die Grundschulen, weil dort der Hebel am größten ist, um die Basiskompetenzen Lesen, Rechnen, Schreiben voranzubringen.
Man möchte ergänzen: Rüttelt endlich am Bildungsföderalismus! Deutschland muss darin investieren, dass alle Kinder, die hier zur Schule gehen, mit den gleichen Chancen ins Leben starten. Man steckt aber lieber Geld und Energie in 16 konkurrierende Bildungssysteme. Die PISA-Ergebnisse zeigen seit 23 Jahren, dass das nicht funktioniert.