Lage im Nahen Osten ++ Arabische Staaten lehnen Trump-Vorschlag ab ++
Mehrere arabische Staaten lehnen den Umsiedlungsplan von US-Präsident Trump für die Menschen im Gazastreifen ab. Israel hat im Gegenzug für drei israelische Geiseln 183 palästinensische Häftlinge freigelassen. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Arabische Staaten stellen sich gegen Trump-Vorschlag
- Weitere Geiselübergabe in Gaza an Rotes Kreuz
- Grenzübergang Rafah wieder geöffnet
- Mehr als 180 Palästinensische Häftlinge sollen freigelassen werden
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu will mit US-Präsident Donald Trump in Washington über die Zukunft des Gazastreifens sprechen. Netanjahu werde am Sonntag abreisen, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten mit. Bei dem "historischen Treffen" der beiden Politiker in Washington stünden "die Geiseln, der Umgang mit allen Elementen der iranischen Achse und weitere zentrale Themen" auf der Tagesordnung.
Das Treffen zwischen Trump und Netanjahu ist für Dienstag im Weißen Haus angesetzt. Netanjahu dürfte damit der erste Regierungschef aus dem Ausland sein, den Trump als Präsident empfängt. Das stellte auch Netanjahus Büro heraus. Eine solche Einladung direkt zu Beginn der Amtszeit Trumps ist eine starke Geste der Unterstützung für den rechten Ministerpräsidenten, der wegen der Kriegsführung im Gazastreifen international stark in die Kritik geraten ist.
Bei einem israelischen Drohnenangriff in der Stadt Dschenin im Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben ein 14-Jähriger getötet worden. Mehrere weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die israelische Armee teilte hingegen mit, eine Drohne habe "bewaffnete Terroristen im Bereich von Dschenin" angegriffen. Der Angriff sei im Rahmen des israelischen Militäreinsatzes in der Stadt im nördlichen Westjordanland erfolgt.
Scholz: Bangen um weitere Geiseln
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich angesichts der weiterhin vermissten Geisel Shiri Silbermann-Bibas besorgt geäußert. "Jede Freilassung einer Geisel der Hamas ist eine Erleichterung", schrieb Scholz im Onlinedienst X. Die Erleichterung über die Freilassung des Familienvaters Yarden Bibas werde jedoch "überschattet vom Schicksal seiner Frau, der deutsch-israelischen Staatsangehörigen Shiri Silbermann-Bibas, und der Söhne Ariel und Kfir", erklärte Scholz. "Wir bangen um sie", fügte der Kanzler hinzu.
Der 35-jährige Yardem Bibas wurde am Samstagmorgen in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens dem Roten Kreuz übergeben und nach Israel gebracht. Seine ebenfalls verschleppte Frau Shiri und seine zum Zeitpunkt der Entführung achteinhalb Monate und vier Jahre alten Söhne Kfir und Ariel sind bislang nicht aus dem Gazastreifen zurückgekehrt.
Busse mit freigelassenen palästinensischen Gefangenen sind im Süden des Gazastreifens angekommen. Auf Bildern war zu sehen, wie jubelnde Männer sich weit aus den Fenstern lehnten und den Menschen zuwinkten. Sie kamen im Gegenzug für die zuvor im Gazastreifen drei freigelassenen Geiseln frei.
Insgesamt sollten 72 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, 39 von ihnen stammen aus dem Westjordanland. Sieben sollten wegen der Schwere ihrer Straftaten im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Hamas ins Ausland gebracht werden. Die restlichen Gefangenen stammen aus dem Gazastreifen und wurden vor dem Hamas-Massaker inhaftiert.
Freigelassene palästinensische Häftlinge werden bei ihrer Ankunft im Gazastreifen begrüßt.
Mehrere arabische Staaten weisen die von US-Präsident Donald Trump ins Spiel gebrachte Umsiedlung von Einwohnern des Gazastreifens nach Ägypten und Jordanien entschieden zurück. In einer gemeinsamen Erklärung von Außenministern und anderen Vertretern Ägyptens, Jordaniens, Saudi-Arabiens, Katars, der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Arabischen Liga heißt es, sie lehnten eine Vertreibung von Palästinensern aus ihrem Land "unter allen Umständen" ab. Sie seien gleichwohl bereit, in Zusammenarbeit mit Trumps Regierung auf einen gerechten und umfassenden Frieden im Nahen Osten hinzuwirken.
50 kranke und verletzte palästinensische Kinder sind über den wichtigen Grenzübergang Rafah vom Gazastreifen nach Ägypten gebracht worden. Aufnahmen des ägyptischen Fernsehens zeigten, wie ein Krankenwagen des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond zur Schranke vorfuhr und mehrere Kinder auf Tragen herausgezogen und dann zu Krankenwagen auf der ägyptischen Seite gebracht wurden. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden die Kinder von rund 60 Angehörigen begleitet.
Der Grenzübergang Rafah im südlichen Gazastreifen ist zum ersten Mal seit Mai 2024 wieder geöffnet worden. Das berichten die Nachrichtenagenturen Reuters und AP mit Verweis auf Videoaufnahmen. Palästinensische Patienten sollen mit einem Bus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Gazastreifen nach Ägypten gebracht werden, darunter krebs- und herzkranke Kinder.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Freilassung von drei weiteren Geiseln aus dem Gazastreifen begrüßt. Dies sei "für uns alle ein Grund zur Freude", erklärte sie in Onlinenetzwerken. Während der israelisch-französische Bürger Ofer Kalderon und der US-Israeli Keith Siegel "endlich wieder ihre Liebsten umarmen können", gehe jedoch für Yarden Bibas "der Hamas-Terror auch in Freiheit weiter". Bibas' Familie sei weiterhin verschleppt. "Wir alle haben noch (Bibas' Frau) Shiri vor Augen, wie sie ihre beiden kleinen Kinder Ariel und Kfir fest im Arm hält, um sie vor den Terroristen zu schützen", schrieb Baerbock weiter. "Dass ihr Mann Yarden zurückkehrt, die drei aber nicht, verstärkt die schlimmsten Befürchtungen. Meine Gedanken sind bei der Familie."
Yarden Bibas war bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober aus seiner Wohnung im Kibbuz Nir Oz entführt worden, getrennt vom Rest seiner Familie. Seine Söhne Kfir und Ariel - die zum Zeitpunkt ihrer Entführung achteinhalb Monate und vier Jahre alt waren - sowie seine Frau Shiri wurden wie er entführt.
Busse mit aus israelischen Gefängnissen freigelassenen Palästinensern sind in der Stadt Ramallah im Westjordanland angekommen, wie in einer Fernsehübertragung zu sehen ist. Die palästinensischen Gefangenen wurden im Gegenzug für die Freilassung der drei israelischen Geiseln entlassen. Dies ist Teil des am 19. Januar in Kraft getretenen Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
Im Gegenzug zu den drei freigelassenen Hamas-Geiseln soll Israel 183 Palästinenser aus seinen Gefängnissen entlassen - 72 aus israelischen Gefängnissen und 111 nach dem 7. Oktober im Gazastreifen festgenommene Personen. Unter den 72 Häftlingen sind palästinensischen Angaben zufolge auch mehrere zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilte Gefangene.
Die Hamas hat im Zuge der Waffenruhe-Vereinbarung heute insgesamt drei Geiseln an das Rote Kreuz im Gazastreifen übergeben. Zwei Männer kamen in Chan Junis im Süden des Gebiets frei und sind bereits zurück in Israel, ein weiterer wurde am Hafen der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens an das Rote Kreuz übergeben, wie auf Live-Fernsehaufnahmen zu sehen war. Zuvor wurde er für die Übergabe von Hamas-Kämpfern auf einer Bühne vorgeführt.
Bei der dritten Geisel handelt es sich um den 65 Jahre alten Keith Siegel. Er war zusammen mit seiner Frau Aviva Siegel aus deren Wohnung im Kibbuz Kfar Aza entführt worden. Sie wurde bereits freigelassen.
Der Grenzübergang in Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten wird heute geöffnet. Er sei wieder nutzbar und werde von Beamten der Palästinensischen Autonomiebehörde betrieben, die von EU-Grenzschützern unterstützt würden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa von Diplomaten in Brüssel.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Die Hamas hat im Gazastreifen mit der Freilassung weiterer Geiseln begonnen. In einer Fernseh-Liveübertragung war zu sehen, wie Ofer Kalderon (54) und Jarden Bibas (35) in Chan Junis im Süden des Gazastreifens an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurden. Israels Armee teilte mit, das Rote Kreuz habe sie über die Übergabe der zwei Geiseln informiert. Beide würden nun zum Militär gebracht. Nach vorab veröffentlichten Informationen soll heute zudem Keith Siegel (65) in der Stadt Gaza freigelassen werden.
Die Männer kommen im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas frei. Im Gegenzug sollen 90 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, darunter neun zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilte Gefangene.
Der Liveblog vom Freitag
Israel hat die Namen der drei Geiseln erhalten, die morgen von der Hamas freigelassen werden sollen. Trotz Zurückweisung durch Ägypten und Jordanien besteht US-Präsident Trump auf eine Räumung des Gazastreifens. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.