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Krieg gegen die Ukraine ++ Scholz will anhaltende Ukraine-Unterstützung ++

Stand: 19.12.2024 12:21 Uhr

Nach dem Ukraine-Gipfel europäischer NATO-Staaten hat Bundeskanzler Scholz dazu aufgerufen, die Hilfen für das Land beizubehalten. Der russische Präsident Putin schlägt den USA ein "Raketenduell" vor. Die Entwicklungen im Liveblog.

Russland hat in seinem Invasionskrieg gegen die Ukraine nach Ansicht von Experten fabrikneue Raketen aus Nordkorea eingesetzt. Forscher hätten vier Raketen aus Nordkorea untersucht, die im Juli und August in der Ukraine entdeckt wurden, sagte Direktor Jonah Leff von der Organisation Conflict Armament Research am Mittwoch (Ortszeit) im UN-Sicherheitsrat.

Die Markierungen auf einem der Geschosse deuteten darauf hin, dass es erst in diesem Jahr hergestellt worden ist. "Dies ist der erste öffentliche Beweis dafür, dass Raketen in Nordkorea hergestellt und dann in der Ukraine innerhalb weniger Monate - nicht Jahre - eingesetzt worden sind", sagte Leff.

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja zog Leffs Unparteilichkeit in Zweifel und sprach von Possenreißerei. US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sagte dagegen, bei Conflict Armament Research arbeiteten anerkannte Experten. Russland und Nordkorea betrieben "ungesetzliche Waffentransfers und Schulungen und verstoßen damit schamlos gegen zahlreiche Resolutionen des Sicherheitsrates", der Sanktionen gegen Nordkorea verhängt hat, weil es ein Atom- und Raketenprogramm betreibt.

Die in Großbritannien ansässige Organisation Conflict Armament Research wurde 2011 gegründet und soll in Konflikten eingesetzte Waffen dokumentieren und zurückverfolgen, um Regierungen bei der Bekämpfung der Abzweigung und Verbreitung von Waffen zu unterstützen. Seit 2018 ist sie in der Ukraine tätig.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat seine Bereitschaft zu Verhandlungen über ein Ende des Ukrainekriegs bekräftigt. Dabei sei er auch zu Eingeständnissen bereit, sagte Putin auf seiner Jahrespressekonferenz auf eine Frage des US-Senders NBC. "Politik ist die Kunst der Kompromisse." Details zu möglichen Kompromissen nannte er nicht.

Zugleich warf der Kremlchef der Ukraine einmal mehr vor, Verhandlungen zu blockieren. Er erinnerte dabei an das Scheitern eines Abkommens, das Moskau und Kiew kurz nach Beginn des von Putin befohlenen Angriffskriegs in Istanbul schließen wollten. Die Einigung sei am Ende von der Ukraine auf Druck des Westens abgelehnt worden, sagte er. 

Auch ein Treffen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump schloss Putin nicht aus. Wann ein solches Treffen stattfinden könne, wisse er aber nicht. "Ich habe seit vier Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen." Bisher habe es keine Vorschläge vom Team Trumps für ein Gespräch gegeben.

Nach dem Ukraine-Gipfel europäischer NATO-Staaten hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Verbündeten erneut aufgerufen, ihre Hilfe für das von Russland angegriffene Land beizubehalten. "Wir müssen die Unterstützung für die Ukraine dauerhaft absichern", sagte Scholz in Brüssel. "Es muss klar sein, dass wir bereit sind, solange die Unterstützung zu ermöglichen, wie sie gebraucht wird."

Rund einen Monat vor Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident hatten gestern Abend auf Einladung von NATO-Generalsekretär Mark Rutte Staats- und Regierungschefs oder Außenminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Italien, Dänemark und den Niederlanden mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über weitere Möglichkeiten der Unterstützung beraten.

Scholz sagte, er habe bei den Bündnispartnern dafür geworben, weitere Hilfe mit Luftverteidigung, Artillerie oder auch Munition zu prüfen. Für Deutschland versprach er: "Wir werden auch weiter der größte Unterstützer der Ukraine in Europa bleiben." Alleine die zugesagten oder gelieferten Rüstungsgüter hätten einen Wert 28 Milliarden Euro.

Der russische Präsident Wladimir Putin schlägt den USA ein "Raketenduell" vor, um zu zeigen, dass die neue ballistische Hyperschallrakete Oreschnik von keinem US-Raketenabwehrsystem abgefangen werden kann. "Wir sind zu einem solchen Experiment bereit", sagte Putin in einer Pressekonferenz.

Er schlug vor, dass sich beide Staaten auf ein bestimmtes Ziel einigen, das dann von US-Raketen geschützt werden soll. Russland hat die Oreshnik-Rakete erstmals am 21. November auf die Stadt Dnipro in dem überfallenen Nachbarland Ukraine abgefeuert.

Im Krieg gegen die Ukraine sieht der russische Präsident Wladimir Putin sein Land auf dem richtigen Weg. "Die Situation ändert sich radikal, wir rücken entlang der gesamten Frontlinie vor", sagte Putin auf seiner Jahrespressekonferenz in Moskau. Die von ihm sogenannte spezielle Militäroperation sei auf dem Weg "unsere Ziele zu erreichen."

Auf die Frage, wann die russischen Truppen die ukrainischen Streitkräfte aus der russischen Region Kursk vertreiben werden, antwortete Putin, dass "wir sie ganz sicher hinauswerfen werden", blieb aber einen Zeitpunkt schuldig. Putin versprach außerdem, die durch die Kämpfe beschädigte Infrastruktur wiederherzustellen.

Kaja Kallas, die EU-Außenbeauftragte, warnt davor, vorschnell über Friedensverhandlungen zu reden und sich nicht auf die Unterstützung der Ukraine zu konzentrieren. "Wir müssen darüber reden, wie wir die Ukraine stärker unterstützen können. Wenn wir zu früh zu Verhandlungen drängen, ist das schlecht für die Ukraine", sagt Kallas vor dem EU-Gipfel.

Auch Kanzler Scholz hatte am Mittwoch davor gemahnt, dass die militärische Unterstützung jetzt Vorrang vor Debatte etwa über Bodentruppen nach einem Friedensschluss haben müsse.

Der ukrainische Präsident Selenskyj ruft beim EU-Gipfel die USA und die EU zur Einigkeit auf. "Für uns ist es sehr wichtig, vor allem zu Beginn des nächsten Jahres, dass die Vereinigten Staaten, die EU und die europäischen Länder sich einig sind", sagte Selenskyj bei seinem Besuch in Brüssel. "Ich denke, nur gemeinsam - die Vereinigten Staaten und Europa - können wir Putin wirklich stoppen und die Ukraine retten." Hintergrund ist die Ankündigung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, die Hilfen für die Ukraine zu verringern.

Laut Selenskyj wird bei den Beratungen beim EU-Gipfel unter anderem der Schutz des Energiesektors und eine Erhöhung der ukrainischen Waffenproduktion auf der Tagesordnung stehen.

Nordkorea könnte nach Einschätzung des südkoreanischen Geheimdienstes weitere Truppen nach Russland für den Krieg gegen die Ukraine schicken. Der Geheimdienst NIS sehe Anzeichen dafür, dass Machthaber Kim Jong Un Vorbereitungen für die Ausbildung und Entsendung einer zusätzlichen Spezialeinheit trifft, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Sie berief sich dabei auf Informationen aus einer nicht öffentlichen Sitzung des Geheimdienstausschusses der Nationalversammlung, die ein Abgeordneter später mit Reportern teilte. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt. 

Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten kommen zu ihrem letzten regulären Gipfeltreffen in diesem Jahr zusammen. Thema bei den Beratungen in Brüssel soll insbesondere die Frage sein, wie die Ukraine in eine bessere Ausgangsposition für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland versetzt werden kann. Der ukrainische Präsident Selenskyj soll am Anfang der Beratungen mit dabei sein und über den aktuellen Bedarf berichten.

Bereits gestern Abend lud NATO-Generalsekretär Rutte zu einem informellen Treffen ein. Hintergrund des informellen Treffens waren die schwierige militärische Lage für die ukrainischen Streitkräfte im Osten des Landes und das Szenario, dass Trump als US-Präsident versuchen könnte, die Ukraine und Russland zu Verhandlungen zu drängen. Eine Einschätzung von Tobias Reckmann, ARD Brüssel:

Tobias Reckmann, ARD Brüssel, zu EU-Beratungen über Ukraine-Unterstützung

Morgenmagazin, 19.12.2024 05:30 Uhr

Bei Kämpfen in der Ukraine sind nach Angaben eines südkoreanischen Abgeordneten mindestens 100 nordkoreanische Soldaten getötet worden. Etwa 1.000 weitere seien verletzt worden, sagte der Parlamentarier vor Journalisten unter Berufung auf den nationalen Geheimdienst. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Nordkorea bestreitet offiziell, Russland im Krieg in der Ukraine militärisch zu unterstützen.

Ein ukrainischer Drohnenangriff hat nach russischen Angaben einen Brand in einer Ölraffinerie in der südrussischen Region Rostow ausgelöst. Mindestens 13 Raketen und zahlreiche Drohnen seien auf die südrussische Grenzregion Rostow am Asowschen Meer abgefeuert worden, teilten die dortigen Behörden mit.

Ein Mensch sei verletzt worden, erklärte Gouverneur Juri Sljusar. "Notfall- und Rettungskräfte sind vor Ort." Es ist bereits der zweite Angriff auf die Anlage innerhalb von sechs Monaten. Ein ukrainischer Drohnenangriff im Juni hatte die Produktion in der Raffinerie für zwei Monate unterbrochen.

Von ukrainischer Seite hieß es, Ziel des Raketenangriffs sei das Chemiewerk Kamenski gewesen. Dort werde Raketentreibstoff hergestellt, teilte der Chef des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, auf Telegram mit.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein russischer Raketenangriff im südostukrainischen Krywyj Rih hat nach Behördenangaben die Stromversorgung in Teilen der Großstadt lahmgelegt und sowohl Hochhäuser als auch ein Krankenhaus beschädigt. "Gott sei Dank, alle sind am Leben", schrieb der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Olexander Wilkul, bei Telegram.

Es gebe viele Schäden an Hochhäusern, rund um den Einschlagsort gebe es Stromausfälle. Wasser-, Energie-, Verkehrs- und Versorgungsunternehmen seien mit den Folgen des Angriffs beschäftigt, erklärte Wilkul. Um die Betroffenen zu unterstützen, sei in der nächstgelegenen Schule eine Hilfszentrale eingerichtet worden. Laut dem Chef der Militärverwaltung hatte es am gestrigen Abend eine Explosion in der Stadt gegeben. Seine Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in Brüssel Gespräche mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte und anderen europäischen Staats- und Regierungschefs geführt. Selenskyj bezeichnete die Treffen als "eine sehr gute Gelegenheit, um über Sicherheitsgarantien für die Ukraine für heute und morgen zu sprechen".

Rutte erklärte, dass die Gespräche darauf abzielten, die Ukraine "in die bestmögliche Position" für mögliche Friedensverhandlungen zu bringen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron drängte auf eine Diskussion über die mögliche Entsendung europäischer Truppen. "Die Diskussion dreht sich darum, die Ukraine für die kommenden Tage auszurüsten", sagte der britische Außenminister David Lammy.

Das neue NATO-Kommando zur Koordinierung internationaler Ukraine-Hilfen in Wiesbaden ist in Betrieb. Die EU hat der Ukraine nach Erfüllung von Reformauflagen weitere Finanzhilfen überwiesen. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.