Ein Bäcker holt Brötchen aus dem Ofen.

Ausbildung zum Bäcker Mehr junge Leute wollen Brötchen backen

Stand: 28.01.2025 06:35 Uhr

Der Bäckerberuf ist für junge Menschen wieder interessanter geworden. 2024 schlossen deutlich mehr einen Ausbildungsvertrag ab. Gründe sind bessere Arbeitszeiten und mehr Auszubildende aus dem Ausland.

800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Jürgen Hinkelmann in seinem Unternehmen Bäckermeister Grobe. Doch für seine Azubis hat er ein ganz besonderes Auge. Es ist eine Herzensangelegenheit für ihn, sie mit Leidenschaft an den Bäckerberuf heranzuführen. "Wir haben seit August keinen verloren, das ist ein gutes Zeichen. Wir können nicht von der hohen Abbrecherquote berichten, von der oft die Rede ist", erzählt er stolz.

Das Unternehmen betreibt etwas mehr als 60 Filialen im Ruhrgebiet, vor allem in und um Dortmund. 60 Auszubildende, 31 davon im ersten Lehrjahr, sind dort beschäftigt. Davon sind zwei Drittel weiblich und ein Drittel männlich.

Beruf des Bäckers krisensicher

Die Backbranche blickt insgesamt zufrieden auf die aktuelle Ausbildungssituation. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage in Deutschland schlossen die Betriebe des Handwerks 2024 deutlich mehr Ausbildungsverträge ab als im Jahr zuvor, berichtet der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Besonders der Beruf Fachverkäuferin/Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk erfreue sich einer großen Beliebtheit.

"22,5 Prozent mehr Neuverträge sind ein erfreulicher und dringend notwendiger Zuwachs, der mich stolz macht und beweist, dass wir eine Branche mit Zukunft sind", so Verbandspräsident Roland Ermer. Im Beruf Bäcker/in gebe es einen Anstieg von 11,4 Prozent. Jürgen Hinkelmann glaubt, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage ein Grund für das gestiegene Interesse am Beruf des Bäckers ist.

"Unser Job ist krisensicher. Sie werden keinen arbeitslosen Bäcker finden. Vielleicht gibt es weniger Bäckereien. Aber es wird immer einen Job geben", so Hinkelmann. Außerdem gebe es inzwischen Arbeitsmodelle, die den Beruf attraktiver machen: "Zwei Drittel unserer Arbeitsstunden finden in der Tagschicht statt, nur ein Drittel in der Nacht oder früh morgens." Am Tag würden Teiglinge hergestellt, die in der Nacht gebacken und veredelt werden. Arbeitszeiten am Tag seien deutlich besser mit Familie und Freizeit vereinbar.

Viele Auszubildende aus Drittstaaten

Die Bäckereibetriebe schauen bei der Suche nach Auszubildenden auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. "Viele Betriebe haben die Chancen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes genutzt und Auszubildende aus dem Ausland, beispielsweise aus Vietnam, in eine Lehre übernommen", erklärt Verbandspräsident Ermer.

Bei Bäckermeister Grobe kommen 13 Azubis im ersten Lehrjahr aus Drittstaaten: sieben aus Vietnam, zwei aus Tunesien, zwei aus Marokko, einer aus der Ukraine und einer aus Tadschikistan. "Grundsätzlich haben wir vorwiegend positive Erfahrungen mit unseren Auszubildenden aus Drittstaaten gesammelt. Sie sind sehr motiviert und engagiert. Sie nehmen sich neuen Herausforderungen an und arbeiten daran, sich stetig weiterzuentwickeln und Neues zu lernen", berichtet die für Recruiting & Personalentwicklung zuständige Carolin Wilken.

Herausfordernd sei in den ersten Monaten die Verbesserung der Sprachfähigkeit und eine erfolgreiche Integration in einen fremden Kulturkreis. "Hier bedarf es Unterstützung in Form von Sprachkursen, Schulungen und auch Austauschveranstaltungen und vor allem zu Beginn Bezugspersonen für jegliche Fragestellungen, die sich ergeben", so Wilken.

Mehr Männer interessieren sich für den Beruf

Trotz der positiven Entwicklungen hat auch das Bäckerhandwerk weiterhin mit dem allgegenwärtigen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu kämpfen. "Nach wie vor gibt es viele freie Lehrstellen, die unsere Betriebe gerne mit jungen Menschen besetzen würden", so Verbandspräsident Ermer. Von einer neuen Bundesregierung fordert er daher ein klares Bekenntnis zur Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung. "Auch eine konsequente Berufsorientierung in Schulen, vor allem an Gymnasien, ist notwendig, um die Bandbreite an Ausbildungsberufen und deren Karrierechancen stärker bekannt zu machen", so Ermer.

Grobe-Inhaber Jürgen Hinkelmann ist überzeugt, dass sich das Bild des Bäckerhandwerks auch in der Gesellschaft verändert habe. "Als ich in die Ausbildung gegangen bin, gab es fünf Brötchen zur Auswahl und das war schon viel." Die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher seien anders geworden.

"Wir als Handwerk haben uns verändert - weg vom Versorger hin zu Gastronomie. Da ist so viel Wandel drin. Das interessiert die Leute", so Hinkelmann. Der Job sei dadurch vielseitiger und spannender geworden. Besonders freut ihn, dass sich immer mehr Männer für den Job interessieren. "Es ist ein toller Beruf, denn am Ende gibt es doch nichts Schöneres, als zu sehen: Was habe ich geschafft und schmeckt es?"

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR 5 in der Sendung Morgenecho am 20. Januar 2025 um 06:05 Uhr.