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Tesla-Gewinn geschrumpft Musk verspricht viel - doch kann er auch liefern?

Stand: 30.01.2025 15:03 Uhr

Der Gewinn des Elektroauto-Konzerns Tesla ist um über 70 Prozent eingebrochen. Was bleibt, sind - wieder einmal - jede Menge Versprechungen von Elon Musk. Experten sind skeptisch.

Eine Analyse von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Die nackten Zahlen lesen sich nicht gerade vielversprechend: Im Schlussquartal 2024 ist der Tesla-Gewinn um 71 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar eingebrochen. Auch bei den Erlösen verfehlte der US-Elektroautohersteller mit 25,7 Milliarden Dollar klar die Markterwartungen.

Damit mehren sich die negativen Signale aus Austin, Texas. Erst Anfang des Monats hatte Tesla-Chef Elon Musk für 2024 den ersten Absatzrückgang seit 2011 vermeldet. Die enttäuschende Geschäftsentwicklung steht dabei in krassem Kontrast zum Tesla-Hype an der Börse.

Tesla-Aktie mit über 100 Prozent Kursplus

An der Nasdaq ist die Tesla-Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um 108 Prozent gestiegen. Dabei profitierte der Titel auch von einer scharfen, positiven Kursreaktion auf den Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl - allein seit dem Wahltag liegt er über 50 Prozent im Plus.

Anleger setzen darauf, dass das Unternehmen von Trumps Präsidentschaft profitieren wird, immerhin hat Musk einen engen Draht ins Weiße Haus und spendete mehr als 200 Millionen Dollar für den Wahlkampf des Republikaners. In US-Medien wird Musk denn auch gerne als "first buddy", also als "erster Kumpel" Trumps bezeichnet.

Trump bleibt ein E-Auto-Skeptiker

Bislang haben sich die Hoffnungen der Anleger aber nicht erfüllt - im Gegenteil: Als eine seiner ersten Amtshandlungen stellte Trump die Elektroauto-Förderung auf den Prüfstand und schaffte die von seinem Vorgänger Joe Biden eingeführte Ladeinfrastuktur-Förderung sowie dessen 50-Prozent-E-Auto-Ziel bis 2030 ab. Ein herber Schlag für Tesla.

Kein Wunder also, dass die Tesla-Aktie nach ihrem Rekordhoch im Dezember bei über 488 Dollar erst einmal wieder den Rückwärtsgang eingelegt hat und aktuell rund 100 Dollar günstiger gehandelt wird. Umso verwunderlicher ist hingegen auf den ersten Blick die positive Börsenreaktion auf die enttäuschenden Quartalszahlen: Im vorbörslichen US-Handel notiert die Tesla-Aktie heute gut zwei Prozent höher. Wie kann das sein?

Anleger schlucken Musk-Köder

Offenbar hat die Börse - wieder einmal - den Köder geschluckt, den Musk ihr hingehalten hat. So versprach Musk gestern Abend, Tesla werde - auch dank der baldigen Einführung billigerer Modelle - beim Absatz 2025 "zum Wachstum zurückkehren". Mit keinem Wort erwähnte der Tech-Milliardär die Steigerungsrate von 20 bis 30 Prozent, die er noch im Oktober bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal prognostiziert hatte.

Laut den vom Datendienstleister FactSet zusammengestellten Analystenprognosen wird Tesla in diesem Jahr voraussichtlich 2,07 Millionen Fahrzeuge verkaufen, was einer Steigerung von 16 Prozent gegenüber 2024 entspricht. Zum Vergleich: 2023 und 2022 hatte die Wachstumsrate noch bei rund 40 Prozent gelegen.

Absatzprobleme auch in Deutschland und Europa

Dabei dürfte nicht zuletzt auch die Politik von Musk-"Kumpel" Trump den Absatz in den USA dämpfen. "Der Widerstand von Trump 2.0 gegen die Anreize für Elektrofahrzeuge hat die Volumenerwartungen für 2025 empfindlich getroffen", sagte Adam Jonas, Analyst bei Morgan Stanley, der Financial Times.

Auch in anderen Tesla-Märkten sieht es düster aus: In China tobt ein harter Preiskampf - und in Deutschland und Europa dürften "die vielen negativen Äußerungen von Elon Musk" die Verkäufe bremsen, erwartet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Tesla stehe ein "schweres Jahr" bevor. "Die Wachstumsstory hinkt."

Musk: 2026 wird "episch"

Dabei ist die Wachstumsstory nicht die einzige Geschichte, die Musk den Anlegern zu verkaufen versucht. Bei Vorlage der Quartalszahlen versprach er noch für dieses Jahr den lange ersehnten Durchbruch beim Autonomen Fahren.

Bereits im Juni soll der erste Robotaxi-Dienst des Elektroauto-Konzerns in der US-Stadt Austin starten - und bis Ende kommenden Jahres in vielen Ländern der Welt. 2026 soll dann auch das selbstfahrende Taxi "Cybercab" in die Massenproduktion gehen. Das kommende Jahr werde "episch" werden, so Musk.

Die unendliche Tesla-Robotaxi-Geschichte

Nicht nur die Anleger sind allerdings gut beraten, die gewohnt vollmundigen Versprechungen des Tesla-Chefs mit Vorsicht zu genießen. Schenkte man nämlich den Ankündigungen Musks Glauben, so müssten auf den Straßen weltweit längst -zigtausende autonome Teslas unterwegs sein.

Bereits 2016 enthüllte der Milliardär den "geheimen Tesla-Masterplan, Teil zwei". Darin kündigte er an, Tesla-Modelle zu Robotaxis zu machen. Tesla-Besitzer könnten danach ihr Auto einer Flotte von Tesla-Robotaxis ganz einfach per Knopfdruck hinzufügen und so Geld mit ihrem Auto verdienen, wenn sie es nicht benötigen. Zielhorizont: "nächstes Jahr". Das wäre dann also 2017 gewesen.

Fährt Waymo der Konkurrenz davon?

Unterdessen hat die Konkurrenz in den vergangenen Jahren massive Fortschritte gemacht. Die Google-Schwesterfirma Waymo macht mit ihren Robotaxis 150.000 kommerzielle Fahrten und über 1,6 Millionen Kilometer - pro Woche.

Die Wagen der Google-Schwesterfirma sind jedoch deutlich teurer, weil sie mit Laser-Radaren (Lidar) die Umgebung dreidimensional abtasten. Das sorgt für mehr für Sicherheit beim Fahren, macht es aber schwieriger, Geld zu verdienen.

Musk ist hingegen überzeugt: Laser-Radare seien nicht die richtige Technologie für den Straßenverkehr. "Menschen fahren, ohne Laserstrahlen aus ihren Augen herauszuschießen." Tesla setzt daher ausschließlich auf Kameras. Für viele Experten ein absolutes No-Go. "Für uns ist das völlig klar, dass das nicht geht", erklärte jüngst BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber.

Tesla-Aktie braucht neue Impulse

Sollte Musks Vision vom Autonomen Fahren ohne Laser-Radare funktionieren, so hätte Tesla einen enormen Kostenvorteil. Der Beweis, dass das ohne Abstriche bei der Sicherheit möglich ist, steht allerdings noch aus.

Experten sind überzeugt: Die Elektroauto-Fantasie allein reicht für einen weiteren Höhenflug der Tesla-Papiere kaum aus. Musk muss 2025 nicht nur bei den Absatzzahlen, sondern auch beim Autonomen Fahren liefern - andernfalls hätte die Tesla-Aktie viel Luft nach unten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. Januar 2025 um 09:00 Uhr in Update Wirtschaft.