US-Präsident Donald Trump und Federal Reserve Gouverneur Jerome Powell im November 2017.
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Scharfe Kritik an US-Notenbank Trump und Powell auf Kollisionskurs

Stand: 29.01.2025 10:26 Uhr

Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump für die US-Notenbank Fed und deren Chef Jerome Powell nur Spott und Hohn übrig. Nun aber drohen die Spannungen zu eskalieren.

Eine Analyse von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus hat die US-Notenbank Fed und ihren Vorsitzenden Jerome Powell in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Experten sind überzeugt: Powell kann sich auf einiges gefasst machen - ist im schlimmsten Fall sogar sein Job in Gefahr?

Trump und Powell auf Kollisionskurs

Schon Donald Trumps erste Amtszeit hatte dem Fed-Vorsitzenden viel Spott und Kritik seitens des US-Präsidenten beschert. Einmal verglich Trump den Fed-Vorsitzenden sogar mit "einem Golfer, der nicht putten kann".

Nun steuern die beiden auf eine erneute Kollision zu - allerdings unter verschärften Vorzeichen. "Das Risiko eines Konflikts zwischen der Trump-Administration und der Fed ist sehr hoch", ist etwa der ehemalige IWF-Spitzenökonom Olivier Blanchard überzeugt. Warum aber sollten Trump und Powell aneinandergeraten? Ganz einfach: Weil Powell die Zinsen aller Voraussicht nach nicht so stark senken wird, wie Trump es gerne hätte.

Nur noch eine Zinssenkung 2025?

Tatsächlich haben die Märkte ihre Zinssenkungserwartungen für 2025 zuletzt deutlich eingedampft: Hatten Anleger vor der Trump-Wahl noch auf bis zu vier Zinssenkungen in den USA im neuen Jahr spekuliert, so gehen Marktbeobachter mittlerweile nur noch von einer Zinssenkung im laufenden Börsenjahr aus.

Denn die US-Wirtschaft brummt, und die Inflation erweist sich als hartnäckiger als gedacht. Das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, die PCE-Kerninflation, liegt aktuell mit 2,8 Prozent noch klar über dem 2,0-Prozent-Zielwert der Fed. Einige Analysten an der Wall Street haben daher sogar die Möglichkeit von Zinserhöhungen ins Spiel gebracht.

Trump hat Zinssenkungen versprochen

Das passt dem selbsternannten "Niedrigzinstypen" ("low interest guy") Trump natürlich so gar nicht. Trumps Kalkül liegt auf der Hand: Sollte die Fed nur zögerlich vorgehen, sähen sich die amerikanischen Verbraucher mit anhaltend hohen Kreditkosten und Hypothekenzinsen konfrontiert. Das würde dem neuen US-Präsidenten großen Unmut seitens seiner Wählerschaft bescheren.

Immerhin hatte der Republikaner im Wahlkampf Zinssenkungen versprochen, "wie Sie sie noch nie zuvor gesehen haben". Er forderte die Fed auf, "die Zinssätze auf Null oder weniger" zu senken. Fakt ist: Aktuell liegt der US-Leitzins in einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent - und damit so hoch wie nie zuvor während Trumps erster Amtszeit.

Trumps Politik als Inflationstreiber?

Dabei war das Verhältnis zwischen dem Weißen Haus und der politisch unabhängigen Notenbank bereits zwischen 2016 und 2020 angespannt, machte sich Trump damals doch wiederholt öffentlich über Powell und Co. lustig. Als die Fed-Banker sich weigerten, Trumps Wunsch nach aggressiveren und schnelleren Zinssenkungen nachzukommen, beschimpfte er sie als "Dummköpfe" und "Feinde".

2025 könnte die US-Notenbank nun erneut den Zorn Trumps auf sich ziehen, denn ausgerechnet Trumps eigene Politik könnte es für die Fed schwierig machen, die Zinsen drastisch zu senken.

Der Republikaner hat versprochen, die Zölle auf US-Handelspartner zu erhöhen, Einwanderer abzuschieben und die Steuern zu senken: allesamt Maßnahmen, die das Potenzial haben, die Preise in die Höhe zu treiben. Und sollte sich die Inflation wieder beschleunigen, müsste die Fed die Zinsen hochhalten oder gar erhöhen.

Kann der US-Präsident den Fed-Chef feuern?

Sollte der Konflikt zwischen Trump und Powell eskalieren, könnte der US-Präsident womöglich zur Ultima Ratio greifen. Auf die Frage, ob Trump den Fed-Chef feuern könnte, sagte jüngst Steve Moore, ein langjähriger Berater von Trump: "Ich würde es nicht ausschließen, weil Powell einen miserablen Job gemacht hat."

Das würde Experten zufolge jedoch zu einem langwierigen Rechtsstreit führen, der schließlich vor dem Obersten Gerichtshof enden könnte. Powell selbst hatte bereits auf einer Pressekonferenz im November deutlich gemacht, dass Trump zu einem solchen Schritt seiner Ansicht nach rechtlich nicht befugt sei: "Nach dem Gesetz nicht zulässig", lautete sein knapper Kommentar.

Wall Street dürfte heftig reagieren

Aus Sicht der Trump-Regierung dürfte sich ein solcher juristischer Kampf ohnehin kaum lohnen. Immerhin endet Powells Amtszeit bereits im Mai 2026; dann könnte das Weiße Haus einen neuen Vorsitzenden nominieren.

Hinzu kommt: Sollte Trump den Fed-Chef feuern, so würde dies aller Voraussicht nach für einen Kurssturz an der Wall Street sorgen - auch das wäre sicherlich nicht im Interesse des US-Präsidenten.

Warum eine unabhängige Notenbank wichtig ist

Doch auch wenn Trump darauf verzichten sollte, Powell zu feuern, so könnte seine anhaltende Kritik an der US-Notenbank nichtsdestotrotz für Probleme sorgen: Sollten die Märkte den Eindruck gewinnen, dass die Fed vom US-Präsidenten nur herumgeschubst wird und nicht mehr unabhängig agiert, würden sie das Vertrauen in die Fähigkeit der Fed verlieren, die Inflation zu kontrollieren.

Das hätte verheerende Folgen. Rechnen nämlich Verbraucher und Unternehmen mit einer höheren Inflation, so handeln sie in der Regel so, dass die Preise tatsächlich steigen: Verbraucher ziehen teure Anschaffungen vor, bevor die Preise weiter steigen, und Unternehmen erhöhen ihre eigenen Preise, da sie ja mit steigenden Ausgaben rechnen. Nicht umsonst haben Untersuchungen gezeigt, dass Länder mit unabhängigen Zentralbanken in der Regel eine niedrigere Inflationsrate aufweisen.

Um es mit den Worten des einstigen Fed-Chefjuristen Scott Alvarez zu sagen: "Die Märkte müssen zuversichtlich sein, dass die Fed auf die Daten und nicht auf politischen Druck reagiert." Keine leichte Aufgabe, die da auf Fed-Chef Jerome Powell wartet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. November 2024 um 08:35 Uhr.