Verlegung von Glasfaserkabeln der Deutschen Telekom

Anschluss für jede Wohnung Glasfaser-Versprechen der Telekom

Stand: 01.04.2021 18:42 Uhr

In vielen Regionen Deutschlands stöhnen die Menschen weiter über langsame Internet-Verbindungen. Das soll sich nun endlich ändern. Die Telekom will bis 2030 Glasfaser bis in jedes Haus legen.

Von Notker Blechner, tagesschau.de

Früher redete Telekom-Chef Tim Höttges nicht so gern über Glasfaserkabel, jetzt ist es sein Lieblingsthema. Auf der virtuellen Hauptversammlung des Magenta-Konzerns stellte Höttges die Gigabit-Offensive in den Vordergrund. "Die Zukunft heißt Glasfaser", verkündete er vor den Aktionären.

"Bauen Glasfaser in jede Wohnung!"

Nachdem das Unternehmen Glasfaser "bis an die grauen Kästen" gebaut habe, "machen wir jetzt weiter". Höttges versprach: "Wir bauen Glasfaser bis in jedes Haus und jede Wohnung." Die Telekom will nach eigenen Angaben bis 2030 alle Haushalte in Deutschland mit Glasfaser versorgen.

Aktuell sind die reinen Glasfaseranschlüsse, die in der Branche "Fiber to the Home" (FTTH) heißen, in 2,2 Millionen Haushalten verfügbar. In den nächsten drei Jahren soll das High-Speed-Netz in etwa zehn Millionen Haushalten eingesetzt sein.

2,5 Milliarden Euro Investitionen pro Jahr

Dazu stockt der Telekom-Konzern die Investitionen weiter auf. Die Ausgaben sollen von derzeit zwei Milliarden pro Jahr auf 2,5 Milliarden Euro pro Jahr bis 2024 erhöht werden. "Das ist eine Rieseninvestition, vielleicht die größte in der Geschichte der Telekom", sagte Höttges. Insgesamt investiert die Telekom in diesem Jahr rund 18,3 Milliarden Euro, davon 5,5 Milliarden in Deutschland.

Als Schwerpunkt der Gigabit-Offensive nannte Höttges die bessere Internetversorgung von Schulen. Bislang haben nur knapp 35 Prozent aller Schulen einen Gigabit-Anschluss, heißt es im Breitbandbericht der Bundesregierung.

Die komplette Abdeckung Deutschlands mit Glasfaser könne die Telekom aber nicht alleine schaffen. "Wir kooperieren hier mit Mitbewerbern, regionalen Carriern und Stadtwerken", erklärte Höttges auf der Hauptversammlung. Die Telekom sei offen für eine Zusammenarbeit und reiche allen die Hand.

Teurer, aber stabiler als TV-Kabel-Internetanschluss

Wettbewerber wie Vodafone setzen bei Gigabit-Anschlüssen auf eine andere Technik: auf TV-Kabel. Die Preise der Vodafone-Verträge sind niedriger als die der Glasfaser-Internetverträge der Telekom. Allerdings gilt das TV-Kabel als weniger stabil als reines Glasfaser-Internet. Wenn abends viele Bewohner in einer Straße ganze Filme streamen oder große Datenpakete herunterladen, sinkt das Übertragungstempo bei TV-Kabeln stärker als bei FTTH-Anschlüssen.

Eine Glasfaserleitung bietet höhere Geschwindigkeiten ohne auffällige Schwankungen. Höttges bezeichnet deshalb die Werbung der Fernsehkabel-Konkurrenz mit Gigabit-Netz als "Marketing-Chimäre".

Früher gab's nur Internet über das Kupferkabel

So sehr die Telekom jetzt in die Glasfaser-Offensive geht, so zögerlich war sie in der Vergangenheit. Lange Zeit setzten die Bonner bei der "letzten Meile" zum Kunden auf VDSL-Technik, die über die herkömmlichen Kupferdrähte der Telefonleitungen läuft und deutlich langsamer als Glasfaser ist. Bei der Vectoring-Technik wurden nur 100 Megabit pro Sekunde erreicht. Wegen der hohen Kosten schloss die Telekom nur die Verteilerkästen am Straßenrand mit Glasfaser an.

Telekom-Boss Höttges verteidigt bis heute diese Strategie. "Es war richtig, Glasfaser in jede Straße zu legen und so schnelles Netz von der Telekom für über 80 Prozent aller Haushalte zu ermöglichen." Damit sei nun Home-Office flächendeckend möglich.

Deutschland hinkt anderen Ländern hinterher

Der neue Deutschland-Chef Srini Gopalan räumt ein, dass die Bundesrepublik beim Glasfaserausbau im internationalen Vergleich schlecht abschneide. Ein Grund sei, dass der Ausbau in Deutschland zwei bis zehn Mal teurer sei als in anderen Ländern. Aufwendige Genehmigungsverfahren und umfassende Tiefbaumaßnahmen trieben die Kosten.

Mit dem so genannten Trenchingverfahren geht die Telekom neue kostengünstigere Wege. Dabei werden keine tiefen Löcher gegraben, sondern in die Straßenoberfläche wird ein Schlitz gefräst, in den ein Leerrohr verlegt wird. Durch das Rohr wird mit Druckluft die eigentliche Glasfaser geblasen. Dank "Trenching" lassen sich am Tag drei Kilometer Glasfaser verlegen statt nur 300 Meter beim klassischen Tiefbau. Auf der Hauptversammlung gab Konzernchef Höttges Einblick in die Bauarbeiten.

5G bald für alle?

Beim Ausbau des Mobilfunknetzes 5G kommt die Telekom deutlich schneller voran. "Nie haben wir eine neue Netztechnologie schneller aufgebaut als jetzt bei 5G", schwärmt Deutschland-Chef Gopalan. Der Konzern erreicht inzwischen nach eigenen Angaben 80 Prozent der Bevölkerung, also mehr als 66 Millionen Deutsche. Bis Jahresende sollen es 90 Prozent sein.

Dagegen erreicht Vodafone erst 20 Millionen Menschen. Ende 2021 soll die Zahl auf 30 Millionen steigen. Noch deutlicher hinkt Telefonica hinterher. 1&1 Drillisch hat mit dem Ausbau noch gar nicht begonnen. Bis Drillisch ein Netz habe, könne es noch Jahre dauern, glaubt Telekom-Chef Höttges. Bis 2025 will Drillisch gut ein Viertel der deutschen Haushalte mit 5G erreichen.

Hinter 5G-Produkt steckt oft nur 4G

Echtes Highspeed-Mobilfunk bekommen die Endkunden freilich oft nicht. Sie erhalten meist nur 4G-Technik. Der Grund ist das Dynamic Spectrum Sharing, kurz DSS. Die Betreiber nutzen hier ihre 4G-Netze, die sie per Softwareupdate auf 5G aufrüsten. Je nachdem welche Geräte in der Nähe sind, schalten die Antennen zwischen 4G und 5G hin und her. Das spart Geld, sorgt aber für kaum mehr Geschwindigkeit. Kritiker sprechen von einer Art "5G light".

Unklar ist, wie viele 5G-Nutzer es derzeit gibt. Nur wer ein 5G-fähiges Smartphone hat, kann es im neuen schnellen Mobilfunknetz nutzen. Zudem benötigt er einen Vertrag, der auch für 5G freigeschaltet ist. Diejenigen, die einen älteren Vertrag haben, surfen weiter im 4G-Netz.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 01. April 2021 um 15:41 Uhr.