Kleinstes Plus seit zwei Jahren Erzeugerpreise steigen immer langsamer
Die Zeichen für einen Rückgang der Inflation mehren sich. Die Teuerungsrate der Erzeugerpreise in Deutschland ist im April zum siebten Mal in Folge gesunken. Preisanstiege für Verbraucher sind dennoch zu erwarten.
Die deutschen Erzeugerpreise sind im April so langsam gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die Hersteller gewerblicher Produkte verlangten durchschnittlich 4,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Im März waren es noch 6,7 Prozent. Damit sank die Teuerungsrate seit ihrem Höhepunkt im August und September 2022 mit jeweils 45,8 Prozent bereits das siebte Mal in Folge. Zum Vormonat März legten die Preise allerdings um 0,3 Prozent zu.
Energiepreise bremsen den Anstieg im Jahresvergleich
Im Jahresvergleich wirkten vor allem die Energiepreise dämpfend, die ein Jahr zuvor aufgrund des russischen Angriffskriegs steil angestiegen waren und nun für einen statistischen Basiseffekt sorgten. Im April stiegen die Energiepreise im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 2,8 Prozent.
Deutlich angezogen haben im April hingegen die Erzeugerpreise für Investitionsgüter, zu denen Fahrzeuge und Maschinen gehören: Sie verteuerten sich um 6,8 Prozent Vergleich zum Vorjahr.
Steigende Preise bei Nahrungsmitteln
Nahrungsmittel verzeichneten sogar einen Anstieg von 13,6 Prozent. Dabei stachen einige Produkte besonders hervor: Zucker wurde um 88,9 Prozent teurer, verarbeitete Kartoffeln um 40,5 Prozent und Schweinefleisch um 18,5 Prozent.
Für Milch und Rahm wurden 23,3 Prozent mehr verlangt, während sich Butter um 22,4 Prozent und nicht behandelte pflanzliche Öle um 35,7 Prozent verbilligten.
Steigende Preise zu erwarten
Trotz des moderaten Anstiegs der Erzeugerpreise erwarten Experten weitere Preisanstiege für Verbraucher. "Alles in allem keine dramatische Zahl, aber sie zeigt, dass die Inflation zurückgehen mag, die Preise selbst aber wohl nicht", kommentierte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch die Entwicklung. "Das gilt vor allem für die Produkte weiter hinten in den Wertschöpfungsketten, letztlich also auch für den privaten Endverbrauch."
Die Erzeugerpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Erhöhen oder senken die Hersteller ihre Preise, kommt das in der Regel verzögert auch bei den privaten Haushalten an - zumindest teilweise.
In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Im April lagen die Verbraucherpreise 7,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.