Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

Nasdaq im Fokus Bange Blicke auf die Jobdaten

Stand: 01.09.2022 22:18 Uhr

In New York blieb heute vor allem die zinssensitive Technologiebörse Nasdaq im besonderen Fokus. Mit gemischten Gefühlen blicken die Anleger auf neue Daten vom Arbeitsmarkt, die morgen erwartet werden.

An der Wall Street tendierten die Märkte heute lange Zeit schwach, ehe im späten Geschäft unter der Führung der Standardwerte doch noch etwas Interesse aufkam. Auch die Technologiebörse Nasdaq grenzte ihre Verluste im späten Verlauf noch ein. Trotzdem, die als besonders zinssensitiv geltende Tech-Börse verbucht seit Freitag ein Minus von rund 7,0 Prozent.

Der Leitindex Dow Jones machte anfänglich stärkere Verluste im Verlauf wieder wett und schaffte am Ende noch ein Plus von 0,46 Prozent auf 31.656 Punkte. Die Nasdaq ging mit einem kleinen Tagesverlust von 0,26 Prozent aus dem Handel, der Auswahlindex Nasdaq 100 veränderte sich letztlich so gut wie gar nicht bei 12.274 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index, der sowohl Technologie- als auch Standardaktien enthält, gewann 0,3 Prozent auf 3966 Punkte.

Trotz des noch selektiven Interesses zum Schluss des heutigen Tages - die Anleger sind nervös und verunsichert, seit US-Notenbankchef Jerome Powell die Märkte auf eine weiterhin straffe Geldpolitik der Fed im Kampf gegen die Inflation eingestimmt hat. Seither haben Rezessionssorgen die Oberhand. Allerdings: Eine dauerhaft hohe Inflation wäre aber noch schädlicher für die Wirtschaft.

Überraschend gute US-Konjunkturdaten verschärften im Handelsverlauf zunächst den Abwärtsdruck, da sie als Zeichen für einen größeren Spielraum der Fed für deutliche Zinserhöhungen gewertet wurden. "Die konjunkturelle Lage steht der Fed nicht im Weg", kommentierte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

So trübte sich die Stimmung in der Industrie im August überraschend nicht weiter ein, wie das Institut for Supply Management (ISM) mitteilte. Auch der Arbeitsmarkt bleibt robust. Bislang rechnen Investoren fest damit, dass die Fed den Leitzins Ende September erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird.

Aus diesem Grund trennten sie sich von bereits gehandelten, niedriger verzinsten Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf ein Zwei-Monats-Hoch von bis zu 3,29 Prozent. Gleichzeitig kletterte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein 20-Jahres-Hoch von 109,99 Punkten.

Aufschluss über das weitere Zinstempo der US-Notenbank erwarten sich die Anleger von den morgigen August-Daten vom Arbeitsmarkt. Daten, die Fed-Chef Powell und seine Kollegen bewusst noch abwarten wollten, ebenso wie die Verbraucherpreise für den August.

Der US-Jobmotor laufe weiter auf vollen Touren, sagte Ronald Temple, US-Aktienchef des Vermögensverwalters Lazard. "Selbst wenn die Daten am Freitag den Aufbau von nur 200.000 bis 250.000 Stellen zeigen, wäre der Arbeitsmarkt immer noch zu stark, um die Inflation zu kontrollieren. Das bedeutet, dass die Notenbank Fed noch Arbeit vor sich hat." Experten erwarten für August den Aufbau von 300.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft, etwas mehr als halb so viele wie im Vormonat.

Der US-Arbeitsmarkt entwickelt sich derweil weiterhin solide, wie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe heute zeigten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel um 5000 auf 232.000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Anstieg gerechnet. Die Daten aus der Vorwoche wurden nach unten revidiert. Es waren 237.000 neue Erstanträge und nicht wie zunächst gemeldet 243.000 Anträge.

Verstärkt wurde die Tech-Schwäche noch durch verschärfte US-Regeln für Technologieexporte nach China. Dies schickt Chip-Hersteller auf Talfahrt. Die Aktien von NVidia brachen zwischenzeitlich um über elf Prozent ein, am Ende verloren sie 7,6 Prozent. Ach AMD fielen um drei Prozent.

Den beiden Unternehmen zufolge verboten die Behörden die Lieferung von Halbleitern, die für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) benötigt werden. Für NVidia seien diese Produkte die Hoffnungsträger für künftiges Wachstum, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown.

Zins- und Rezessionsängste halten die heimische Börse weiter fest im Griff. Am ersten Tag des saisonal ohnehin schwachen September fielen die Kurse weiter. Der DAX blieb den ganzen Tag im Minus und schloss bei 12.630 Punkten um 1,60 Prozent schwächer - und steht damit so tief wie seit Juli nicht mehr. Im Tagestief war der Index bis auf 12.603 Punkte gefallen, das Tageshoch lag bei 12.743 Zählern. Damit gerät die zuletzt umkämpfte Marke von 13.000 Punkten immer mehr aus dem Blickfeld der Investoren.

Charttechnisch befindet sich der DAX damit in einer zunehmend schwierigen Lage. Nach dem Rutsch unter das jüngste Bewegungstief vom Montag (12.758 Punkte) müssen sich Anleger perspektivisch nun auf einen Test der bisherigen Jahrestiefstände bei 12.400 Punkten einstellen.

Noch deutlicher geriet der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, unter Druck. Hier lag das das Minus bei 3,18 Prozent auf 24.415 Punkte. Der Industrie- und exportlastige Index steht derzeit stärker unter Druck als der Leitindex.

Damit bleibt das Börsenumfeld weiter extrem schwierig, auch und gerade in Übersee. Dabei haben nicht nur der DAX, sondern auch die anderen großen Weltmärkte ihren Boden noch offensichtlich noch nicht gefunden.

Denn wie stets wenn die Notenbanken im Kampf gegen die Inflation auf die Zinsbremse treten reagieren die Aktienmärkte extrem nervös. Nach dem jüngsten Inflationsschub im Euro-Raum haben die Spekulationen am Geldmarkt auf einen sehr großen Zinsschritt der EZB zuletzt deutlich zugenommen. Aus den Kursen ging dort heute hervor, dass Investoren inzwischen die Wahrscheinlichkeit auf rund 80 Prozent taxieren, dass die EZB bei ihrer Zinssitzung in einer Woche die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte anheben wird.

"Die ganze Welt ist fixiert auf die wachstumshemmenden Effekte von Inflation und Zinsen sowie die Kriegsfolgen wie die Energiekrise", sagte der altgediente britische Investor Jeremy Grantham. Nehme man die neuen Corona-Lockdowns in China und den Klimawandel hinzu, seien die Aussichten schlimmer als man vorhersehen konnte.

Update Wirtschaft vom 01.09.2022

Stefan Wolff, HR, tagesschau24

Geschürt wurden die Konjunktursorgen unter anderem von pandemiebedingten Einschränkungen für weitere chinesische Millionenstädte. Zum Technologiezentrum Shenzhen, der Hafenstadt Dalian und der Wirtschaftsmetropole Guangzhou gesellte sich heute das 21,2 Millionen Einwohner zählende Chengdu zu der Liste der wirtschaftlich bedeutenden chinesischen Regionen mit Corona-bedingten Einschränkungen.

Damit drohten neue Lieferketten-Probleme, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Hinzu kämen enttäuschende Konjunkturdaten aus der Volksrepublik und anderen asiatischen Staaten.

Der Euro ist am Nachmittag im europäischen Handel nach besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA kräftig unter Druck geraten. Der Kurs der Gemeinschaftswährung fiel wieder unter die Parität bis auf 0,9929 US-Dollar. Unter Parität versteht man das Tauschverhältnis zweier Währungen von eins zu eins. Am Morgen wurde der Euro noch etwa einen halben Cent höher gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0004 (Mittwoch: 1,0000) Dollar fest. Im US-Handel wurden zuletzt 0,9944 Dollar bezahlt.

Der Goldpreis gab heute weiter nach und fiel knapp unter die Marke von 1700 Dollar je Feinunze. Die jüngste Bilanz für das gerne als "sicherer Hafen" titulierte Edelmetall liest sich düster: Im August musste der Goldpreis erneut Kursverluste hinnehmen - den fünften Monat in Folge.

"Diese Dürreperiode entspricht der längsten Verlustserie seit dem Sommer 2018", erklären die Technischen Analysten von HSBC. Das gelbe Edelmetall ist charttechnisch arg angeschlagen. Erst ein Anstieg über die jüngsten beiden Monatshochs bei 1808/1814 Dollar würde für ein Entspannungssignal sorgen, so die HSBC-Experten.

Die Ölpreise sind am Donnerstag wegen wachsender Konjunktursorgen und einem starken US-Dollar erneut gefallen. Seit drei Tagen sinken die Preise stark. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 91,99 US-Dollar. Das waren 4,7 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 4,3 Prozent auf 86,13 Dollar.

Seit Dienstag hat sich Brent-Öl um über zwölf Dollar je Barrel verbilligt. In den vergangenen Tagen wurden die Notierungen am Ölmarkt durch eine Reihe Faktoren belastet. Dazu zählt der anhaltend starke Dollar, der Rohöl für Interessenten außerhalb des Dollar-Raums wechselkursbedingt verteuert und damit die Nachfrage belastet.

Zudem lastet die Aussicht auf zusätzliches Rohöl aus dem Iran auf den Preisen. Sollte es zu der sich abzeichnenden Wiederherstellung des Atomabkommens kommen, dann könnten die Sanktionen aufgehoben werden, die auch den Ölsektor betreffen.

Die Ölpreise aber vor allem auch durch wachsende Konjunktursorgen belastet. Jüngste Stimmungsdaten aus der Industrie in China deuten auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin. Am Ölmarkt wird vor allem auf das nach wie vor harte Vorgaben der Regierung in Peking gegen die Ausbreitung des Coronavirus verwiesen, was die Wirtschaftskraft des Landes zunehmend bremst. China ist einer der größten Ölverbraucher weltweit.

Spekulationen auf den Einstieg von Alibabas Online-Shopping-Plattform Lazada in den europäischen Markt machten Zalando zu schaffen. Die Aktien von Europas größtem Online-Modehändler gehörten zu den größten Verlierern im DAX. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" hatte Lazada-Chef James Dong gesagt, das Unternehmen bereite sich darauf vor, in Europa an den Start zu gehen.

Der neue Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume tritt heute sein Amt an. Der 54-Jährige will bei einer Managementveranstaltung in Lissabon seine Strategie und sein Führungsverständnis erläutern. Investoren in aller Welt werden auch mit Blick auf den geplanten Börsengang der VW-Tochter Porsche genau zuhören. Denn Blume soll auch nach dem geplanten Börsengang Chef des Sportwagenbauers bleiben.

Im Tarifkonflikt mit der Airline wollen die Lufthansa-Piloten am Freitag streiken. Der Arbeitgeber habe in dieser Woche kein verbessertes Angebot vorgelegt, so dass die Verhandlungen gescheitert seien, erklärte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). "Daher bleibt uns nur, mit einem Arbeitskampf unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen." Der eintägige Ausstand dürfte zu massiven Flugausfällen führen und die Reisepläne Tausender Passagiere durchkreuzen.

Die Medizinsoftwarefirma Compugroup Medical sieht sich auf Kurs, ihre im vergangenen Jahr aufgestellten Mittelfristziele zu erreichen. "In den vergangenen zwölf Monaten hat CGM deutliche Fortschritte im Hinblick auf diese Ambitionen erreicht", teilte der Vorstand auf dem Kapitalmarkttag der Firma mit. CGM profitiert von der Digitalisierung des Gesundheitswesens und hatte zuletzt seine Jahresziele angehoben.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für die ersten Omikron-Auffrischungsimpfungen von BioNTech und Pfizer sowie von Moderna gegeben. Der zuständige Ausschuss der EMA empfahl am Donnerstag die Zulassung der angepassten Booster, die sich sowohl gegen die Omikron-Untervariante BA.1. als auch gegen den ursprünglichen Virusstamm richten.

Beide Impfstoffe können bei Personen ab zwölf Jahren eingesetzt werden, die mindestens die Grundimmunisierung gegen Covid-19 erhalten haben. Die finale Entscheidung liegt noch bei der EU-Kommission. Deren Zustimmung gilt aber als Formsache.

"Angepasste Impfstoffe können den Schutz gegen verschiedene Varianten erweitern und dürften daher dazu beitragen, einen optimalen Schutz gegen Covid-19 aufrechtzuerhalten, während sich das Virus weiterentwickelt", erklärte die EMA.

Das Biotechnologie-Unternehmen Morphosys bekommt einen neuen Forschungschef. Der amtierende Vorstand Malte Peters habe sich entschieden, zum Jahresende in den Ruhestand zu gehen, teilte die im Index der kleineren Werte SDAX notierte Firma gestern mit. Nachfolger auf dem Posten wird bereits zum 1. Oktober Tim Demuth. Der 48-Jährige kommt von der US-amerikanisch-deutschen Biotechfirma Pieris Pharmaceuticals.

Der französische Spirituosenkonzern Pernod Ricard hat bei seinen Kunden Preiserhöhungen durchsetzen können und so seinen Gewinn deutlich gesteigert. Bei einem Umsatzplus um 17 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro stieg der Gewinn um 19 Prozent auf rund drei Milliarden Euro, wie der Konzern mit den Marken Mumm-Sekt, Absolut-Wodka und Martell-Cognac mitteilte. Pernod habe Marktanteile gewonnen und Preise angehoben und so Kostensteigerungen ausgeglichen.

Verschärfte Corona-Beschränkungen in China setzten den Aktien der europäischen Luxusmarken-Hersteller zu. Die Papiere von LVMH, der Gucci-Mutter Kering, Hermes und Burberry fielen deutlich. Auch Richemont und Swatch kamen in Zürich unter Druck. Mit der Millionenmetropole Chengdu hat die größte Stadt seit den zweimonatigen Beschränkungen Shanghais in der ersten Jahreshälfte einen Lockdown verhängt.

Der in einem tiefgreifenden Umbau steckende Schweizer Pharmakonzern Novartis bekommt eine neue Forschungschefin. Fiona Marshall übernimmt Anfang November die Leitung des Novartis Institute for Biomedical Research (NIBR). Sie folgt auf den bisherigen NIBR-Chef Jay Bradner, der das Unternehmen verlassen wird. Marshall kommt vom US-Konkurrenten Merck, wo sie den Bereich Discovery Sciences, Preclinical Development und Translational Medicine leitet.

Die krisengeplagte Großbank Credit Suisse will Insidern zufolge rund jede zehnte Stelle streichen, um Kosten zu sparen. Das Schweizer Institut peile konzernweit die Streichung von rund 5000 Arbeitsplätzen an, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur "Reuters".

Es sei aber noch kein abschließender Entscheid gefallen, sodass sich die Zahl der Kürzungen noch verändern könne. Zur Jahresmitte beschäftigte die Bank insgesamt 51.410 Personen. Credit Suisse erklärte: "Wir haben bereits gesagt, dass wir detaillierte Informationen zu den Fortschritten unserer umfassenden Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommunizieren werden."

Der US-Ölproduzent Exxon Mobile und der Energiekonzern Shell wollen Insidern zufolge ihr Joint Venture Aera abstoßen. Die beiden Unternehmen befinden sich mit Unterstützung des Finanzberaters JPMorgan in fortgeschrittenen Gesprächen mit mehreren potenziellen Käufern und Konsortien für den kalifornischen Öl- und Gasproduzenten, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Exxon, Shell und JPMorgan lehnten eine Stellungnahme zunächst ab.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. September 2022 um 09:00 Uhr.