Wall Street fällt zurück Erholungsversuch gescheitert
Die Aktienmärkte bleiben im Korrekturmodus. Während der DAX einen kleinen Teil seiner Vortagesverluste aufholen konnte, gab die Wall Street ihre Tagesgewinne wieder ab.
Die Wall Street hatte viel zu verarbeiten an diesem Mittwoch. Während aktuelle Job-Daten auf eine robuste Privatwirtschaft hinwiesen, überraschte eine Stimmungseintrübung im US-Dienstleistungssektor. Schließlich bekräftigte US-Notenbankchef Jerome Powell, dass die Fed in diesem Jahr Zinssenkungen anpeilt. Seine Rede an der Universität Stanford brachte aber keine Klarheit, ob dies schon - wie mehrheitlich erwartet - im Juni geschehen könnte. Die Fed habe Zeit, sich von weiteren Daten leiten zu lassen, so Powell.
Der amerikanische Leitindex Dow Jones brach daraufhin seinen Erholungskurs ab und rutschte im späten Geschäft wieder ins Minus. Er schloss 0,1 Prozent tiefer bei 39.127 Punkten. Die Technologietitel an der Nasdaq hielten sich besser und gingen 0,21 Prozent höher bei 18.160 Punkten aus dem Handel.
Stützend wirkte eine überraschende Eintrübung der Stimmung im US-Dienstleistungssektor. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) fiel im März um 1,2 Punkte auf 51,4 Punkte. Volkswirte hatten dagegen mit einem Anstieg gerechnet. Eher schwächere Konjunkturdaten werden derzeit wegen der weiter bestehenden Hoffnung auf eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Juni begrüßt.
Dagegen haben die privaten US-Unternehmen nach Daten des Personaldienstleisters ADP im März mehr Jobs geschaffen als erwartet. Unter dem Strich entstanden im vorigen Monat 184.000 Stellen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen nur mit einem Stellenzuwachs von 148.000 gerechnet. Die ADP-Zahlen gelten als wichtiger Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht, der am Freitag den konjunkturellen Höhepunkt der Woche darstellt.
Nach dem gestrigen Rückschlag konnte sich der DAX zur Wochenmitte etwas erholen. Zum Handelsende notierte der deutsche Leitindex 0,5 Prozent höher. Gestern hatte der DAX wegen neuer Sorgen, dass die Zinsen doch noch länger hoch bleiben könnten, mehr als 200 Punkte verloren.
Auslöser waren Konjunkturdaten zur Osterzeit, die auf eine starke US-Wirtschaft hingewiesen hatten. Positiv für die europäischen Aktienmärkte waren dagegen die jüngsten Preisdaten. Die Teuerung in der Eurozone hat sich im März etwas stärker als erwartet abgeschwächt und liegt nun bei 2,4 Prozent.
"Die EZB kommt ihrem Inflationsziel näher", stellte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest. "Die Teuerungsmarke von zwei Prozent ist nur noch ein Wimpernschlag entfernt." Damit steigt die Hoffnung auf erste Zinssenkungen noch in diesem Jahr. Allerdings besitzt die EZB laut Österreichs Notenbank-Chef Robert Holzmann wohl erst im Juni die erforderliche breite Datenbasis, um über eine erste Zinssenkung zu entscheiden.
Die Preise für Edelmetalle haben ihren Höhenflug mit der Aussicht auf sinkende Zinsen fortgesetzt. Am Abend stieg der Preis für eine Feinunze Gold (etwa 31,1 Gramm) auf ein Rekordhoch bei 2.295 US-Dollar. Damit hat die Notierung in US-Dollar bereits den fünften Handelstag in Folge einen Rekordstand erreicht. Marktbeobachter sprachen von einer allgemein starken Nachfrage nach Edelmetallen, von der auch der Silberpreis profitierte.
"Der Silberpreis steigt im Schlepptau von Gold auf ein Zwei-Jahres-Hoch", kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Zeitweise wurde eine Feinunze Silber für 27,05 Dollar gehandelt. Dies ist der höchste Preis seit März 2022. Mit dem jüngsten Preisschub hat sich Gold seit Beginn des Jahres um über zehn Prozent verteuert und Silber um etwa 13 Prozent. Weiterhin gilt die Spekulation auf Leitzinssenkungen als wichtiger Preistreiber bei den Edelmetallen.
Der Euro legte nach den ISM-Daten gegenüber dem Dollar weiter zu. Zur Stunde wird die Gemeinschaftswährung bei 1,0830 Dollar gehandelt und damit 0,6Prozent höher als am Vorabend.
Die Ölpreise setzten ihre Aufwärtsbewegung ebenfalls fort. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte zur Lieferung im Juni kostete am späten Abend 89,43 US-Dollar. Geopolitische Risiken im Nahen Osten sorgen weiter für Auftrieb. Der unerwartete Anstieg der Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche bremste den Anstieg dagegen kaum bremsen. Die Rohölbestände legten im Vergleich zur Vorwoche um 3,2 Millionen auf 451,4 Millionen Barrel zu. Analysten hatten hingegen im Schnitt mit einem Rückgang um 1,0 Millionen Barrel gerechnet.
Unter dem US-Tech-Werten fiel der Kurseinbruch bei Intel auf. Bei dem Chiphersteller weitet sich der Verlust in der Sparte für die Auftragsfertigung von Halbleitern aus. In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hieß es, die Fertigungseinheit Foundry habe 2023 einen Betriebsverlust von sieben Milliarden Dollar gemacht. Im Jahr davor waren es 5,2 Milliarden. Konzernchef Pat Gelsinger sagte während einer Präsentation vor Investoren, 2024 werde das Jahr mit den größten operativen Verlusten für das Chip-Geschäft des Unternehmens sein. Es werde erwartet, schwarze Zahlen auf operativer Basis bis etwa 2027 zu erreichen.
Die Walt Disney-Aktie stand im späten Geschäft ebenfalls unter Druck. Auf der Hauptversammlung des Medienkonzerns stärkten die Aktionäre dem Konzernchef Bob Iger im Kampf gegen den milliardenschweren Investor Nelson Peltz den Rücken. Sie lehnten den Versuch des Finanzinvestors ab, mehr Einfluss auf die Disney-Strategie zu bekommen. Weder Peltz noch ein weiterer von ihm nominierter Kandidat wurden in den Verwaltungsrat des Unternehmens gewählt. Peltz hatte unter anderem die hohen Verluste im Streaming-Geschäft und die Kursentwicklung der Disney-Aktie kritisiert. Iger hielt er vor, zu lange an der Spitze des Konzerns bleiben zu wollen.
Im MDAX war die Aktie von Wacker Chemie dank eines positiven Analystenkommentars gefragt. Angesichts sich bessernder Nachfragetrends erscheine der Jahresausblick des Spezialchemiekonzerns auf 2024 konservativ, schrieb Analyst Samuel Perry von der Großbank UBS. Der Produktmix bei Silikonen, höhere Preise für Polysilizium, niedrigere Energiekosten und Steuergutschriften in den USA im Rahmen des Investitionsprogramms Inflation Reduction Act dürften das operative Ergebnis antreiben. Auch das Chartbild hat sich aufgehellt.
Die Aktie von Befesa setzte sich mit einem Kurssprung von über neun Prozent an die Spitze des MDAX. Der Experte Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies verwies auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, demzufolge sich der kanadische Bergbaukonzern Teck und Korea Zinc auf einen niedrigeren Schmelzlohn für das Zinkkonzentrat von Teck geeinigt hätten. Laut Comtesse haben die Vereinbarungen Signalwirkung für die Branche. Sollte der Bericht zutreffen, könnte das operative Ergebnis (Ebitda) von Befesa im Geschäftsjahr 2024 rund 20 bis 30 Millionen Euro höher liegen als bislang erwartet, so der Experte. Befesa erhalte als Recycler für das Produkt Waelz-Oxid Geld abzüglich des Schmelzlohnes.
Die schwach in das Jahr gestarteten Aktien von GFT Technologies profitierten von einem positiv aufgenommenen Pressebericht. Die Papiere des IT-Dienstleisters und Software-Entwicklers lagen mit einem Plus von über acht Prozent an der Spitze des SDAX. Ein Händler wertete einen Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) als leicht positiv. Demnach testet das Unternehmen Plattformen zur Verarbeitung von Krypto-Geldflüssen. Eine entsprechende Lösung sei über mehrere Jahre hinweg entwickelt worden und soll in der zweiten Jahreshälfte den Regelbetrieb aufnehmen.
Nordex hat vom Wind- und Solarparkentwickler UKA einen weiteren Großauftrag erhalten. UKA habe 39 Turbinen bestellt mit einer Erzeugungskapazität von insgesamt 253 Megawatt (MW), teilte Nordex mit. Die Anlagen sollen 2025 in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg errichtet werden. Insgesamt habe UKA damit in den vergangenen drei Monaten Windenergieanlagen mit einer Leistung von 450 MW bei Nordex bestellt.
Der Autobauer BMW ist auf dem US-amerikanischen Markt mit einem Verkaufsplus ins Jahr gestartet. Von der Hausmarke BMW lieferten die Bayern im ersten Quartal 84.475 Autos aus, das waren 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen mitteilte. Schwung gaben die vollelektrischen Autos (BEV - battery electric vehicles), die um fast zwei Drittel auf 10.713 Wagen zulegten. Das Plus bei den vorwiegend als herkömmliche Passagierwagen erhältlichen Elektroautos half, eine etwas schwächere Entwicklung bei den teureren SUVs auszugleichen, die den größeren Anteil der Verkäufe von BMW in den USA ausmachen.
Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re bekommt einen neuen Chef. Der frühere Allianz-Manager Andreas Berger (57) werde den bisherigen Konzernchef Christian Mumenthaler (54) am 1. Juli ablösen, teilte das Schweizer Unternehmen mit. Mumenthaler hatte die Führung der Swiss Re Mitte 2016 übernommen. Er freue sich, das Ruder abgeben zu können, sagte er laut Mitteilung. Sein Nachfolger Berger ist seit 2019 bei der Swiss Re und leitet dort das direkte Geschäft mit Unternehmen aus der Industrie.
Die Smartphone-Bank N26 erweitert ihr Produktangebot: Das Berliner Startup bietet Kundinnen und Kunden in Deutschland künftig den Handel mit Aktien und ETF ("Exchange Traded Funds", börsengehandelte Fonds) an, wie das Fintech heute mitteilte. Damit tritt die Neo-Bank nicht nur gegen etablierte Geldhäuser an, sondern verschärft auch den Wettbewerb mit dem Berliner Start-up Trade Republic.
Volkswagen hat den Absatz in den USA im ersten Quartal deutlich gesteigert. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge sei um 21 Prozent auf gut 82.000 Fahrzeuge gestiegen, teilte der Autobauer mit. Bei der Tochter Audi gab es eine gegenläufige Entwicklung: Hier sank der Absatz um 16 Prozent auf gut 44.000 Autos.
Amazon schraubt Pläne für seine Supermarkt-Technologie zurück, bei der Käufer sich einfach Artikel aus den Regalen greifen und den Laden verlassen können. In den hauseigenen "Amazon-Fresh"-Supermärkten in den USA soll stattdessen künftig der vernetzte Einkaufswagen mit Kameras zum Einsatz kommen, sagte der zuständige Top-Manager Tony Hoggett der Website "The Information". Man habe festgestellt, dass dies beim Einkauf auf größeren Ladenflächen populärer sei. Unter anderem wollten die Kunden einen besseren Überblick darüber behalten, wie teuer der Einkauf für sie sein werde.