Bullenfigur auf einem Monitor im Handelssaal der Frankfurter Börse
marktbericht

Rasante Kursrally im DAX Es fehlt nicht mehr viel zum Rekordhoch

Stand: 18.05.2023 14:01 Uhr

Anleger am deutschen Aktienmarkt haben allen Grund zur Freude. Der DAX hat am Feiertag bei über 16.200 Punkten ein neues Jahreshoch markiert. Das Rekordhoch ist nun nicht mehr fern.

Anzeichen, dass die USA kurz vor einer Einigung über die Anhebung der Schuldenobergrenze stehen, haben den DAX im Feiertagshandel beflügelt. Gleich zu Handelsbeginn überwand der deutsche Leitindex sein bisheriges Jahreshoch bei 16.012 Punkten.

Der charttechnische Befreiungsschlag setzte am deutschen Aktienmarkt neues Aufwärtspotenzial frei, das den DAX in der Folge bis zu 1,7 Prozent auf 16.230 Zähler steigen ließ. So hoch notierte das deutsche Börsenbarometer zuletzt im Januar 2022. Der Marktexperte und technische Analyst Christoph Geyer hatte bereits am Vortag darauf hingewiesen, "dass es wie eine Initialzündung wirken kann, wenn der DAX den aufgebauten Widerstand überspringt".

Angesichts der starken Kursgewinne im DAX lockt nun bereits das Rekordhoch. Bis zum Allzeithoch aus dem Jahre 2021 bei 16.290 Punkten fehlte am Feiertag Christi Himmelfahrt in der Tat nicht mehr viel. Im Hoch trennten den DAX gerade einmal 60 Punkte oder 0,4 Prozent von seiner bisherigen Bestmarke.

Anleger schöpften nach Kursgewinnen an der Wall Street Hoffnung auf eine Lösung im US-Schuldenstreit, der die Börsen zuletzt weltweit belastet hatte. US-Präsident Joe Biden und der führende US-Kongressabgeordnete Kevin McCarthy bekräftigten zuletzt ihre Entschlossenheit, eine rasche Einigung zu erzielen, um die Schuldenobergrenze anzuheben und einen Zahlungsausfall zu verhindern.

Ein Kompromiss sei notwendig und lediglich eine Frage der Zeit "und dem Markt scheint das vollkommen bewusst zu sein", sagte Frank Sohlleder, Marktanalyst für das Handelshaus ActivTrades.

Beflügelt von Kursgewinnen bei Technologiewerten und den positiven Vorgaben der Wall Street ist der japanische Leitindex Nikkei auf den höchsten Stand seit Mitte September 2021 gestiegen. Das Tokioter Börsenbarometer legte den sechsten Tag in Folge zu und gewann 1,6 Prozent auf 30.573 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 1,1 Prozent und markierte bei 2157 Zählern seinen höchsten Stand seit knapp 33 Jahren.

Die wachsende Hoffnung auf eine Lösung im US-Schuldenstreit macht den US-Dollar begehrt. Im Gegenzug gibt der Euro weiter nach und fällt um 0,2 Prozent auf 1,0815 Dollar. Zum Vergleich: Anfang Mai mussten für einen Euro noch rund 1,10 Dollar gezahlt werden. Die Feinunze Gold kostet aktuell rund 1978 Dollar.

Die Ölpreise stehen erneut unter Druck. Zur Mittagszeit kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 76,50 Dollar und damit 0,8 Prozent weniger als am Vortag.

An der DAX-Spitze gehen Commerzbank-Aktien mit einem Plus von bis zu 4,5 Prozent auf 9,93 Euro auf Erholungskurs. Tags zuvor hatte die Furcht vor weiteren Problemen mit der polnischen Tochter mBank und ein vorsichtiger Jahresausblick die Titel noch um 3,8 Prozent nach unten gezogen.

Die Infineon-Aktie ist im Feiertagshandel ebenfalls stark gefragt. Nach starken Vorgaben aus Japan zählen Papiere aus der europäischen Halbleiterbranche zu den Gewinnern an den Börsen. In Paris stehen Papiere von STMicroelectronics und in Amsterdam Aktien von legten ASML und BE Semiconductor auf den Kauflisten der Anleger.

Die nachlassende Risikoaversion der Anleger und der gesunkene Euro-Dollar-Kurs geben den Autowerten im DAX Auftrieb. Allen voran sind Titel von Mercedes-Benz und Volkswagen gefragt. Aktien von Siemens Energy profitieren von einer Kaufempfehlung der US-Bank Citigroup.

Der Glasfaser-Ausbau der Deutschen Telekom sorgt bei den Stadtwerken für Unmut und Besorgnis. In einer Umfrage des Branchenverbands VKU gaben 41 von 66 kommunalen Unternehmen an, dass es einen "Überbau" bei ihnen gebe oder dass sich dieser abzeichne. Mit Überbau ist gemeint, dass beim Internet-Ausbau auch dort Glasfaser verlegt wird, wo es bereits andere Glasfaserleitungen gibt oder deren Verlegung längst geplant ist.

Daimler-Truck-Chef Martin Daum hat sich besorgt über die Dominanz Chinas bei der Batterietechnologie gezeigt. Es bestehe eine extrem hohe Abhängigkeit von China, sagte Daum der Deutschen Presse-Agentur. "Chinesische Firmen haben bereits die Patente, die Vorprodukte und die Rohmaterialien", sagte Daum. Der Weltmarkt werde zu 80 Prozent von China dominiert.

Das Wiederaufleben der Konzert- und Veranstaltungskultur nach den Corona-Beschränkungen hat dem Ticketverkäufer und Veranstalter CTS Eventim zum Jahresstart Rückenwind beschert. Der Umsatz erreichte im ersten Quartal mit gut 366 Millionen Euro das Eineinhalbfache des Vorjahresquartals. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) vervielfachte sich auf 76 Millionen Euro.

Aktien von Aston Martin heben ab, nachdem der chinesische Autokonzern Geely eine Geldspritze in Aussicht gestellt hat. Die Aktien der britischen Luxusautomarke schießen um mehr als 21 Prozent nach oben. Geely will rund 234 Millionen Pfund investieren und wird damit zum drittgrößten Anteilseigner von Aston Martin.

Der britische Mobilfunker BT Group will in diesem Jahrzehnt bis zu 55.000 Arbeitsplätze abbauen. Spätestens im Geschäftsjahr 2030 werde die Gesamtzahl der Beschäftigten von 130.000 auf 75.000 bis 90.000 sinken, teilte die Deutsche-Telekom-Beteiligung mit.

Der britische Billigflieger Easyjet profitiert weiter von der Nach-Corona-Belebung des Reiseverkehrs sowie von höheren Ticketpreisen. Der Umsatz pro Sitz, der auch Extras wie Gepäckgebühren beinhaltet, dürfte Easyjet zufolge im bis Ende Juni laufenden dritten Geschäftsquartal ein Fünftel über dem Vorjahreszeitraum liegen.

Der weltgrößte Online-Händler Amazon will bis 2030 rund 13 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner Cloud-Computing-Sparte in Indien investieren. Indiens Technologiesektor hat in den vergangenen Monaten hochkarätige Investitionen angezogen. Eine Reihe globaler Unternehmen, darunter Microsoft, Google und Cisco, hatte ihre Investitionen in Indien erhöht.

Der britische Luxusmodekonzern Burberry hat dank guter Geschäfte in China sein Wachstum beschleunigt. Die Filial-Umsätze stiegen im vierten Geschäftsquartal um 16 Prozent nach nur einem Prozent im Vorquartal. Allein in China legte der Umsatz um 13 Prozent zu. Für das Gesamtjahr lag der bereinigte Gewinn pro Aktie bei 122,5 Pence im Vergleich zu 94,0 Pence im Vorjahr.

Der US-Netzwerkausrüster Cisco hat im jüngsten Geschäftsquartal zwar Umsatz und Gewinn gesteigert. Allerdings schrumpfte das Auftragsvolumen im vergangenen Vierteljahr um 23 Prozent. Das drückt die Aktie ins Minus.

Russlands größtes Geldhaus Sberbank hat für das erste Quartal einen Rekordgewinn ausgewiesen. Dieser habe bei 357,2 Milliarden Rubel (4,1 Milliarden Euro) gelegen, wie das Finanzinstitut mitteilte. Die staatliche Sberbank ist Russlands wichtigster Kreditgeber.