Kurseinbruch an der Börse Geplatzte Trump-Hoffnungen zwingen DAX in die Knie
Die Hoffnungen auf ein "sanftes" Vorgehen Trumps in Sachen Zölle haben sich zerschlagen. Die Furcht vor einem Handelskrieg sorgt für Kurseinbrüche im DAX und am Kryptomarkt. Auch der Euro ist unter Druck.
Die Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump beschert dem DAX zum Start in den neuen Börsenmonat einen Ausverkauf. Mit Start des XETRA-Handels rauschen die Kurse nach unten. Im frühen Handel büßt der Deutsche Aktienindex bis zu 2,2 Prozent auf 21.253 Punkte ein.
Die USA hatten am Wochenende Zölle von 25 Prozent auf Importe aus Mexiko und Kanada verhängt, auf alle Einfuhren aus China werden zusätzlich 10 Prozent fällig. Zudem kündigte Trump an, "sehr bald" Zölle auf Produkte aus der EU zu erheben.
Anleger fürchten nun einen Handelskrieg - Ökonomen zufolge sind derlei Ängste alles andere als unbegründet. "Wenn Mexiko, Kanada und China die angekündigten Vergeltungsmaßnahmen durchsetzen, würde die Weltwirtschaft eine noch nie dagewesene Eskalation der Handelsspannungen erleben", ist etwa Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt überzeugt.
Mit dem frühen Kurseinbruch im DAX stellt sich Anlegern die Frage, wo das deutsche Börsenbarometer nun Halt finden kann. Charttechnik-Experten verweisen auf das Vorwochen-Tief bei 21.082 Punkten: Heute vor einer Woche hatte der DAX an dieser Stelle die Wende nach oben geschafft. Hier verläuft eine absolute Schlüsselunterstützung für den deutschen Leitindex.
"Die bisher überaus optimistische Stimmung unter den Anlegern, die bislang keine Nachfrage nach Absicherungen gegen fallende Kurse aufkommen ließ, erweist sich nun als trügerisch", erklärt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Viele gingen fälschlicherweise davon aus, Trump würde milder vorgehen."
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt zudem, dass Strafzölle an den Aktienmärkten zu heftigen Korrekturen führen können. "Während in Trumps erster Amtszeit trotz der Einführung von Strafzöllen gegen China die Aktienmärkte übergeordnet weiter stiegen, brach der S&P 500 in zwei separaten Phasen um 12,5 Prozent und 20 Prozent ein", so Stanzl.
Barclays-Strategen hatten zuvor geschätzt, dass die Zölle die Gewinne der S&P 500-Unternehmen um 2,8 Prozent belasten könnten - einschließlich der voraussichtlichen Auswirkungen von Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder.
Auch für die US-Wirtschaft befürchten Ökonomen negative Folgen, sie befürchten einen deutlichen Anstieg der Inflation. EY-Chefvolkswirt Greg Daco geht zudem davon aus, dass sich das US-Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um 1,5 Prozentpunkte verringert. Kanada und Mexiko würden in eine Rezession stürzen.
In den USA zeigten die US-Aktienfutures am Morgen deutlich nach unten. Der Dow-Future büßt zur Stunde 1,4 Prozent ein, während der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 sogar 2,4 Prozent im Minus liegt.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich am Freitag mit einem Minus von 0,7 Prozent bei 44.544 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 0,5 Prozent auf 6.040 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 0,3 Prozent auf 19.627 Stellen nach.
Die Ankündigung neuer US-Zölle gegen Kanada, Mexiko und China hat auch die Anleger an den asiatischen Märkten stark verunsichert. In Japan gab der 225 Werte umfassende Nikkei-Index am Morgen um fast drei Prozent auf 38.520 Punkte nach, während der breiter gefasste Topix um 2,5 Prozent abrutschte. Ähnlich viel verlor auch der südkoreanische Kospi-Index. Der Aktienmarkt in China blieb feiertagsbedingt weiterhin geschlossen.
Derweil sind auch an den Devisenmärkten die Auswirkungen der Trump-Zölle spürbar. Der Dollar erreicht im Offshore-Handel ein Rekordhoch, während der mexikanische Peso und der kanadische Dollar auf Mehrjahrestiefs fallen. Der chinesische Yuan markiert im außerbörslichen Handel ein Rekordtief. Der Euro liegt aktuell bei 1,0237 Dollar.
Der "sichere Hafen" Gold kann von den Verwerfungen an den Aktienmärkten zunächst nicht profitieren. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls fällt im frühen Handel um 0,2 Prozent auf 2.787 Dollar. Gold entfernt sich damit wieder ein Stück von seinem Rekordhoch, das es am Freitag bei 2.817 Dollar markiert hatte.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise deutlich an. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Morgen um 1,3 Prozent auf 76,68 Dollar je Barrel (159 Liter).
Die steigende Risikoaversion der Anleger macht sich derweil auch am Krypto-Markt bemerkbar. Die älteste und wichtigste Kryptowährung Bitcoin rutscht unter die viel beachtete Marke von 100.000 Dollar. Aktuell notiert die Cyberdevise bei 93.000 Dollar und damit auf dem tiefsten Stand seit fast drei Wochen.
Die zweitwichtigste Währung, Ether, bricht um bis zu 26,5 Prozent ein - nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg der stärkste Wertverlust seit 2021. "Wir sehen einen allgemeinen Zusammenbruch der Kryptowährungen, die Märkte schalten in den risikoaversen Modus", erklärte Stephen Innes, Analyst bei SPI Asset Management. "Die Marktteilnehmer trennen sich von spekulativen Vermögenswerten."
Im DAX stehen im frühen Handel vor allem Autowerte unter Druck, Papiere von VW, Mercedes-Benz und BMW verlieren rund fünf Prozent, auch Aktien von Daimler Truck und Traton rutschen ab. "Besonders die Zölle, die gegen Mexiko erlassen hat, können zu einem Problem für die deutsche Autoindustrie werden", erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. "Zum einen, weil einige Autos direkt in Mexiko gefertigt werden und der Zugang zum amerikanischen Markt massiv erschwert wird."
Zudem müssten die deutschen Autoproduzenten, die in den USA tätig sind, mit wesentlich höheren Kosten rechnen, da ein Großteil der Autoteile aus Mexiko stammt. "Höhere Kosten und niedrigere Gewinne in Nordamerika ist das Letzte, was die angeschlagene deutsche Autoindustrie heute gebrauchen kann", so der Ökonom.
Die VW-Tochter Porsche will Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen loswerden. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche sei beauftragt worden, Gespräche mit den zwei Vorständen über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand zu führen, teilte der Sportwagenbauer in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit. Meschke wurden zuletzt Ambitionen auf den Vorstandsvorsitz bei Porsche nachgesagt.
Die Großreedereien Hapag-Lloyd und Maersk sind nun offiziell Teil einer Allianz. Das bedeutet, dass Reedereien aus Hamburg und Kopenhagen, die zu den größten der Welt gehören, den Laderaum ihrer Containerschiffe teilen. Die schon seit mehr als einem Jahr vorbereitete Partnerschaft nennt sich "Gemini Cooperation".
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.