Streik nach Dienstverpflichtung beendet Athens U-Bahnen fahren nach neun Tagen wieder
Der längste Athener U-Bahn-Streik seit Jahren ist beendet. Nach neun Tagen verpflichtete die Regierung die Streikenden per Dienstverpflichtung zur Arbeit. Am Morgen hatte die Polizei ein besetztes U-Bahn-Depot geräumt. Die Beschäftigten protestierten gegen drohende massive Gehaltskürzungen.
Nach neun Tagen Streik bei der Athener U-Bahn haben die Beschäftigten auf Druck der Regierung ihre Arbeit wieder aufgenommen. Die ersten Züge führen wieder, erklärte das Entwicklungsministerium. Der Rhythmus sei noch etwas verzögert, die Situation normalisiere sich aber wieder. Zuvor hatte es einen Großeinsatz der Polizei gegen die Streikenden und eine Dienstverpflichtung gegeben.
Der Streik wurde schließlich nur bei Bussen und Oberleitungsbussen fortgesetzt, deren Fahrer nicht von der Dienstverpflichtung betroffen sind.
Der öffentliche Nahverkehr in Athen war durch den Streik über eine Woche lang massiv behindert worden. Die Streikenden protestierten gegen die Sparmaßnahmen der Regierung. Deren Pläne sehen vor, die Gehälter der Mitarbeiter zu senken. Es drohen Gehaltskürzungen von bis zu 25 Prozent. Laut Medienberichten kostete der U-Bahn-Streik die griechische Wirtschaft geschätzte zehn Millionen Euro.
Gericht erklärt Ausstand für illegal
Aus Ministeriumskreisen verlautete, die Polizei habe am Vormittag mit der Verteilung von Dienstverpflichtungsanweisungen an die rund 2500 Beschäftigten von U-Bahn, Straßenbahn und Vorortzügen begonnen. Der Streik bei der U-Bahn war zuvor gerichtlich für unrechtmäßig erklärt worden.
Hintergrund für die Anordnung der Regierung ist ein Gesetz, mit dem auf "Notfälle in Friedenszeiten" reagiert werden kann. Es wurde seit 1974 neunmal angewandt, dreimal allein bei Streiks in den vergangenen zwei Jahren. Bei Nichtbefolgen der Anordnung drohen Gefängnisstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Gewerkschaften und die radikale Linke werfen der Regierung ein diktatorisches Vorgehen vor.
Wie die Polizei mitteilte, waren an dem Großeinsatz vor dem Morgengrauen an der Einsatzzentrale der U-Bahn rund 300 Polizisten beteiligt gewesen. Sie hatten den Auftrag, die am Donnerstag erfolgte Besetzung der Zentrale durch die Streikenden zu beenden. Bei dem Polizeieinsatz wurden vier Menschen vorübergehend festgenommen.
Längster U-Bahn-Streik seit Jahren
Der Streik bei der Athener U-Bahn war der längste seit ihrem Ausbau zu Beginn der 2000er-Jahre. Trotz der Dienstverpflichtung hatten die Gewerkschaften aller Nahverkehrsmittel zunächst für heute einen Komplettausfall angekündigt.
Regierungschef Antonis Samaras hatte gestern gesagt, die Bevölkerung habe angesichts der Maßnahmen zur Beendigung der Finanzkrise große Opfer gebracht. Dabei könne er keine Ausnahmen zulassen. Die größte griechische Gewerkschaft kündigte einen baldigen neuen Generalstreik an.