Britischer Haushaltsplan Hunt kündigt höhere Steuern an
Mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen will die britische Regierung rund 55 Milliarden Pfund einsparen. Das Land stecke in einer Rezession, sagte Finanzminister Hunt. Er kündigte auch eine höhere Übergewinnsteuer an.
Die neue britische Regierung will mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen die rund 55 Milliarden Pfund große Haushaltslücke schließen. Die Wirtschaft des Landes befinde sich in der Rezession, sagte Finanzminister Jeremy Hunt in London bei der Veröffentlichung seines Sparhaushalts im Parlament. Die schmerzlichen Maßnahmen seien erforderlich, um nach den jüngsten Turbulenzen für Finanzstabilität zu sorgen.
Hunt kündigte unter anderem an, die Höhe des Steuerfreibetrags um zwei weitere Jahre bis 2028 einzufrieren. Das bedeutet, dass Millionen Menschen wegen der steigenden Inflation und höherer Löhne in höhere Steuerklassen rutschen werden. Zudem soll die Schwelle für den Spitzensteuersatz, der bei 45 Prozent liegt, gesenkt werden und künftig bereits für Jahreseinkommen von 125.140 Pfund (143.260 Euro) statt bisher 150.000 Pfund gelten.
Außerdem wird die Übergewinnsteuer für Öl- und Gasunternehmen erhöht. Der Steuersatz werde von Januar 2024 bis März 2028 von 25 auf 35 Prozent angehoben, sagte Hunt. Energiekonzerne wie BP und Shell mit Sitz in London hatten wegen des Krieges in der Ukraine in den vergangenen Monaten riesige Gewinne gemeldet. Zudem soll es laut Hunt eine neue Steuer in Höhe von 45 Prozent für Stromproduzenten geben. Diese werde "vorübergehend" eingeführt.
BIP sinkt voraussichtlich um 1,4 Prozent
Großbritannien steht nach Einschätzung der Bank of England am Beginn einer langen Rezession. Die Inflation stieg zuletzt auf 11,1 Prozent. Mit Verweis auf Zahlen der staatlichen Behörde für Haushaltsprognosen sagte Hunt, das Bruttoinlandsprodukt werde im kommenden Jahr um 1,4 Prozent zurückgehen. "Wir werden uns dem Sturm stellen", betonte er.
Mit den Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen will die britische Regierung die zweistellige Inflation und das wachsende Haushaltsdefizit eindämmen. Dazu gehört auch, die öffentlichen Ausgaben in einigen Bereichen deutlich zu senken. Der Finanzminister kündigte aber auch höhere Ausgaben etwa für den maroden Gesundheitsdienst NHS sowie Schulen an.
Bekämpfung der Inflation oberste Priorität
Großbritannien hat derzeit mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, weshalb dem neuen Haushalt besondere Aufmerksamkeit zukommt. Ein von der vorherigen Regierung unter Ex-Premierministerin Liz Truss geschnürte Entlastungs- und Steuersenkungspaket, das mit zusätzlichen Krediten finanziert werden sollte, hatte für Panik an den Finanzmärkten und Kurseinbrüche gesorgt. Die Bank of England sah sich gezwungen, auf den Anleihemärkten einzugreifen, um die Finanzstabilität zu wahren.
Angesichts der Turbulenzen trat Truss nach nur sechs Wochen im Amt zurück. Der neue Regierungschef Rishi Sunak hat die Bekämpfung der Inflation zur obersten Priorität erklärt. Die Inflation hatte zuletzt ein 40-Jahres-Hoch erreicht.