Kampf gegen das Haushaltsdefizit in Großbritannien "Die Jahre des Überflusses sind vorbei"
Die neue britische Regierung macht Ernst mit dem Sparen: Ausgaben in Höhe von umgerechnet mehr als sieben Milliarden Euro sollen gekappt werden. Vor allem der öffentliche Dienst wird wohl Federn lassen müssen. Ausgenommen von dem Sparprogramm: die Bereiche Bildung, Gesundheit und Militär.
Knapp zwei Wochen nach ihrem Antritt hat die Koalition aus Konservativen und Liberaldemokraten wie angekündigt erste konkrete Sparmaßnahmen für den kriselnden Staatshaushalt bekannt gegeben. Der Rotstift soll vor allem bei "verschwenderischen" öffentlichen Ausgaben angesetzt werden, sagte Schatzkanzler George Osborne von den konservativen Tories in London. Insgesamt sollen rund 6,2 Milliarden Pfund, das sind umgerechnet rund 7,4 Millliarden Euro, gekappt werden.
Weitere Einschnitte angekündigt
Und es könnte noch schlimmer kommen: Osborne stimmte die Bevölkerung auf weitere Einschnitte ein. "Dies ist das erste Mal, dass diese Regierung schwierige Entscheidungen über Ausgaben bekannt gibt", sagte er und fügte hinzu: "Es wird nicht das letzte Mal sein." Ob auch Steuererhöhungen geplant sind, wollte der konservative Politiker nicht sagen.
"Die Jahre des Überflusses im öffentlichen Sektor sind vorbei", bekräftigte Vize-Schatzkanzler David Laws von den Liberaldemokraten. Gespart werden soll unter anderem bei Beratungskosten und Informationstechnik. Zudem wird ein Einstellungsstopp verhängt. Die Bereiche Bildung, Verteidigung und Gesundheit sollen hingegen von Kürzungen verschont bleiben.
Die konservative Partei von Finanzminister Osborne hatte es schon vor der Wahl vom 6. Mai zum Ziel erklärt, das ausufernde Haushaltsdefizit Großbritanniens in den Griff zu bekommen. Der Koalitionspartner der Tories, die Liberaldemokraten, warnte davor, dass allzu harsche Einschnitte das Wachstum gefährden könnten. Sie stellten sich aber hinter die nun verkündeten Kürzungen. Als Zugeständnis werden 500 Millionen Pfund in Bildung und Sozialwohnungen investiert. Zudem sollen Jobs geschaffen und die Wirtschaft stimuliert werden.
Kritik der Gewerkschaften
Bei den Gewerkschaften stießen die geplanten Einsparungen auf Kritik: "Wir akzeptieren nicht, dass große Ausgabenkürzungen notwendig und wünschenswert sind", sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, Mark Serwotka.
Das Haushaltsloch der Briten ist riesig. Allein im vergangenen Jahr lag die Neuverschuldung bei rund 160 Milliarden Pfund (184 Milliarden Euro) - ein Negativrekord. Die Summe entspricht etwa zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts - das sind viermal mehr als von der EU erlaubt.