Klima-Risiko-Index 2017 Extremwetter so heftig wie lange nicht
Stürme, Starkregen, Hitze und Dürre: Laut Klima-Risiko-Index waren Entwicklungsländer 2017 am härtesten von extremen Wetterlagen betroffen. Auch die Industriestaaten spüren die Folgen des Klimawandels immer heftiger.
Das vergangene Jahr war weltweit das verheerendste Extremwetterjahr der jüngeren Geschichte. Stürme, Starkregen, Hitze und Dürre forderten mehr als 11.500 Todesopfer und verursachten Schäden in Höhe von mehr als 375 Milliarden US-Dollar (umgerechnet mehr als 331 Milliarden Euro). Das geht aus dem Klima-Risiko-Index der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch hervor.
Unter Berücksichtigung der jeweils unterschiedlichen Kaufkraft litten demnach vor allem ärmere Staaten stark unter den Folgen von Unwettern. Unter den zehn Ländern mit den größten Extremwetterschäden waren von 1998 bis 2017 acht Entwicklungsländer: Puerto Rico, Honduras und Myanmar stehen an der Spitze, gefolgt von Haiti, den Philippinen, Nicaragua, Bangladesch, Pakistan, Vietnam und Dominica.
Keine Zeit für Erholung
Den Autoren der Untersuchung zufolge leiden diese Staaten zunehmend aus einer Kombination aus immer stärkeren Unwettern und deren regelmäßiger Wiederkehr. Dies führe im Ergebnis dazu, dass gerade arme Länder kaum Zeit hätten, sich zu erholen.
Die beiden Karibikstaaten Puerto Rico und Dominica wurden im Herbst 2017 von Hurrikan "Maria" verwüstet. "Dass die Stürme an Intensität bei Windgeschwindigkeiten und Niederschlägen zunehmen, deckt sich mit den Prognosen der Klimawissenschaft", sagte Germanwatch-Experte David Eckstein. Mit fast 3000 Toten traf es Puerto Rico so schwer, dass das Land auch in der Betrachtung der vergangenen 20 Jahre ganz nach oben rückte.
Loyd Pascal, die Puerto Rico auf der Konferenz vertritt, sagte rückblickend, der Hurrikan sei "vielleicht die größte Katastrophe der Menschheit" gewesen: "Ein ganzes Land ausgelöscht in jeder Hinsicht, Stromleitungen, Wasserversorgung, Brücken, alles komplett zerstört, 90 Prozent der Häuser. Und es sind viele, viele Menschen gestorben."
In einigen Regionen Deutschlands fiel die Ernte wegen der anhalten Trockenheit katastrophal aus.
Milliardenschäden auch in Deutschland
Auch wohlhabende Industriestaaten bekommen die Folgen des Klimawandels zunehmend zu spüren. Allein in Deutschland starben im vergangenen Jahr demnach 27 Menschen bei extremen Wetterlagen, die materiellen Schäden summierten sich auf knapp 3,18 Milliarden Euro (3,6 Milliarden US-Dollar).
Im Langfrist-Index für den gesamten Zeitraum seit 1998 lag Deutschland vor allem wegen des Hitzesommers 2003 bei den Risiken für Klimaschäden demnach im weltweiten Vergleich auf dem 25. Platz, das Nachbarland Frankreich sogar auf dem 20. Rang. Durch die Rekord-Dürre und extreme Hitze in diesem Jahr ist im nächsten Index damit zu rechnen, dass europäische Länder noch mehr in den Fokus geraten", erklärt Eckstein.
Die Folgen der Katastrophen
Die Wetterextreme wirken sich laut der Studie auch deshalb so stark aus, weil sie Länder treffen, die ohnehin wenig Mittel haben, um auf die Katastrophen angemessen zu reagieren. Und internationale Hilfe bleibt oft hinter den tatsächlichen Erfordernissen zurück. Das wiederum ziehe neue Migrations- und Fluchtbewegungen nach sich.
Vertreter von Germanwatch vertraten die Ansicht, vielerorts sei eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels möglich. Bangladesh habe durch mehr Notunterkünfte die Zahl der Toten nach Wetterkatastrophen verringert, in Australien seien die Häuser habe durch geänderte Bauvorschriften weniger anfällig für extreme Winde.
Der Klima-Risiko-Index erfasst durch Wetterextreme verursachte Schäden und Todesfälle. Diese werden außerdem in Beziehung zu wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und Einwohnerzahl gesetzt, um eine Rangliste der Betroffenheit zu erstellen. Als Basis nutzt Germanwatch Daten des Rückversicherers Munich Re und des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Die Verfasser betonen, dass die Daten keine "einfache Aussage" darüber erlauben, welcher Anteil der Wetterextreme direkt auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Es sei auf diese Weise aber möglich, "ein Bild der Verwundbarkeit der Staaten" gegenüber diesen Entwicklungen zu zeichnen.
Mit Informationen von Werner Eckert, SWR, zurzeit Kattowice