50 Jahre Bundesbank Der Mythos verblasst
Jahrzehntelang war sie eine Institution, der Garant für eine starke D-Mark, ein Synonym für das Wirtschaftswunder: die Deutsche Bundesbank. Nun wird sie 50 Jahre alt. Trotz ihrer Erfolgsgeschichte - die Bundesbank verliert zunehmend an Bedeutung.
Eine stabile Währung und ein stabiles Bankensystem zu garantieren, das sind die Hauptaufgaben der Deutschen Bundesbank. Am 1. August 1957 nahm sie ihren Betrieb auf. Damit begann auch der Aufstieg von Frankfurt am Main zum deutschen Finanzzentrum. Die Deutsche und die Dresdner Bank hatten ihren Hauptsitz schon im Mai 1957 in die Stadt und damit in den amerikanischen Sektor verlegt. Heute haben 225 Banken aus aller Welt eine Niederlassung in Frankfurt, davon 154 aus dem Ausland.
Dabei hatte es um den Sitz der Bundesbank zunächst heftigen Streit gegeben. Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte sich bis zuletzt für Köln als Standort eingesetzt. Zudem wollte die britische Militärverwaltung die Bundesbank in ihrer Zone haben und sammelte Argumente für Hamburg. Für Frankfurt sprach allerdings, dass schon die Vorgängerinstitution der Bundesbank, die 1948 entstandene Bank deutscher Länder, ihren Sitz am Main hatte. Letztlich setzte sich die amerikanische gegen die britische Besatzungsmacht durch.
Milliarden-Gewinn geht an den Bund
Die Bundesbank ist seitdem politisch unabhängig. Dem Bund als Eigentümer überweist die Notenbank ihren jährlichen Gewinn, der sich 2006 auf rund 4,2 Milliarden Euro summierte. Die Bank erzielt ihre Erträge aus dem Management ihrer Gold- und Währungsreserven und mit dem Bereitstellen von Krediten an Banken. Außerdem gehört die Ausgabe von Geldscheinen, die Vergabe von Bankleitzahlen und die Verwaltung der deutschen Gold- und Währungsreserven zu ihren Aufgaben. Gemeinsam mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist die Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig. Die Leitzinsen legt sie nicht mehr fest, diese zentrale Aufgabe hat die Europäische Zentralbank (EZB) nach der Einführung des Euros übernommen.
Das oberste Organ ist der Vorstand, der aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten sowie fünf weiteren Mitgliedern besteht. Seit April 2004 leitet der Wirtschaftsprofessor Axel Weber die Notenbank. Er hatte die Nachfolge von Ernst Welteke übernommen, der wegen der "Adlon-Affäre" um die von der Dresdner Bank bezahlten Übernachtungen im Berliner Luxushotel Adlon zurücktreten musste.
Erfolgsgeschichte der D-Mark
Durch die Politik der Bundesbank entwickelte sich die D-Mark zum Erfolgsmodell. Als eine der stabilsten und angesehensten Währungen der Welt wurde die D-Mark zur Ankerwährung im 1979 errichteten Europäischen Währungssystem.
Die internationale Vorbildfunktion und Wertschätzung der Deutschen Bundesbank formulierte im Jahr 1992 der frühere Präsident der Europäischen Kommission, Jacques Delors: "Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle glauben an die Bundesbank".
Bedeutung nimmt ab - gefeiert wird dennoch
Ihre bis dahin größte Herausforderung musste die Bundesbank im Jahr 1990 meistern: die deutsch-deutsche Währungsunion. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die Bundesbank fast 17.000 Mitarbeiter. Ende 2007 werden es noch 10.500 sein, im Jahr 2012 noch 9000. Von ursprünglich 127 Standorten sollen bis 2012 nur noch 47 übrig bleiben. Für diesen Rückzug ist vor allem die Tätigkeit der EZB verantwortlich. Mit der Einführung des Euro rückten die deutschen Währungshüter ins zweite Glied. Manche Beobachter halten die Notenbank bereits für überflüssig.
Unabhängig vom Bedeutungsverlust will die Bundesbank ihr Jubiläum angemessen feiern. Am 17. August wird Bundesfinanzminister Peer Steinbrück eine Gedenkmünze und eine Sonderbriefmarke zu einem halben Jahrhundert Bundesbank präsentieren. Und am 20. September steht der große Festakt in Frankfurt am Main an. Zu diesem wird - neben vielen anderen Größen aus Politik und Wirtschaft - auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.