Designer Othmar Wickenheiser "Es muss wieder alternativlose Produkte geben"

Stand: 19.02.2010 11:33 Uhr

Bei seiner Sanierung setzt Opel auf Staatshilfen. Doch Geld ist nicht das einzige Problem. tagesschau.de hat mit einem Marketingexperten, einer Werbepsychologin, einem Designer und einem Krisenforscher gesprochen. Ihr Fazit: Opel braucht einen neuen Namen, ein neues Image und neue Modelle.

"Das neu gestaltete Opel Logo ist toll, wird aber alleine nicht für eine Neupositionierung reichen. Das Unternehmen muss selbst genauer definieren, wofür es letztlich steht. Dabei ist das Design Kommunikationsmittel Nummer 1, es löst bei den Kunden den Impuls aus: "Ich will das haben." Es muss wieder alternativlose Produkte geben, mit denen sich die Menschen voll identifizieren, wie früher den GT oder den Manta. Beim Kapitän oder Admiral haben die Fahrer seinerzeit nicht einmal den Markennamen dazusagen müssen.

Zur Person

Der Automobildesigner Othmar Wickenheiser ist Professor für Transportation Design an der Fakultät für Design der Hochschule München. Mehrere Jahre verantwortete er zuvor den Bereich Design Kultur bei Audi und setzte sich stark für eine Verjüngung der Marke ein.

Opel hat heute kein markantes Gesicht, zu wenig Wiedererkennungswert. Das ist eine Folge der mangelnden Kontinuität an der Spitze. Seit 1948 gab es 16 Vorstandsvorsitzende. Bei neuen Modellen in der Automobilbranche haben wir Vorentwicklungszeiten, die weitaus länger sind als die Halbwertzeit eines Opel-Chefs. Der sollte aber während der Lebenszeit eines Modells dieses glaubhaft nach außen vertreten. Das baut Vertrauen auf. Kontinuität muss auch in das Gesamtkonzept. Was sagt mir denn der neue Slogan "Wir leben Autos?" 

Die Chance liegt heute darin, Green Design als Erster überzeugend ins Zentrum der Marke zu stellen. Wer das schafft, der kann auf Jahre marktführend sein. Opel kann neue Glaubwürdigkeit erlangen, wenn technische Innovation von innen über das Design nach außen transportiert wird, so dass die Kunden die Botschaft auch verstehen können. Beim Hybridauto Ampera, das 2011 in den Markt eingeführt werden soll, funktioniert das meiner Meinung nach sehr gut. Der hat ein überzeugendes Design, ein neues Gesicht, und verkörpert identifikationsfähig für viele Menschen den automobilen Fortschritt. Es könnte es allerdings auch schon wieder zu spät sein, um auf diesem Gebiet eine Vorreiterolle zu beanspruchen."

Aufgezeichnet von Frank Zirpins, tagesschau.de