Wo ist es am günstigsten? Immobilienmarkt stabilisiert sich
Am deutschen Immobilienmarkt ging es zuletzt turbulent zu. Letztes Jahr kam es zum größten Preiseinbruch seit der Jahrtausendwende. 2024 dürfte sich die Lage wieder stabilisieren. Regional gibt es aber noch große Unterschiede.
Die Lage am deutschen Immobilienmarkt zeigt sich je nach Region uneinheitlich, im Großen und Ganzen stabilisiert sie sich aber zunehmend. Darüber Aufschluss geben die Zahlen zu den Immobilienpreisen im ersten Quartal 2024. Ob es sich nun um die vielfach ausgerufene Trendwende handelt, bleibt abzuwarten. Klar ist aber, dass die Käufer langsam wieder an den Markt zurückkehren.
So meldete der Immobiliendienstleister McMakler, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien in den ersten drei Monaten des Jahres um 4,8 angestiegen sei. In Städten wie Berlin und Hamburg war das Interesse demnach besonders hoch. Auch sei zu Beginn des Jahres ein höheres Volumen an Baufinanzierungen vergeben worden als noch im Jahr zuvor.
Wohin gehen die Preise?
Laut McMakler sind die Preise im Vergleich zum Vorquartal im Schnitt auf der Stelle getreten, während sie in Städten wie Frankfurt am Main und München um mehr als ein Prozent gestiegen sind. Laut dem Kreditvermittler Interhyp sind die Preise in Deutschland von Januar bis April im Vergleich zum Vorquartal dagegen um rund ein Prozent gestiegen.
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr sind die Immobilienpreise in Deutschland so stark gefallen wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Um 8,4 Prozent waren die Preise 2023 im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Dafür verantwortlich waren vor allem die stark gestiegenen Finanzierungskosten in Folge der höheren Bauzinsen.
Der AVIV Housing Market Report spricht nun von einer "Trendwende" in Deutschland, da sowohl die Kreditvergabe als auch die Immobilienpreise wieder anziehen. Der Quadratmeterpreis sei im Schnitt um 1,6 Prozent auf 2.998 Euro gestiegen - auch wenn die Immobilienpreise noch unter den Preisen von Anfang 2023 liegen.
Preise für Mehrfamilienhäuser um 10,5 Prozent gesunken
Der vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) und Partnern errechnete German Real Estate Index (Greix) basiert auf Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse, die notariell beglaubigte Verkaufspreise enthalten. Und diesem Index zufolge sind die Preise für Eigentumswohnungen in Deutschland für ausgewählte Städte nicht gestiegen, sondern gefallen: allerdings nur noch leicht um 0,7 Prozent im Vergleich zum Quartal zuvor. Erstmals seit rund zwei Jahren verlören Immobilien gemessen in aktueller Kaufkraft kaum mehr zusätzlich an Wert, hieß es vom IfW dazu.
Doch in einem Segment gab es deutliche Abschläge: So sind die Preise für Mehrfamilienhäuser im vergangenen Quartal um 10,5 Prozent sehr deutlich gesunken. In dem Segment herrsche aber aufgrund der geringen Transaktionen eine hohe Volatilität, erklärten die Forscher. Daher sei die Aussagekraft nur begrenzt.
Wo steigen die Preise, wo sinken sie?
Dem IfW zufolge beruhigt sich die Preislage auch in den sieben größten Städten Deutschlands. In Köln und Frankfurt stiegen die Preise verglichen zum Vorquartal um jeweils 2,4 und 2,2 Prozent. In Berlin und Stuttgart ging es dagegen um 1,9 und 1,4 Prozent nach unten.
Außerhalb der sieben größten Städte sei die Preisentwicklung "äußerst uneinheitlich". Es sei aber auffällig, dass alle Ost-Städte, die Teil des Index sind, ein Minus zu verzeichnen haben, hieß es vom IfW. Günstiger wurde es dabei sowohl in Leipzig mit einem minus von 2,7 Prozent als auch in Dresden mit minus 1,9 Prozent. Einige West-Städte verzeichneten im Gegensatz dazu ein ordentliches Plus, etwa Wiesbaden mit sechs oder Münster mit mehr als vier Prozent.
"Angebot und Nachfrage finden auf dem Immobilienmarkt noch nicht recht zusammen. Die 'große Kaufgelegenheit', die mancherorts jetzt ausgerufen wird, scheint auch stark interessensgetrieben zu sein. Regional geht es teilweise noch deutlich nach unten, und vor allem gemessen in aktueller Kaufkraft waren Immobilien in den letzten beiden Jahren mit Blick auf die Wertentwicklung kein gutes Investment", kommentierte IfW-Präsident Moritz Schularick die aktuelle Lage am Immobilienmarkt.
Unterschiedliche Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern
Auch nach Einschätzung der Commerzbank klafft offenbar eine große Lücke zwischen den Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern. Viele Menschen könnten den Immobilienkauf zu aktuellen Zinsen nicht finanzieren, während Eigentümer nicht spürbar im Preis heruntergehen wollten. So sei trotz gesunkener Preise die Zahl der Transaktionen am Häusermarkt weiter deutlich geringer als vor dem Zinsanstieg. Laut einer Studie der Commerzbank dürften die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland noch etwas fallen. "Geringe Umsätze deuten auf weiteres Abwärtspotenzial", hieß es im April.
Für eine Preisstabilisierung spreche dagegen, dass die Nachfrage nach Immobilienkrediten bei Banken laut Umfragen zuletzt wieder gestiegen sei. "Kommt es nicht zu einem neuerlichen merklichen Zinsanstieg, dürften sich die Preise um den Jahreswechsel stabilisieren", hieß es weiter. Das jedoch gilt nicht für Neubauten: Dort dürften laut Commerzbank die Verkäufer angesichts enorm gestiegener Baukosten kaum zu spürbaren Preiszugeständnissen bereit sein.