Debatte um Rohstoffklemme Warum seltene Erden so wichtig sind
Effiziente Energiesparlampen, abriebfeste Autoreifen, leistungsstarke Elektromotoren - nur drei Beispiele aus unserem Alltag. Technik, die es ohne die Metalle der seltenen Erden nicht geben würde. Die Industrie warnt jetzt vor einem Engpass. Was macht sie so unverzichtbar?
Von Chris Libuda für tagesschau.de
Seltsam klingen die Namen dieser Elemente: Scandium, Ytterbium, Dysprosium oder Praseodym. Ende des 18. Jahrhundert hatte man in Schweden angefangen, sie zu untersuchen - heute werden sie in vielen modernen Produkten eingesetzt.
Seltene Erden häufig zu finden
Bei ihrer Entdeckung glaubte man tatsächlich, dass sie selten sind, schließlich wurden sie als Bestandteile von seltenen Mineralien entdeckt. Heute weiß man, dass diese Elemente überall auf der Welt vorkommen - man muss sie nur finden. Die Bezeichnung "Erden" ist ein alter chemischer Begriff für Verbindungen mit Sauerstoff, eine Form, in der die begehrten Metalle auch vorkommen. Aus diesen Elementen kann man vieles machen: Von der Automobil- zur Flugzeugindustrie, von der Photovoltaik zur Computerproduktion - fast alle Wirtschaftszweige brauchen diese Metalle mit ihren besonderen Eigenschaften.
Stromsparlampen und Auto-Katalysatoren, Flachbildschirme und Festplatten: Lanthan steckt in fast allen High-Tech-Produkten. Ein besonders wichtiger Einsatzbereich sind die modernen Hybrid-Autos. Diese brauchen eine ganze Menge Lanthan um möglichst lange fahren zu können: 15 Kilogramm von dem Metall sind in jeder Batterie eines solchen Autos. Lanthan kommt relativ häufig vor. Es wird aber, da große Mengen verbaut werden, auch in besonderem Maße nachgefragt.
Versteckspiel der Metalle
17 seltene Erden gibt es insgesamt, darunter die Metalle, die unter dem Namen Lanthanoide zusammengefasst werden. Lanthanoide - das sind die Elemente, die chemisch dem Metall Lanthan ähnlich sind. Das Wort Lanthan kommt aus dem Griechischen und bedeutet: Es versteckt sich. Das tun die seltenen Erden tatsächlich, denn sie kommen nie in ihrer reinen Form vor, sondern nur in Kombination mit anderen Elementen.
Besonders viele seltene Erden finden Geologen in den Mineralien Monazit und Bastnäsit. Aus diesen werden Lanthan und Co. aufwendig extrahiert, jedes einzelne Element muss von den anderen sauber getrennt werden. Schließlich braucht die Industrie die einzelnen Elemente in hochreiner Form für ihre Produkte.
China ist Quasi-Monopolist
"Für China sind seltene Erden das, was Öl für Saudi-Arabien ist", soll Deng Xiaoping, Chinas ehemaliger Machthaber, gesagt haben. Heute beherrschen die Chinesen mit ihrem Rohstoff tatsächlich den Markt. 97 Prozent der begehrten Metalle werden derzeit in China abgebaut. 2007 wurden etwa 124.000 Tonnen seltene Erden gefördert, bis 2012 werden vermutlich 190.000 Tonnen gebraucht. In Europa wird nur in Russland abgebaut. In Grönland, Schweden und auch in Deutschland hat man Vorkommen entdeckt, die aber noch nicht abgebaut werden. In Australien ist man schon etwas weiter: Seit Jahren wird an einer Abbaustelle gearbeitet. Acht bis zehn Jahre dauert es, so Schätzungen, bis neue Minen in Betrieb sind.
Ein Magnet besteht normalerweise aus einer Eisen-Verbindung. Das Problem: Er entlädt sich mit der Zeit, lässt in der Leistung nach. Packt man zu dieser Eisen-Verbindung Neodym, entmagnetisiert sie sich kaum mehr. So können besonders leistungsstarke und vor allem langlebige Dauermagnete gebaut werden. Das macht sie auch in der Automobilindustrie für Elektromotoren besonders begehrt: Die Eigenschaften des Neodym sind in der Forschung schon lange bekannt, aber erst seit einigen Jahren wird es mehr und mehr in der Industrie eingesetzt.