Nach russischem Agrarboykott EU stellt Bauern Hilfen in Aussicht
Fast die Hälfte der EU-Agrarexporte nach Russland ist von Moskaus Sanktionen betroffen. Vor allem für die Bauern in Südeuropa könnten die Folgen schmerzhaft werden. Die EU-Kommission überlegt deshalb, die Landwirte finanziell zu entschädigen.
Angesichts des Moskauer Importverbots für Lebensmittel stellt die EU-Kommission Europas Bauern Hilfe in Aussicht. Er sei zuversichtlich, dass sich die Landwirte "schnell auf neue Märkten ausrichten werden", teilte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos mit. "Aber es muss Unterstützung geben, damit diese Umstellung reibungslos verläuft."
Ciolos kündigte die Einrichtung einer eigenen Arbeitsgruppe an, die die Folgen des russischen Agrarboykotts prüfen soll. Denkbar ist, dass die EU zunächst auf bereits bestehende Hilfsfonds zurückgreift. Am nächsten Donnerstag will die Kommission mit Vertretern der EU-Staaten beraten.
Die Polen überlegen, Klage bei der WTO einzureichen
Die polnische Regierung kündigte unterdessen an, wegen der Agrarsanktionen Klage bei der Welthandelsorganisation WTO einzureichen. "Wir sind der Meinung, dass Russland sowohl beim Embargo gegen Polen als auch beim Embargo gegen die EU internationales Recht gebrochen hat", sagte Landwirtschaftsminister Marek Sawicki.
Hintergrund: Schon vor den Maßnahmen gegen europäische Agrargüter hatte der Kreml vergangene Woche bereits Sanktionen speziell gegen Obst und Gemüse aus Polen verhängt.
Sawicki sagte, er führe mit der EU bereits Gespräche über eine finanzielle Entschädigung für die heimischen Bauern. Zudem sollten polnische Supermärkte die ursprünglich für den Export nach Russland gedachten Produkte schnellstmöglich in ihr Warensortiment nehmen, so Sawicki.
Die Spanier machen sich Mut, die Griechen suchen eine Hintertür
Die EU führte zuletzt Agrarprodukte im Wert von 11,9 Milliarden Euro jährlich nach Russland aus. Von den jüngsten Einschränkungen sind nach Angaben Brüssels Güter im Wert von 5,2 Milliarden Euro betroffen. Besonders Länder wie Spanien oder Griechenland, die unter den Folgen der Eurokrise leiden, dürften den Agrarboykott zu spüren bekommen.
"Die spanische Landwirtschaft hatte in letzter Zeit große Anstrengungen unternommen, die Qualität ihrer Produkte verbessert und eine gute Position auf dem russischen Markt eingenommen", sagte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy. "Der russische Einfuhrstopp wird uns nicht helfen."
Die griechische Regierung kam zu einer Krisensitzung zusammen. Angeblich wollen die Griechen ausloten, ob der Kreml für Produkte aus Hellas Ausnahmen vom Importverbot machen könnte. Schließlich, so die Zeitung "Kathimerini", gehöre Griechenland nicht zu den EU-Ländern, die laute Sanktionen gegen Russland gefordert hätten.