Reaktionen der Heizungsbranche "Ein Durchpeitschen verbietet sich"
Monteure oder Hersteller von Heizungen und Wärmepumpen stehen jetzt vor einer noch längeren Phase der Unsicherheit. Das Handwerk fordert ein "verlässliches Gesamtpaket" bis zum Herbst.
Die Verunsicherung der Heizungswirtschaft ist nach dem vorläufigen gerichtlichen Stopp des Gebäudeenergiegesetzes nicht geringer geworden - auch wenn das Vorhaben nach der Sommerpause erneut eingebracht werden soll.
Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, zeigte für die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts dennoch Verständnis: "Wir haben von Beginn an gesagt: Dieses Gesetz braucht intensive Beratung; ein Durchpeitschen verbietet sich", sagte Dittrich dem "Handelsblatt". Das Gebäudeenergiegesetz werde für Jahrzehnte die Weichen für den Wärmebereich neu stellen.
Nachfrage nach Wärmepumpen eingebrochen
Der Zeitrahmen für die Beratungen im Parlament und mit Verbänden sei zu knapp bemessen gewesen, so der Handwerkspräsident. "Da ist viel Vertrauen verspielt worden." Er forderte die Politik auf, bis zum Herbst ein verlässliches Gesamtpaket für das Heizungsgesetz vorzulegen. So seien viele Fragen immer noch offen, etwa zur Förderkulisse und der kommunalen Wärmeplanung. "Die Politik wäre jetzt gut beraten, die Zeit bis zum Herbst zu nutzen, in einem geordneten Verfahren zunächst Förderkonzept und Wärmeplanung abzuschließen", sagte Dittrich der Zeitung.
Auch der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) pochte erneut auf die Notwendigkeit der Planungssicherheit für die Branche. Im Mai hatte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel das grundsätzliche Problem der Heizungswirtschaft geschildert: "Menschen entscheiden sich in dieser unklaren Situation verständlicherweise für die Heizungssysteme, die sie kennen. Es entstehen Vorzieheffekte, aus denen heraus Tausende neue Öl- und Gasheizungen installiert werden. Auf der anderen Seite bricht die Nachfrage nach Wärmepumpen gerade ein."
Viele Hersteller müssten nun den Spagat schaffen, die hohe Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen zu bedienen, "nachdem sie hohe Beträge in neue Produktionsstätten für Wärmepumpen investiert haben", so Sabel.
Warten auf die Pläne der Kommunen
Um die große Verunsicherung im Wärmemarkt zu beenden und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, sei eine schnellstmögliche Wiederaufnahme des Verfahrens entscheidend, erklärte der Verband heute.
Das größere Problem für die Branche ist allerdings, dass die Vorgaben für die Hausheizungen vom Stand der Wärmeplanung der Kommunen abhängig gemacht werden sollen. Damit kommt der Stichtag für den Öko-Umbau mancherorts erst Jahre nach dem 1. Januar 2024.