Ersparnis und Zusatzkosten Für wen sich Homeoffice auszahlt
Wird der Arbeitsplatz nach Hause verlegt, klingt das erstmal verlockend: kürzere Arbeitswege, produktivere Arbeitszeiten. Doch lohnt sich Homeoffice auch finanziell?
In den vergangenen beiden Pandemiejahren hat sich die Arbeitswelt für Millionen Deutsche deutlich gewandelt: Statt sich morgens durch den Berufsverkehr zu quälen, verlassen viele Arbeitnehmer nun nicht einmal mehr die Wohnung. Im Dezember vergangenen Jahres waren laut Berechnungen des ifo-Instituts zeitweise 27,9 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus tätig. Der Weg vom Schlaf- zum Arbeitszimmer wird für sie zum Arbeitsweg, Mittagspausen werden in der heimischen Küche gemacht. Kaffeepausen mit den Kollegen fallen weg.
Das hat Folgen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber: Einerseits steigt die Produktivität der Mitarbeiter durch die Arbeit im Homeoffice, wie sich durch mehrere Studien belegen lässt. "Eine ruhigere Arbeitsumgebung mit effizienterem Arbeiten sowie weniger Pausen und weniger Ausfälle durch Krankheitstage werden von Studienautoren als Gründe für die Produktivitätsgewinne genannt. Ein weiterer Grund ist, dass in den weggefallenen Pendelzeiten meist schon gearbeitet wird", erklärt Jean-Victor Alipour, Homeoffice-Experte vom ifo-Institut, gegenüber tagesschau.de.
Finanzielle Einsparungen möglich
Andererseits hat die Arbeit im Homeoffice auch finanzielle Auswirkungen auf die Firmen. Denn sie können durch weniger Mitarbeiter in den Büros Geld sparen. Viele Unternehmen haben angekündigt, auch nach der Aufhebung der Homeoffice-Pflicht weiter diese Option für Mitarbeiter bieten zu wollen. Einige Landesbanken gehen sogar noch weiter: Die BayernLB etwa will künftig nur noch für sieben von zehn Mitarbeitern Plätze im Büro bereitstellen. Wer nicht dringend in der Bank gebraucht wird, soll auch künftig von zu Hause aus arbeiten.
Auch bei der NordLB setzt man auf Homeoffice, derzeit erbringen Mitarbeiter bis zu 90 Prozent ihrer Arbeit von zu Hause. Wird die gesetzliche Verpflichtung zur Heimarbeit aufgehoben, will die Bank ein Modell mit 50 Prozent testen. "Es ist richtig, dass die Bank langfristig Geld sparen kann, wenn sie nicht mehr für alle Mitarbeitende Büroräume zur Verfügung stellen muss", so Thomas Klodt, Sprecher der NordLB gegenüber tagesschau.de. Allerdings sei das für das Geldinstitut nicht das Hauptanliegen: "Viele, besonders junge Beschäftigte, erwarten, dass wir ihnen die Möglichkeit für das Arbeiten im Homeoffice geben."
Denn Homeoffice gilt als das perfekte Modell für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Berechnungen des DAX-Konzerns und Versorgers Eon haben ergeben, dass Beschäftigte, die von zu Hause arbeiten, bis zu 70 Prozent Zeit einsparen können, etwa durch wegfallende Arbeitswege. Außerdem sind sie in der Einteilung ihrer Zeit flexibler, was Homeoffice attraktiv macht. "Studien zeigen, dass die Homeoffice-Option für Beschäftigte im Schnitt etwa den Wert einer circa 7-prozentigen Gehaltserhöhung hat", erklärt ifo-Experte Alipour.
Höhere Stromrechnung wegen Homeoffice
Allerdings wirkt sich Homeoffice auch auf den Geldbeutel der Arbeitnehmer aus: Wer das ganze Pandemiejahr im Homeoffice gearbeitet hat, muss etwa bei der Stromrechnung draufzahlen. Wie das Vergleichsportal "Check24" ermittelt hat, zahlen Arbeitnehmer, die rund 220 Tage von zu Hause arbeiten, bis zu 94 Euro mehr. Denn wer zu Hause arbeitet, nutzt neben einem Laptop oder einem Drucker für die eigentliche Arbeit auch häufiger Licht, Kaffeemaschine oder den Ofen für das Mittagessen auf eigene Kosten.
Diese Kosten fallen für den Arbeitgeber häufig einfach weg, denn: "Für eine Kostenübernahme der Strom-, Heiz- und Wasserkosten durch den Arbeitgeber gibt es keine gesetzliche Regelung", erklärt Axel Pöppel, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Um die höheren Kosten geltend zu machen, müssten Arbeitnehmer die zusätzlichen Kosten auf den Cent genau ausrechnen können - kaum möglich, wenn man am selben Ort wohnt und arbeitet.
Um die Kosten auszugleichen, können Arbeitnehmer eine Homeoffice-Pauschale von maximal 600 Euro im Jahr bei der Steuererklärung geltend machen. Pöppel empfiehlt den Arbeitgebern außerdem, ihren Mitarbeitern freiwillig eine monatliche Pauschale zu zahlen, um die Kosten für die Heimarbeit auszugleichen.
Erforderliche Ausstattung kann variieren
Zudem können auch bei der Ausstattung des Heimarbeitsplatzes Kosten auf die Mitarbeiter zukommen. Denn die Ausstattung, die der Arbeitgeber zur Verfügung stellt, hängt häufig davon ab, welche Tätigkeiten im Homeoffice ausgeführt werden: "Wenn es etwa möglich ist, über eine VPN-Verbindung auf die entsprechenden Programme, die für die Arbeit nötig sind, zuzugreifen, können sich die beiden Parteien auf die Nutzung der IT-Endgeräte von Beschäftigten verständigen", so Fachanwalt Pöppel.
Deshalb könne man auch keine allgemein gültige Aussage darüber treffen, welche Ausstattung der Arbeitgeber zur Verfügung stellen muss. Denn die Voraussetzungen, die Arbeitgeber treffen müssen, unterscheiden sich auch je nach Modell, das von einem Unternehmen angeboten wird. So müssen Arbeitgeber, die Homeoffice anbieten, beispielsweise auch das Mobiliar für ein Büro zu Hause bereitstellen. Bei dem Modell des mobilen Arbeitens fällt das weg, da nicht klar festgelegt ist, wo sich der Arbeitnehmer befindet - der Arbeitsplatz kann theoretisch überall sein.