Bahn-Investitionen im Vergleich Wie viel andere Länder fürs Schienennetz ausgeben
Die Pro-Kopf-Investitionen ins Schienennetz der Deutschen Bahn sind im vergangenen Jahr zwar etwas gestiegen. Andere Länder in Europa stecken allerdings deutlich mehr Geld in ihre Bahntrassen.
In Deutschland sind die Pro-Kopf-Investitionen ins Schienennetz im vergangenen Jahr allenfalls minimal gestiegen. Das teilte der Lobbyverband Allianz Pro Schiene auf Grundlage einer eigenen Auswertung mit. 2023 lagen die Pro-Kopf-Investitionen bei 115 Euro. 2022 waren es 114 Euro - damit ist die weitere Tendenz ebenfalls steigend.
Damit investiert Deutschland im europäischen Vergleich trotzdem wenig Geld in sein Schienennetz: Laut Auswertung des Verbandes investiert Luxemburg mit 512 Euro pro Kopf am meisten Geld in sein Schienennetz, Österreich gab im vergangenen Jahr 336 Euro pro Kopf für die Schieneninfrastruktur aus. Auch Großbritannien investierte mit 215 Euro pro Kopf fast doppelt so viel Geld in sein Schienennetz wie Deutschland.
"Die Entwicklung unserer Pro-Kopf-Zahlen zeigt, dass andere Länder schon deutlich früher damit begonnen haben, die Schienen-Investitionen hochzufahren und davon bereits heute profitieren", sagte Maria Leenen, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung SCI Verkehr, die an der Auswertung beteiligt war.
Etwas mehr Geld für Schienen als für Straßen
Das Jahr 2023 habe in Deutschland noch nicht den lange erwarteten Durchbruch bei den Bahn-Investitionen gebracht, kritisierte Andreas Geißler, Leiter Verkehrspolitik der Allianz Pro Schiene. Er gab zu bedenken, dass gleichzeitig die Inflation hoch gewesen und die Baupreise gestiegen seien. Das Bauvolumen könnte also zwischen 2022 und 2023 sogar geschrumpft sein.
"Der leichte Zuwachs der Investitionen hat bei Weitem nicht ausgereicht, um die Steigerungen der Baupreise auszugleichen", sagte Geißler. Der Investitionsstau habe zugenommen. "Ab dem laufenden Jahr 2024 wird die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag eingelöst, erheblich mehr in die Schiene als in die Fernstraßen zu investieren."
Zwar wurde auch 2023 bereits mehr Geld in die Schiene investiert als in die Fernstraßen. Allerdings war der Unterschied minimal: Während 51 Prozent der staatlichen Infrastruktur-Investitionen in die Schiene flossen, wurden 49 Prozent für den Ausbau der Fernstraßen ausgegeben. 2024 dürfte der Abstand zwischen Schieneninvestitionen und Investitionen in Fernstraßen größer sein.
Stetiger Anstieg - von niedrigem Niveau
Die Allianz Pro Schiene ermittelt seit 2005 die jährlichen Pro-Kopf-Investitionen in die Schieneninfrastruktur für Deutschland und zahlreiche weitere Länder. Unterstützt wird sie dabei von der Beratungsfirma SCI Verkehr. Seit 2014 ist dabei ein stetiger Anstieg der Investitionen in Deutschland zu erkennen.
2021 erreichten die Pro-Kopf-Investitionen den Rekordwert von 124 Euro - darin war allerdings eine Eigenkapitalerhöhung für die Deutsche Bahn enthalten. 2014 lagen die Pro-Kopf-Investitionen in die Schiene in Deutschland noch bei 49 Euro. Geißler prognostizierte, dass die Pro-Kopf-Investitionen im kommenden Jahr bei 174 bis 215 Euro liegen könnten.