
Inmitten des Flugchaos Milliardär wird größter Lufthansa-Aktionär
Der Hamburger Logistikunternehmer und Milliardär Klaus-Michael Kühne ist zum größten Lufthansa-Aktionär aufgestiegen. Damit verdrängt er den Bund als bisherigen größten Anteilseigner auf Platz zwei.
Der Bund ist nicht mehr die Nummer eins bei der Lufthansa. Klaus-Michael Kühne ist nun der größte Aktionär bei dem MDAX-Konzern. Der Hamburger Logistikunternehmer hat seine Beteiligung auf 15,01 Prozent erhöht, wie aus einer gestern Abend veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Damit hält Kühne rund ein Prozent mehr als der Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF, der zuletzt 14,1 Prozent der Lufthansa-Anteile hielt.
Der Unternehmer hatte Anfang März über eine private Beteiligungsgesellschaft die Meldeschwelle von fünf Prozent ausgelöst. Nur wenige Wochen später, im Mai, bekundete Kühne dann bereits Interesse an einem Lufthansa-Aufsichtsratsposten. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Unternehmer seine Anteile gerade auf über zehn Prozent aufgestockt.
Kühne verfolgt mit Lufthansa strategische Ziele
Die Lufthansa sei "eine hervorragende Abrundung des bisherigen Beteiligungsportfolios, in der logistisches Know-how über diverse unabhängige Beteiligungen gebündelt ist", hieß es damals in der Pflichtmitteilung. Kühne gehören die Mehrheit an dem Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel sowie 30 Prozent an der Hamburger Reederei Hapag-Llyod. Der Unternehmer rangiert mit einem geschätzten Vermögen von 32 Milliarden Dollar auf Platz 33 der Forbes-Milliardärsliste.
Der Unternehmer könnte es laut Branchenbeobachtern vor allem auf das lukrative Frachtgeschäft der Lufthansa abgesehen haben. So investierten einige große Reedereien, die in der Corona-Pandemie dank hoher Frachtraten viel Geld verdienten, zuletzt in den Luftfrachtbereich.
Staat muss Anteile wieder zurückgeben
Dass der Bund als größter Lufthansa-Aktionär abgelöst wird, war allerdings nur eine Frage der Zeit. Im November vergangenen Jahres hatte die Lufthansa die in der Corona-Pandemie gewährte Staatshilfe vollständig zurückgezahlt. Der Staat muss daher seine Anteile bis Oktober 2023 wieder abgeben.
Die Lufthansa hatte in der Corona-Krise und dem damit einhergehenden Geschäftseinbruch mit der Bundesregierung und der EU-Kommission ein insgesamt neun Milliarden Euro schweres staatliches Rettungspaket ausgehandelt: Drei Milliarden Euro als Darlehen der staatlichen Förderbank KfW und sechs Milliarden Euro aus dem WSF. Der Konzern hatte davon nach eigenen Angaben rund 3,8 Milliarden Euro in Anspruch genommen.
Lufthansa-Aktie nach Kühne-Anteilsaufstockung gefragt
Anleger reagieren derweil positiv auf die Lufthansa-Anteilsaufstockung durch den Unternehmer Kühne: Die Lufthansa-Aktie notiert im frühen Frankfurter Handel 1,7 Prozent im Plus. Papiere des Luftfahrtkonzerns stehen seit Ausbruch der Corona-Pandemie massiv unter Druck. Allein seit Jahresbeginn haben sie über 20 Prozent ihres Werts eingebüßt.
Interner Streit bei der Lufthansa
Unterdessen hat Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley angesichts interner Konflikte bei der Airline durch chaotische Zustände im Sommerreiseboom den Zusammenhalt beschworen. "Entweder wir verlieren gemeinsam oder wir gewinnen zusammen", erklärte Kley in einem im Intranet der Lufthansa veröffentlichten Interview. Der Aufsichtsrat sei davon überzeugt, die jetzt eingeleiteten Maßnahmen wie Flugstreichungen und zusätzliches Personal wären erfolgreich.
Den öffentlich gewordenen Brandbrief der Lufthansa-Personalvertretungen, die über drei Seiten dem Vorstand schwere Vorwürfe wegen des Sparkurses in der Corona-Krise machen, erwähnte Kley nicht. Die Interessenvertreter des Personals in Cockpit, Kabine und am Boden hatten in ihrem Schreiben an den Aufsichtsrat ein Ende des Sparkurses und des aus ihrer Sicht herrschenden Missmanagements gefordert.