
Bürokratische Hürden? Rüstungsbranche klagt über lange Sicherheitschecks
Deutsche Rüstungsfirmen wie Rheinmetall und KNDS brauchen mehr Fachkräfte. Doch die nötigen Sicherheitschecks für neues Personal dauern laut Branchenverband bis zu einem Jahr - und damit zu lange.
Deutschlands Rüstungsindustrie boomt, weil die Bundesrepublik und andere NATO-Staaten viel mehr Geld in ihr Militär als zuvor investieren. Firmen wie Rheinmetall und KNDS brauchen entsprechend mehr Mitarbeiter - doch bei der Suche nach Personal macht Deutschlands Rüstungsbranche ein Flaschenhals in der staatlichen Verwaltung zu schaffen.
Sicherheitscheck als Hemmschuh für Rüstungsindustrie
Um bei Waffenfirmen arbeiten zu dürfen, benötigen Ingenieure und andere Fachkräfte in bestimmten Bereichen nämlich die Freigabe von Behörden, damit sie mit besonders geschütztem Material umgehen dürfen - etwa neuen Anwendungen für Panzer oder U-Boote.
"Derzeit dauert eine Sicherheitsüberprüfung bis zu ein Jahr: Das ist viel zu lang und ein Hemmschuh für unsere Firmen, die dringend Fachkräfte brauchen", sagt Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Rüstungsbranchenverbands BDSV.
Wirtschaftsministerium weist Vorwürfe zurück
Dabei gibt es offenbar durchaus genügend Fachkräfte, etwa aus der darbenden Autoindustrie: "Es wollen Tausende Menschen in den Defense-Bereich wechseln, aber viele davon müssen eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen", betont Atzpodien. "Weil das so lange dauert, können einige Rüstungsfirmen ihre Produktion nicht so schnell erweitern, wie es sonst der Fall wäre."
Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium weist die Vorwürfe zurück: "Die pauschale Aussage, dass Sicherheitsüberprüfungen von Fachkräften aus der Rüstungsbranche derzeit bis zu einem Jahr dauern würden, können wir dabei nicht bestätigen", teilte ein Sprecher mit. Je nach Sicherheitsstufe seien unterschiedlich intensive Maßnahmen erforderlich.
Rheinmetall steigert Mitarbeiterzahl von Jahr zu Jahr
Wie sehr sich die Rüstungsindustrie hierzulande nicht zuletzt auch in personeller Hinsicht auf Wachstumskurs befindet, zeigt ein Blick auf Rheinmetall: Deutschlands größter Rüstungskonzern, dessen Aktienkurs sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine fast verzehnfacht hat, stockt personell deutlich auf. Zu tun gibt es genug - die Auftragsbücher des Fabrikanten von Panzern, Artillerie und Munition sind voll.
Die Zahl der Beschäftigten bei der Rheinmetall AG stieg entsprechend im Jahr 2023 um über zehn Prozent an und lag bei gut 28.000 Mitarbeitenden. Damit setzte sich das Wachstum seit 2020 fort. Heute beschäftigt Rheinmetall gut 31.000 Mitarbeiter - das entspricht erneut einem Plus von über zehn Prozent. Genaue Zahlen, auch zu den Beschäftigten, will Rheinmetall bei Vorlage seiner Jahresbilanz 2024 am 12. März präsentieren.