![Hinweis auf das Deutschlandticket an einem Fahrkartenautomaten | dpa Hinweis auf das Deutschlandticket an einem Fahrkartenautomaten](https://images.tagesschau.de/image/5f667caf-8242-4760-88c8-e91943c35951/AAABijHpO9Q/AAABkZLrr6A/original/deutschlandticket-124.jpg)
Finanzierung unklar Auslaufmodell Deutschlandticket?
Ob das Deutschlandticket über dieses Jahr hinaus besteht, bleibt ungewiss. Wenn es überlebt, dann nur nach einer weiteren Hängepartie.
Das Deutschlandticket bleibt ein Zankapfel zwischen Bund und Ländern sowie den Parteien. Bisher gibt es keine Klarheit darüber, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Die Finanzierung des Tickets ist nur bis Ende des Jahres gesichert. Nach der Bundestagswahl droht eine Hängepartie.
Zum Januar war der Monatspreis um fast ein Fünftel von 49 Euro auf 58 Euro gestiegen. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat das aber nicht zu einem Nachfrageeinbruch geführt. Nach wie vor besäßen rund 13,5 Millionen Kunden das bundesweite Ticket. "Wir sehen definitiv keine Kündigungswelle durch die Preiserhöhung", erklärte VDV-Präsident Ingo Wortmann.
Angestrebt worden sei zwar zum Jahreswechsel ein Verkauf von 15 Millionen Tickets. Grund dafür sei aber, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern die Version als Job-Ticket noch wenig anböten. Das sei verständlich, da die Finanzierung und damit auch Preis des Tickets ab 2026 noch völlig unklar sei.
Seit Mai 2023 ermöglicht das Ticket bundesweit Fahrten in sämtlichen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs zum einheitlichen Monatspreis. Es hat die unübersichtliche Tarifstruktur im öffentlichen Verkehrssektor erheblich vereinfacht.
Harte Verhandlungen in Sicht
Bund und Länder bezuschussen das Ticket mit je 1,5 Milliarden Euro. Damit sollen Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben ausgeglichen werden, denn die meisten ÖPNV-Abos waren zuvor deutlich teurer. Die Bundesmittel sind nur noch für dieses Jahr festgeschrieben. Für eine Fortführung des Tickets über 2025 hinaus müsste das Regionalisierungsgesetz geändert werden. Es drohen harte Verhandlungen, zumal die Zuschüsse nach Angaben der Verkehrsbetriebe nicht ausreichen. Laut einer Hochrechnung des VDV hätte die Branche im vergangenen Jahr 3,45 Milliarden Euro an Ausgleichszahlungen benötigt.
"Die von Bund und Ländern jährlich zur Verfügung gestellten drei Milliarden Euro werden dauerhaft nicht ausreichen, um den Verlust der Branche auszugleichen", sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. "Für eine langfristige Finanzierung des Deutschlandtickets braucht es verbindlich zugesagte Mittel von Bund und Ländern in ausreichender Höhe und inklusive einer jährlichen Dynamisierung, damit das Ticket für die Fahrgäste preislich attraktiv bleiben kann."
"Wirtschaftliche Lage spitzt sich zu"
Insgesamt verzeichnete der Verband 2024 rund 9,8 Milliarden Bus- und Bahnfahrer. Das sind etwa 300 Millionen mehr im Vorjahr. Das Vor-Corona-Niveau lag bei 10,4 Milliarden Fahrgästen. Auch aufgrund des Deutschland-Tickets spitze sich allerdings die wirtschaftliche Lage der Unternehmen weiter zu, sagte Wortmann. Viele wechselten zum Deutschland-Ticket und verzichteten so auf reguläre Fahrausweise. Unterm Strich seien die Einnahmen so um 3,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Auf der anderen Seite seien die Personalkosten um rund elf Prozent gestiegen.
Das führe bereits jetzt dazu, dass Verbindungen stillgelegt werden müssten. Das attraktivste Ticke nütze nichts, wenn man am Ende das Angebot nicht mehr finanzieren könne, sagte Wortmann mit Blick auf das Deutschlandticket.
Bayern: Bund soll alleine zahlen
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz, sagte: "Für die Länder war es ein Kraftakt, den Bund dazu zu bringen, seine Finanzierungszusagen für das Deutschlandticket einzuhalten. Für 2025 ist das Ticket gesichert, aber langfristig muss die neue Bundesregierung über die Zukunft des Tickets entscheiden." Aus bayerischer Sicht müsse der Bund die Kosten künftig ganz übernehmen, "schließlich war das Deutschlandticket - wie der Name schon sagt - ein Wunsch des Bundes".
Parteien uneins
Die Union hatte die Zukunft des Tickets bereits offen gelassen. Es habe eine Vielzahl von Konstruktionsfehlern und sei nicht solide finanziert, hatte Unionsfraktionsvize Ulrich Lange (CSU) im Dezember erklärt. Der Bund mische sich in eine Länderaufgabe ein, der ländliche Raum werde benachteiligt. Das Auto bleibe Verkehrsmittel Nummer eins, vor allem im ländlichen Raum. Im Wahlprogramm von CDU und CSU kommt das Wort Deutschlandticket nicht vor.
"Eine der ersten Aufgaben der neuen Bundesregierung muss es sein, die Finanzierung des Tickets langfristig abzusichern", erklärte dagegen Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne). Das Deutschlandticket sei eine Erfolgsgeschichte. Der Bund müsse sich an der Finanzierung dauerhaft mindestens hälftig beteiligen.
"Wir sollten weiter bei einer hälftigen Aufteilung aller Kosten bleiben", sagte auch Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD). Das Ticket sei ein entscheidender Baustein für die Mobilitätswende. Die Zukunft des Tickets müsse nachhaltig gesichert werden. "Wir müssen weg von dieser wiederkehrenden Hängepartie bis kurz vor Torschluss."
Wird das Ticket teurer?
Eine Preiserhöhung über 2025 hinaus werde man "mit Sicherheit" diskutieren müssen, sagte Lies. "Fakt ist: Wenn wir über Preiserhöhungen sprechen, können wir die allgemeine Preissteigerung nicht komplett ausklammern. Aber sie müssen moderat und erklärbar bleiben, denn der Erfolg des Tickets hängt auch mit dem günstigen Preis zusammen."
Krischer sagte, der Ticketpreis hänge insbesondere von den Kostenentwicklungen sowie den Nutzerzahlen ab. "Eine langfristige Perspektive für das Ticket würde helfen, noch mehr Nutzer vom Ticket zu überzeugen." BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg sagte: "Eine neue Bundesregierung muss sich klar zum Ausbau des ÖPNV und eine dauerhafte Beibehaltung eines für alle bezahlbaren Deutschlandtickets bekennen."