Mobilfunkverträge Darauf müssen Verbraucher bei der Tarifsuche achten
Die großen Mobilfunkanbieter wie Vodafone, Telekom und O2 sind häufig kostspieliger im Vergleich zu kleineren Konkurrenten. Worauf es bei der Wahl ankommt.
Die Auswahl eines passenden Handy-Tarifs kann eine Herausforderung sein, da der Markt eine Vielzahl von Angeboten von verschiedenen Mobilfunkanbietern bietet. Während die Deutsche Telekom und Telefónica (O2) im Aufwind sind, verzeichnet Vodafone einen Rückgang der Kundenzahl in Deutschland. Welche Rolle spielen die Angebote, die Netzabdeckung und der Preis bei der Entscheidung für einen Mobilfunkvertrag?
Ist eine langfristige Vertragslaufzeit sinnvoll?
Früher beschränkte sich die Auswahl bei Mobilfunktarifen auf Prepaid oder Zweijahresverträge. Mittlerweile gibt es mehr Optionen: Tarife mit monatlicher Kündigungsfrist oder ganz ohne Kündigungsfrist, Verträge ohne feste Laufzeit, aber mit automatischer Paket-Nachbuchung und klassische Prepaid- oder Zeitverträge. Dabei haben Kunden in der Regel die Wahl zwischen größerer Flexibilität und günstigeren Preisen.
"Den meisten Verbrauchern empfehlen wir einen monatlich kündbaren Handytarif oder eine Prepaid-Karte, wenn man das Telefon eher sporadisch nutzt.", sagt Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen im Gespräch mit tagesschau.de. Denn damit bleibe man flexibel: Falls sich etwa der Bedarf an Telefonminuten oder der Anspruch an die Netzqualität ändert, könne einfach der Tarif gewechselt werden.
Tarife mit Vertragsbindung können aber auch günstiger sein als flexible Angebote. Eine Allnet-Flat lohnt sich laut Lassek ab etwa 250 Gesprächsminuten und SMS im Monat. Wer seltener zum Handy greift, spare mit variablen Tarifen ohne Flatrate. Vieltelefonierer, die mehr als drei oder vier Stunden im Monat mit dem Handy telefonieren, sollten die Option Allnet-Flat wählen. Vor dem Vertragsschluss sollten Verbraucher einschätzen, wie viel sie im Monat im Internet surfen. Denn bei drei Gigabyte und mehr gebe es kaum einen Tarif ohne Allnet-Flat.
Tarifbedingungen ändern sich
Die anfängliche Mindestlaufzeit eines Vertrags beträgt laut Bundesnetzagentur maximal 24 Monate. Darüber hinaus müssen die Telekommunikationsanbieter auch einen Vertrag mit einer Laufzeit von maximal zwölf Monaten anbieten. Im Allgemeinen bieten Mobilfunkanbieter bei längerer Vertragsbindung attraktivere Konditionen, wie zum Beispiel niedrigere monatliche Kosten oder mehr inkludiertes Datenvolumen.
Allerdings können sich die Tarifbedingungen im Laufe der Zeit ändern. Wenn nach einem Jahr alle Anbieter ihre Tarife aktualisieren und mehr Datenvolumen zum gleichen Preis anbieten, bleiben Kunden mit einem Zweijahresvertrag möglicherweise auf dem kleineren Datenvolumen sitzen.
Worin unterscheiden sich die Mobilfunknetze?
In Deutschland gibt es derzeit drei führende Mobilfunkanbieter und jeder dieser Anbieter betreibt sein eigenes Mobilfunknetz.: Die Deutsche Telekom betreibt das D1-Netz, Vodafone das D2-Netz und Telefónica Deutschland das O2-Netz . Ein viertes Handynetz von 1&1 ist gerade noch im Aufbau. Zusätzlich zu diesen Hauptanbietern gibt es noch zahlreiche weitere Anbieter, darunter Mobilfunk-Discounter wie Aldi Talk oder congstar, die sich Leistungen, also Minuten, SMS und Daten bei den großen Anbietern einkaufen.
Kunden surfen und telefonieren immer in einem dieser drei Netze, die sich allerdings in ihrer Qualität - je nach Standort - teils erheblich unterscheiden. "Vor allem in manchen ländlichen Regionen liegen Welten zwischen den Netzen. In vielen Großstädten merkt man hingegen oft kaum noch einen Unterschied", so Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen.
Um herauszufinden, welches Handynetz aktuell verwendet wird, könne die Handynummer bei der Netz-Abfrage eingegeben werden. Mit der Mobilfunk-Karte der Bundesnetzagentur können Verbraucher die Netzabdeckung an ihrem jeweiligen Wohnort überprüfen.
Lohnen sich Drittanbieter?
Während die größeren Netzbetreiber bereits den Mobilfunkstandard 5G in nahezu ihrem gesamten Tarifangebot anbieten, verlassen sich die meisten Drittanbieter weiterhin ausschließlich auf LTE und müssen am Service sparen. Auch die Internetgeschwindigkeit ist im Vergleich zu den Premium-Anbietern deutlich niedriger.
Des Weiteren haben die Netzbetreiber oft aktuelle Handyverträge im Angebot, während viele Discounter noch keine Kombi-Pakete wie Handy, Festnetz und Internet anbieten. Zusätzliche Service-Leistungen wie eSIM oder Partnerkarten werden in erster Linie von den Netzbetreibern bereitgestellt. Dafür können Aldi Talk und Co. Handytarife oftmals zu günstigeren Konditionen anbieten. Ein Grund für die niedrigen Preise ist, dass sie ihre Tarife in der Regel nur online vertreiben.
Wie preiswert sind deutsche Mobilfunkverträge?
Die deutschen Mobilfunktarife liegen im Vergleich mit anderen großen Industrieländern im Mittelfeld. Günstiger ist die Tariflandschaft lediglich in Italien und Spanien. Das zeigen Ergebnisse einer Vergleichsstudie von Mobilfunkmärkten in zwölf Ländern durch das Marktforschungsunternehmen Tarifica im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. "Gerade Menschen mit geringem Budget finden in Deutschland besonders preiswerte Mobilfunk-Angebote", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
Im Tarifprofil S mit mindestens drei GB Datenvolumen pro Monat und zwei Mbit/s Downloadgeschwindigkeit hat Deutschland den drittgünstigsten Durchschnittspreis und liegt bei den günstigsten Tarifen, ab sieben Euro pro Monat, und teuersten Tarifen im Mittelfeld. Dagegen sind die Märkte in der Schweiz, den USA und Finnland am teuersten.
Welche Anbieter werden am meisten gekündigt?
Vodafone kämpft derzeit mit Herausforderungen, insbesondere in Deutschland, seinem wichtigsten Markt. Kundenverluste und ein rückläufiger Erlös aus Dienstleistungen belasten das Unternehmen. Vodafone führt seine Verluste auf die herausfordernde Marktsituation mit Inflation und die Überarbeitung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) zurück, das seit Dezember 2021 in Kraft ist. Die Neufassung des TKG umfasste auch eine Überarbeitung der Regeln für die automatische Verlängerung von Mobilfunk- und Internetverträgen.
Laut der Statistik des Vertrags- und Kündigungsservices Volders wurden im vergangenen Jahr die meisten Verträge bei Vodafone gekündigt. Bereits 2021 verzeichnete der Mobilfunkanbieter die höchste Anzahl an Kundenschwund und auch in der Auswertung für 2022 belegt Vodafone mit über 30.000 Kündigungen den ersten Platz. Die Telekom und Telefónica (O2) folgen auf den Plätzen zwei und drei.
Die Hauptgründe für die Kündigungen sind "zu hohe Kosten" und "finanzielle Gründe". Bei Vodafone geben 31 Prozent der Kunden diese Gründe an, während es bei Telefónica (O2) 36 Prozent sind. Bei der Telekom geben mehr als 51 Prozent der Kündigenden finanzielle Gründe für die Vertragsauflösung an. Bei Vodafone und Telefónica (O2) wird hingegen das "Preis-Leistungs-Verhältnis" stärker gewichtet. Zudem spielen auch "schlechter Kundenservice" und "Umzüge" eine Rolle bei den Kündigungen.
Was ist das beste Handynetz?
Im Dezember 2022 veröffentlichten die Fachmedien "Connect" und "Chip" ihre jährlichen Bewertungen der deutschen Mobilfunknetze, während die Stiftung Warentest im April 2022 ihre eigenen Tests durchführte. In den Tests haben sich alle drei Mobilfunknetze zuletzt verbessert. Die übereinstimmenden Testergebnisse zeigten, dass das Netz der Deutschen Telekom am besten abschnitt. Den zweiten Platz belegte das Netz von Vodafone. Auf dem dritten Platz landete das Netz von Telefónica (O2).
Welche Anbieter noch Funklöcher haben und ob 2G, 4G oder 5G genutzt wird, lässt sich auch auf der Funkloch-Karte der Bundesnetzagentur einsehen.