Inflation Viele Tarifbeschäftigte bekamen Ausgleichszahlung
Eine große Mehrheit der Tarifbeschäftigten hat eine Inflationsausgleichsprämie erhalten. Aber die Höhe der Auszahlung hing stark von der Branche ab - am wenigsten zahlte das Baugewerbe.
86,3 Prozent der Tarifbeschäftigten haben im Zeitraum Oktober 2022 bis Dezember 2024 eine Inflationsausgleichsprämie erhalten. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Schnitt seien es den Statistikern zufolge 2.680 Euro gewesen.
Bei der Inflationsausgleichsprämie handelte es sich um eine steuerfreie Sonderzahlung von bis zu 3.000 Euro, die je nach Tarifvereinbarung als Gesamtbetrag oder gestaffelt in Teilbeträgen an die Beschäftigten ausgezahlt werden konnte. Die Steuerfreiheit dieser Sonderzahlung war eine Maßnahme des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung zur Milderung der Folgen der Energiekrise. Die Regelung lief am Jahresende 2024 aus.
"Zweischneidiges Schwert"
Angesichts der hohen Preissteigerungen habe die Prämie "vielen Beschäftigten geholfen, kurzfristig über die Runden zu kommen", sagte der Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI), Thorsten Schulten. "Da es sich hierbei um Einmalzahlungen handelt, sind sie allerdings ein zweischneidiges Schwert."
Da die Regelung am Jahresende 2024 auslief und die Prämien in diesem Jahr damit wegfallen, hätten die Beschäftigten "erst einmal durchschnittlich 2.680 Euro weniger in der Tasche, die durch laufende Lohnerhöhungen kompensiert werden müssen", sagte Schulten.
Auch wegen der Prämie wuchsen die Reallöhne dem WSI zufolge im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent. Damit konnten die Kaufkraftverluste der drei Vorjahre aber nur "etwa zur Hälfte kompensiert werden", so Schulten.
Im Gastgewerbe kaum Ausgleichsprämie
Allerdings gab es große Unterschiede zwischen den Branchen. Die niedrigsten Prämien wurden im Baugewerbe mit durchschnittlich 1.103 Euro gezahlt. Auch im Handel waren es mit 1.419 Euro ebenfalls deutlich weniger als im Schnitt.
Die höchsten Zahlungen gab es in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung sowie Erziehung und Unterricht mit jeweils 3.000 Euro. Ebenfalls überdurchschnittlich hohe Prämien gab es in den Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung (2.976 Euro) sowie Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung (2.942 Euro).
Im Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung hatten alle Tarifbeschäftigten einen Anspruch auf eine Inflationsausgleichsprämie. Auch fast alle Tarifbeschäftigten in den Wirtschaftsabschnitten Erziehung und Unterricht (99,3 Prozent), Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (98,3 Prozent) und Verarbeitendes Gewerbe (97,7 Prozent) hatten einen Anspruch darauf.
Im Gastgewerbe (11,6 Prozent) und im Bereich der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen (12,2 Prozent) profitierten anteilig die wenigsten Tarifbeschäftigten von der Prämie.