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Sozialer Wohnungsbau Mit Modulen aus der Krise?
Die Zahl der Sozialwohnungen sinkt, der Bedarf steigt: Deshalb fordern Verbände milliardenschwere Investitionen und machen zugleich Vorschläge zur Kostensenkung.
In Berlin-Lichtenberg wird gebaut: Innerhalb weniger Jahre entsteht ein komplett neues Quartier mit mehrheitlich Sozialwohnungen. 1.500 Wohnungen lässt die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag in Modularbauweise hochziehen. Der Vorteil: Es geht deutlich schneller als konventioneller Bau - und es ist deutlich billiger.
Die Lichtenberger Baustelle erinnert an Lego. Die Räume werden komplett fertig angeliefert. Bäder zum Beispiel kommen inklusive Waschbecken, Heizkörper und Handtuchhalter auf der Baustelle an und werden mit den anderen Räumen zu Wohnungen zusammengesetzt.
"Doppelt so schnell wie ein konventioneller Bau"
"Die Zeit auf der Baustelle, das zusammenmontieren, das ist doppelt so schnell wie ein konventioneller Bau, wo sie Stein auf Stein bauen", erklärt Dietmar Rekow, Niederlassungsleiter der Goldbeck GmbH. Die Firma Goldbeck baut bundesweit modular und produziert selbst die Teile.
Ein komplettes Bad werde so innerhalb von 20 Minuten montiert, weil es nur noch angeschlossen und verfugt werden muss. Die Zeiten, in denen Fliesenleger, Maler und Klempner ihre Arbeitsschritte miteinander kombinieren mussten, sind vorbei.
Quadratmeterpreis weniger als halb so hoch
Auch die Firma Goldbeck baut für die Gewobag, in Berlin-Friedrichshain entstehen mehrere sechsgeschossige Wohnhäuser mit je 30 Wohnungen. "Ein Gebäude bauen wir fix und fertig inklusive Planung für 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche", sagt Rekow. Das ist weniger als die Hälfte des regulären Baupreises.
Doch die Modulbauweise ist kein Allheilmittel. Für die Gewerkschaft IG BAU funktioniert das nur, wenn man neue Bauprojekte anlegt, quasi auf der grünen Wiese baut. Nachverdichtung sei nicht so einfach modular möglich, so der Gewerkschaftschef Robert Feiger.
Baulücke von 550.000 Wohnungen
Fakt ist: Deutschland hat insgesamt zu wenig Wohnungen und baut auch zu wenig neu. In der Studie des Pestel-Instituts zum sozialen Wohnungsbau heißt es, dass aktuell 550.000 Wohnungen fehlten, vor allem bezahlbare. Institutsleiter Matthias Günther rechnet in den nächsten Jahren mit einem weiter steigenden Bedarf. Es gingen bis 2035 viele Babyboomer mit einer "eher kleinen Rente nach Hause".
Das Bündnis Soziales Wohnen fordert eine weitere Aufstockung der Wohnungsbauförderung. An die neue Bundesregierung wird appelliert, am Ziel der gescheiterten Ampel-Regierung festzuhalten und 100.000 neue Sozialbauwohnungen pro Jahr zu fördern. Zuletzt schaffte die Ampel gerade mal 23.000. Dafür müssten Bund und Länder elf Milliarden Euro investieren.
Abstriche bei der Ausstattung sparen Geld
Dazu müsse aber auch über die Absenkung der spezifischen notwendigen Fördermittel je Wohnung geredet werden, sagt Günther. Damit gemeint ist, dass die Baukosten dringend verringert werden müssen. Das sei möglich, wenn man aufhören würde, "Luxus-Sozialwohnungen" zu bauen, heißt es unisono bei der Studienpräsentation.
"Deutschland muss anfangen, das Label 'gut und günstig' auf seine neu gebauten Sozialbauten zu kleben", nennt es Michael Hölker vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Die Wände könnten dünner werden, Dreifachverglasung sei nicht überall notwendig, und auch auf Tiefgaragenstellplätze oder große Balkons könne man verzichten. Er sieht ein Einsparpotenzial von bis zu 30 Prozent.
Die Folge: Die Baukosten pro Quadratmeter würden sinken, die notwendige Fördersumme ebenfalls - und mit dem so gesparten Geld könnte man mehr Wohnungen bauen. In Schleswig-Holstein wird schon billiger gebaut. Möglich ist das, weil die Regelstandards abgesenkt wurden. Die Lärmschutzauflagen wurden verringert, die Wände dürfen dünner sein.