Ein Taschenrechner liegt auf verschiedenen Euro-Banknoten.

Private Rente per Auszahlplan Wenn das Vermögen aufgebraucht werden soll

Stand: 14.03.2025 06:00 Uhr

Der Ruhestand steht kurz bevor und eine Rentenlücke tut sich auf. Wer privat vorgesorgt hat, kann sich aus seinem eigenen Vermögen eine eigene Zusatzrente auszahlen. Dabei sollten ein paar Regeln beachtet werden.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Die gesetzliche Rente wird nicht reichen, um den Lebenstandard zu halten. Das ist die Situation in der sich viele Bürgerinnen und Bürger am Ende eines Arbeitslebens befinden. Dann gilt es, vorhandene Rücklagen möglichst sinnvoll zu nutzen, um diese Lücke zu schließen.

Dafür kann man einen so genannten Entnahme- oder Auszahlplan einsetzen. Dabei wird, Stück für Stück, ein kleiner Teil des angesparten Vermögens verbraucht, um die Lebenshaltungskosten oder den nächsten Urlaub mitzufinanzieren. Der große Rest der Ersparnisse kann idealerweise verzinst oder am Kapitalmarkt angelegt werden.

Zuerst kommt die Bestandsaufnahme

"Für die Entnahme ist es immer sinnvoll, sich rechtzeitig Gedanken zu machen: Welche Rentenhöhe können Sie sich denn selbst bauen und welche Sicherheit soll das Ganze haben", erklärt Finanzplanerin Stefanie Kühn. Dabei gebe es keine fixe Regelung, wie eine solche Entnahme aufgebaut sein müsse, "Ich würde das immer so gestalten, dass man nachts noch ruhig schlafen kann. Der eine kann eine bisschen höhere Aktienquote aushalten, der andere lieber eine niedrigere."

Zu einem solchen Entnahmeplan gehört erst einmal eine Bestandsaufnahme. Neben der erwarteten Höhe der gesetzlichen Rente sollten noch weitere Einnahmen im Ruhestand abgeschätzt werden. Etwa eine zusätzliche Betriebsrente oder Mieteinnahmen aus einer vermieteten Immobilie. Dagegen müssen die erwarteten Ausgaben im Ruhestand gerechnet werden. Wie hoch fallen die Lebenshaltungskosten aus, sind teure Reisen geplant, müssen noch Kinder in der Ausbildung unterstützt werden?

Verschiedene Variablen durchspielen

Um die Rücklagen dann sinnvoll zu nutzen sollten weitere Fragen beantwortet werden: Etwa, wie lange muss das Geld aus diesen Rücklagen reichen? Und wie viel kann ich dafür jeden Monat oder einmal im Quartal verbrauchen? Bei dieser Berechnung helfen so genannte "Entnahmerechner", die im Internet kostenlos zur Verfügung stehen. Wer etwa 100.000 Euro an Vermögen angespart hat, kann 20 Jahre lang rund 650 Euro an Zusatzrente nutzen, vorausgesetzt, das Kapital verzinst sich weiter mit fünf Prozent pro Jahr.

Wer noch eine Inflationsrate bei seiner Entnahme berücksichtigt, muss langsam steigende Auszahlungen einkalkulieren. Entsprechend kürzer ist dann der Zeitraum, über den die wachsenden Entnahmen veranschlagt werden kann - oder die Entnahme zum Start der Auszahlphase muss entsprechend niedrigerer gewählt werden.

Tages- oder Festgeld für die ersten Jahre

Die Mittel, die man kurzfristig benötigt, sollte man möglichst sicher und flexibel bereithalten, meint Expertin Stefanie Kühn: "Deswegen würde ich immer empfehlen, die Auszahlung vom Tagesgeldkonto aus zu planen. Aber da muss natürlich nicht die Summe der nächsten fünf Jahre liegen, sondern vielleicht das, was man im nächsten Jahr verzehren möchte". Für Mittel, die in den folgenden Jahren benötigt würden, böte sich zum Beispiel Festgeld an.

Solche sicheren Bausteine der Rücklagen können aber auch Anleihen sein. Also festverzinsliche Wertpapiere, die wenig schwanken. Was nicht in einem Zeitraum von fünf oder zehn Jahren benötigt wird, kann aber auch am Aktienmarkt weiter arbeiten, wenn man bestimmte Regeln einhält, meint Henrik Arning vom VZ Vermögenszentrum: "In einem Ruhestandsdepot ist immer eine breite Streuung im Aktienmarkt sinnvoll. Also keine Einzeltitel, sich nicht ans Geschäftsmodell eines einzelnen Unternehmens dranhängen. Dafür bieten sich idealerweise ETFs an."

Aktienmarkt sorgt für Vermögensausgleich

Diese ETFs, zu deutsch Indexfonds, ermöglichen ein Investment in eine Vielzahl von Aktien, in nur einem, zwei oder drei Anlageprodukten. Der Teil des Vermögens, der am Aktienmarkt arbeitet, kann die Entnahme aus dem "sicheren" Teil des Vermögens zum Teil wieder ausgleichen. Das Vermögen schmilzt also langsamer.

Was aber wenn der Aktienmarkt dennoch einmal ins Rutschen kommt? Kein Grund, eine funktionierende Entnahmestrategie infrage zu stellen, meint Experte Arning: "Die Lösung für all diese Schwankungsthemen ist einfach: Am Ball bleiben und die Emotionen unter Kontrolle behalten, denn Emotionen führen in der Regel dazu, dass man im Nachhinein falsche Anlageentscheidungen getroffen hat."

Einen kühlen Kopf bewahren und sich von kurzfristigen Krisen nicht beeindrucken lassen, das bleibt also auch beim Verzehr des eigenen Vermögens eine wichtige Regel. Vor allem wenn dieses Vermögen über Jahrzehnte eine eigene private Rente bereitstellen soll.

Andreas Braun, HR, tagesschau, 14.03.2025 06:08 Uhr