Klimafreundliches Heizen Es muss nicht immer Wärmepumpe sein
Viele Hausbesitzer wollen ihre alten Heizungen ersetzen. Doch die derzeit beliebten Wärmepumpen eignen sich nicht für alle Häuser. Welche Alternativen gibt es und wie sehr lohnen sie sich?
Vor einem Jahr fasste Wolfgang Winkler einen Entschluss: Er will sein Haus bei Leipzig auf Erneuerbare Energien umstellen. "Das Ziel war, dem Zeitgeist auch gerecht zu werden und uns der Herausforderung stellen, dass unsere Welt so nicht weiterleben kann. Wir müssen was tun", sagt er.
Wenig später hat er Solarzellen auf dem Dach. Im Keller soll es weitergehen, die Gasheizung, Baujahr 1996, soll raus. Winkler entscheidet sich für eine neue Wärmepumpe.
Lange Wartezeiten und Lieferschwierigkeiten
Damit liegt er voll im Trend, immer mehr Eigenheimbesitzer stellen freiwillig auf Erneuerbare Energien um und ersetzen ihre Gasheizungen durch Wärmepumpen. Laut Branchenverband sollen dieses Jahr etwa 350.000 Wärmepumpen installiert werden, 50 Prozent mehr als im Vorjahr.
Allerdings gibt es auch Lieferschwierigkeiten, wie Winkler erfahren musste. Er wartete 18 Monate auf seine bestellte Wärmepumpe. Wegen Lieferengpässen wurde sie erst im November geliefert.
Gasheizung erlebt späte Renaissance
Doch obwohl - oder gerade weil - das Verbot für neue Gasheizungen ab 2024 durch die Bundesregierung eingeführt wurde, erlebt die Gasheizung eine späte Renaissance. Einige Kundinnen und Kunden möchten ihre alten Gasheizungen nämlich noch schnell austauschen lassen, bevor das Verbot in Kraft tritt.
Heizungsinstallateure wie Jens Bochnig aus Leipzig berichten von erhöhter Nachfrage, sehen die Entwicklung aber dennoch skeptisch: "Ich denke, das Verbot ist ein wenig kontraproduktiv, weil jetzt bis Ende des Jahres viele Heizungen gewechselt werden."
Doch würde sich ein Umstieg auf Wärmepumpen überhaupt lohnen?
Kostenvergleich: Gastherme vs. Wärmepumpe
Die Berechnung für ein 20 Jahre altes Beispielhaus zeigt den direkten Vergleich: Eine neue Gastherme kostet etwa 12.000 Euro, zuzüglich etwa 1500 Euro pro Jahr für Gas. Das entspricht bei 20 Jahren Nutzung 2100 Euro pro Jahr.
Im Vergleich dazu kostet eine Wärmepumpe für dasselbe Beispielhaus etwa 25.000 Euro, zuzüglich etwa 1250 Euro pro Jahr für Strom, also insgesamt 2500 Euro pro Jahr. Allerdings rechnen Expertinnen und Experten damit, dass die Kosten für Gas in Zukunft weiter steigen könnten.
Millionen Häuser in Deutschland sind jedoch noch älter. Damit eine Wärmepumpe Sinn macht, müssten sie für viel Geld gedämmt werden. Energieexpertin Lamia Messari-Becker von der Uni Siegen betont daher die Notwendigkeit von verschiedenen Technologien wie Fernwärme, Biogas, Biomasse und Geothermie, sowohl für einzelne Gebäude als auch für Quartiere.
Vielfältige Alternativen zur Gasheizung
Dass es keine Wärmepumpe sein muss, zeigt zum Beispiel das Dorf Schlöben in Thüringen, wo eine sogenannte Dorfheizung auf Biogasbasis eingesetzt wird. Die Energiegewinnung beginnt im Stall. Aus Gülle und Mist wird Biogas erzeugt, zwei Blockheizkraftwerke wandeln es zu Strom und Wärme um.
Der Strom wird verkauft und damit die Wärme subventioniert. Die wird hier zwischengespeichert und dann über ein Nahwärmenetz im Dorf verteilt. Fast alle sind angeschlossen, 600 Menschen, dazu Kindergarten, Schule und Unternehmen.
Die Anlage hat sechs Millionen Euro gekostet. Die Kosten werden nur über die Verbrauchsgebühren umgelegt, 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Auf das Beispielhaus gerechnet, wären das pro Jahr 1200 Euro - günstiger als Gasheizung oder Wärmepumpe.
Schweden: Vorbild bei Fernwärme und CO2-Steuer
Wenn mehr Menschen an Nah- oder Fernwärme angeschlossen wären, müssten weniger Hausbesitzer teure Wärmepumpen anschaffen. In Schweden ist man da beispielsweise schon weiter: 57 Prozent der Haushalte sind an die Fernwärme angeschlossen. Gas, Öl und Kohle liefern nur noch drei Prozent der Heizwärme.
Ein Beispiel ist David Bauner aus Stockholm, dessen Haus mit Geothermie beheizt wird. Schon seit 1991 wird in Schweden für Emissionen aus fossilen Energien eine CO2-Steuer erhoben. "Ich finde das sehr gerecht. Zweimal wurde die CO2-Steuer hochgezogen und beide Male die Einkommenssteuer gesenkt. Man hat also mit der einen Hand genommen und mit der anderen gegeben", sagt der Hausbesitzer aus Stockholm.
Eher wenig Optionen in Deutschland
Auch Wärmepumpen sind im Norden beliebt. Pro 100.000 Einwohner gibt es die meisten in Finnland, Norwegen und Schweden - die wenigsten in Großbritannien. Deutschland liegt auf einem der letzten Plätze.
Dabei sei die Akzeptanz für Klimaschutz auch hierzulande hoch, sagt Messari-Becker von der Universität Siegen. "Was bei den Menschen schlecht ankommt, ist, wenn das Tempo so hoch ist, aber die Optionen nicht ermöglicht werden." Wenn man also jetzt etwas verbiete, sollte man gleichzeitig schon die Angebote haben. "Dann würden die Menschen auch mitgehen", betont Messari-Becker.