
Wohnen in Deutschland Im Schnitt fast 500 Euro für ein WG-Zimmer
Mit einem WG-Zimmer wollen Studierende ihre Wohnkosten überschaubar halten - doch das funktioniert immer schlechter, zeigt eine Analyse. Und die Bafög-Wohnkostenpauschale deckt die Zimmermiete vielerorts nicht annähernd.
Die Wohnkosten für Studierende an deutschen Hochschulstandorten sind weiter hoch: Zu Beginn des Sommersemesters 2025 kostet ein WG-Zimmer durchschnittlich 493 Euro, wie das auf Immobilienforschung spezialisierte Moses-Mendelssohn-Institut (MMI) und das Portal wg-gesucht.de mitteilten. Besonders hoch sind die Preise in München: Dort zahlen Studierende mittlerweile im Schnitt 800 Euro.
Auch in den anderen Millionenstädten liegen die Wohnkosten der Analyse zufolge deutlich über dem bundesweiten Schnitt. In Berlin werden im Schnitt 650 Euro für ein WG-Zimmer fällig, in Köln sind es 583 Euro und in Hamburg 610 Euro.
Günstig ist es vor allem in ostdeutschen Städten
Im Vergleich zum Wintersemester 2024/2025 waren die Preise weitestgehend stabil und erhöhten sich im Durchschnitt nur um vier Prozent. Gegenüber dem vergangenen Sommersemester waren es laut MMI 14 Euro. Besonders deutlich war der Anstieg in München: In der bayrischen Landeshauptstadt waren Zimmer vor einem Jahr im Schnitt noch 50 Euro günstiger.
Vergleichsweise günstige Zimmer finden Studierende vor allem an kleineren Hochschulstandorten und in ostdeutschen Städten. In Chemnitz liegt der Durchschnitt bei 265 Euro, in Cottbus bei 287 Euro und in Magdeburg bei 330 Euro. Damit liegt der Durchschnittspreis in den günstigsten Städten unter der Wohnkostenpauschale, die Bafög-Empfängerinnen und -Empfänger erhalten.
Bafög-Pauschale fürs Wohnen deckt vielerorts die Miete nicht
Die Wohnkostenpauschale wurde zu Beginn des vergangenen Semesters von 360 Euro auf 380 Euro erhöht. Aber nur in 23 der 88 untersuchten Städte deckte die Pauschale ausreichend die Mietpreise. In 39 Städten, in denen wiederum fast die Hälfte der Studierenden eingeschrieben sei, lasse sich hingegen kaum ein Zimmer im Rahmen der Wohnkostenpauschale finden.
Insbesondere liegt die Wohnkostenpauschale unter vergleichbaren Richtwerten, wie dem für Kindesunterhalt nach der sogenannten Düsseldorfer Tabelle. Dort wird der "angemessene Unterhaltsbedarf eines studierenden Kindes, das nicht bei seinen Eltern oder einem Elternteil wohnt" bei 440 Euro Warmmiete angesetzt. Anders als der Kindesunterhalt gleicht sich die Bafög-Pauschale nicht automatisch an die reale Preisentwicklung an.
Deutsches Studierendenwerk: "Soziale Auslese"
Das MMI forderte daher "dringend" eine Anpassung an die Realität. "Dabei muss auch verstärkt berücksichtigt werden, dass die meisten Studierenden in Städten immatrikuliert sind, in denen deutlich höhere Lebenshaltungskosten zu tragen sind", erklärte Stefan Brauckmann, Geschäftsführender Direktor des MMI.
Nach Ansicht des Deutschen Studierendenwerks sorgen der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die hohen Mieten auf dem Wohnungsmarkt für eine "soziale Auslese". Studierende aus wohlhabenden Familien könnten sich ein Studium in teuren Städten wie München leisten. "Studierende aus Familien mit geringeren Einkommen nicht. Sie müssen ihren Studienort nach den Mietpreisen und nicht nach dem Fachinteresse auswählen", kritisierte Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks.
Das MMI beschreibt, dass es seit dem Wintersemester 2021/2022 deutliche Preissteigerungen gegeben habe. Nun würde sich der Markt beruhigen. Die Auswertung umfasst alle Hochschulstandorte in Deutschland mit mindestens 5.000 Studierenden mit Ausnahme von Fern- und Verwaltungshochschulen.