VW-Abgas-Skandal 98.000 VW-Benziner mit falschen CO2-Angaben
Im VW-Abgasskandal gibt es immer neue Hiobsbotschaften: Von den rund 800.000 Fahrzeugen mit falschen CO2-Angaben sind laut Verkehrsminister Dobrindt 98.000 Benziner betroffen. Und nicht nur das: In den USA ruft VW 91.800 Fahrzeuge wegen eines Defekts an der Nockenwelle zurück.
Unter den rund 800.000 VW Fahrzeugen, bei denen der Konzern "Unregelmäßigkeiten" beim Ausstoß von Kohlendioxid eingeräumt hat, sind auch rund 98.000 Benziner. Das sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt in einer Aktuellen Stunde im Bundestag. Der Konzern habe das Ministerium "in Kenntnis gesetzt, dass 800.000 Fahrzeuge von Volkswagen bei Verbrauch und CO2-Emission nicht den realen Werten entsprechen".
Bei den Modellen mit Benzin-Motoren handelt es sich VW zufolge um den Polo und den Audi A1 mit 1,4-Liter-Motor. Die große Mehrzahl der Autos seien mit Diesel-Motoren mit 1,4, 1,6 und 2,0 Litern Hubraum ausgestattet. Betroffen seien Modelle wie Golf, Passat und Polo, Audi A1 und A3, Skoda Octavia und Seat Ibiza. VW schätzt das zusätzliche finanzielle Risiko auf rund zwei Milliarden Euro.
Er sehe "VW in der Pflicht", damit keine Mehrkosten auf betroffene Kunden zukämen, sagte Dobrindt. Wenn CO2-Werte wie zu erwarten nach oben korrigiert werden müssten, habe dies Auswirkungen auf die Kfz-Steuer, sagte Dobrindt. "Das gilt auch rückwirkend." In Abstimmung mit dem Bundesfinanzministerium arbeite sein Ressort daher "an einer Gesetzgebung, die dafür sorgt, dass nicht der Kunde durch diese Mehrkosten bei der Kfz-Steuer belastet wird, sondern der Volkswagen-Konzern."
Am CO2-Ausstoß hängt bei Pkw mit Erstzulassung ab 1. Juli 2009 auch die Kfz-Steuer. Offensichtlich seien von VW Maßnahmen ergriffen worden, die die Verbrauchswerte "nach unten verfälscht“ hätten, sagte Dobrindt. Auch für die laufende Serie der aktuellen VW-Pkw seien nun Nachprüfungen angeordnet worden.
Interner Whistleblower?
Volkswagen hatte die Unregelmäßigkeiten bei dem Ausstoß von CO2-Werten am Abend bekannt gemacht. Offenbar geht das das Bekanntwerden dieser neuen Mängel einem Magazinbericht zufolge auf einen internen Whistleblower zurück. Ein VW-Mitarbeiter habe sich direkt bei Vorstandschef Matthias Müller gemeldet und ihm von möglichen Manipulationen bei CO2-Angaben berichtet, schrieb die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf einen hochrangigen Konzerninsider. Volkswagen äußerte sich bislang nicht dazu.
EU fordert Eile bei Aufklärung
Die EU-Kommission forderte Volkswagen derweil auf, seine internen Untersuchungen zu beschleunigen. Es müsse schnellstens geklärt werden, "was für CO2-Unregelmäßigkeiten gefunden wurden, wodurch sie entstanden sind, welche Autos betroffen sind, wo sie registriert sind, welche Maßnahmen die Gruppe ergreifen will, um das Problem zu beheben", sagte eine Kommissionssprecherin.
VW ruft in den USA fast 92.000 Autos zurück
Derweil reißen Probleme für Volkswagen nicht ab: Der Konzern ruft auf dem US-Markt 91.800 Fahrzeuge wegen eines Defekts an der Nockenwelle in die Werkstätten zurück. Betroffen von dem freiwilligen Rückruf seien unter anderem Benziner vom Typ Jetta, Passat, Beetle und Golf der Modelljahre 2015 und 2016, wie die US-Tochter von VW mitteilte.
Der Defekt an der Nockenwelle kann den Angaben zufolge zu einer Schwächung der Bremsen führen, was das Unfallrisiko erhöhe. Volkswagen machte allerdings deutlich, dass im Zusammenhang mit dem Problem keine Verletzungen bekannt seien. Das Unternehmen habe die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA über die Rückrufaktion informiert.
Aktienkurs eingebrochen
Schon vor den genauen Zahlen um falsche CO2-Angaben war der Aktienkurs von VW erneut eingebrochen. Die Aktie sackte am Morgen um rund zehn Prozent ab - und konnte sich davon im Tagesverlauf auch kaum erholen.
Im September hatte VW einräumen müssen, dass bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen Software eingesetzt war, die die Abgaswerte manipulierte. In Deutschland geht es um rund 2,4 Millionen Fahrzeuge. Alle betroffenen Wagen müssen umgerüstet werden.