Bekleidungsimporte Immer mehr Textilien kommen aus Bangladesch
Bangladesch könnte bald der wichtigste Lieferant für Bekleidung in Deutschland sein. Von dort kamen im ersten Dreivierteljahr Waren im Wert von 5,6 Milliarden Euro. Derzeit kämpfen Arbeiter im Land für höhere Löhne.
Bangladesch steht kurz davor, China als wichtigsten Lieferanten für deutsche Bekleidungsimporte abzulösen. Von Januar bis September wurden entsprechende Waren im Wert von 5,6 Milliarden Euro von dort eingeführt. Das entspricht 20,3 Prozent der gesamten Bekleidungsimporte, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Die Einfuhren von Bekleidung aus Bangladesch sind nach Angaben der Statistiker in den vergangenen zehn Jahren immer wichtiger für den deutschen Markt geworden. Der Anteil Bangladeschs an den gesamten deutschen Bekleidungsimporten hatte im Jahr 2013 nur bei 12,1 Prozent gelegen.
Chinas Anteil schrumpft
Heute liegt Bangladesch nur noch knapp hinter China mit einem Anteil von 21,2 Prozent (5,9 Milliarden Euro) - aber deutlich vor der drittplatzierten Türkei (11,8 Prozent beziehungsweise 3,3 Milliarden Euro). Insgesamt wurde in den ersten neun Monaten Bekleidung im Wert von 27,8 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Das sind 14,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Mehr als die Hälfte der Bekleidungsimporte (53,3 Prozent) entfielen auf die drei Länder. Bereits 2013 belief sich der Anteil der drei größten Lieferländer auf 53,2 Prozent. "Auch damals waren China, Bangladesch und die Türkei die wichtigsten Lieferländer von Bekleidung nach Deutschland", so die Statistiker. "Allerdings verringerte sich seitdem der Anteil Chinas an den Bekleidungsimporten kontinuierlich." Vor zehn Jahren lag er noch bei 29,4 Prozent.
Teils gewaltsame Proteste in Bangladesch
In der Textilbranche in Bangladesch protestieren derzeit Tausende Arbeiter und Arbeiterinnen für höhere Löhne. Am Samstag sind dort 150 Fabriken auf unbestimmte Zeit geschlossen worden. Das Land ist einer der größten Produzenten von Textilien weltweit, im Land gibt es rund 3.500 Fabriken und Werkstätten. Vier Millionen Menschen arbeiten in der Branche, Textilien machen 85 Prozent der Exporte aus. Viele westliche Unternehmen wie Gap, H&M oder Aldi lassen dort Kleidungsstücke herstellen.
Die Arbeiter der zahlreichen Textilfabriken des Landes fordern eine Erhöhung ihres Mindestlohns auf umgerechnet mindestens 190 Euro im Monat, was eine Verdreifachung des aktuellen Niveaus wäre. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission hatte vergangene Woche eine Mindestlohnerhöhung um 56,25 Prozent auf 104 Euro ab Dezember angekündigt.
Überwiegend Re-Exporte aus Deutschland
Aus Deutschland wurde von Januar bis September Bekleidung im Wert von 18,6 Milliarden Euro exportiert. Das waren 0,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mehr als zwei Drittel (67,5 Prozent) waren jedoch nicht deutschen Ursprungs, sondern sogenannte Re-Exporte. Sie wurden also in anderen Staaten produziert und ohne weitere Be- oder Verarbeitung von Deutschland ins Ausland wieder ausgeführt.
"Die aus Deutschland exportierte Bekleidung ging vor allem in unsere Nachbarstaaten", hieß es von den Statistikern. Nach Polen wurde in den ersten neun Monaten entsprechende Waren im Wert von 2,5 Milliarden Euro geliefert, ein Plus von 8,5 Prozent. Das entspricht einem Anteil von 13,6 Prozent. Weitere wichtige Abnehmer waren die Schweiz mit Exporten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro (Anteil: 13,3 Prozent) und Österreich mit 2,3 Milliarden Euro (12,5 Prozent).