Einfluss von Food-Bloggern Stundenlang Schlangestehen für ein Croissant
Ein TikTok-Posting machte die Bäckerei Lafayette in Manhattan schlagartig zum Trend der Stadt. Wer dort ein Croissant ergattert, inszeniert seinen Kauf in den Sozialen Medien. Über die Macht der Food-Influencer.
Die Bäckerei Lafayette in New York City ist außergewöhnlich. Sie hat einen Türsteher, der nach und nach Menschen hineinlässt. Drei Mal am Tag ist der Andrang riesig, denn dann kommen wieder neue Croissants in die Auslage.
Bekannt geworden ist der Laden quasi über Nacht. Ein TikTok-Nutzer hatte die runden, flachen Croissants mit bunter Füllung und Glasur auf seinem Account gepostet und damit in wenigen Tagen über zwei Millionen Follower erreicht, erzählt Bäcker Scott Cioe: "Am Tag danach waren wir schon nach einer Stunde ausverkauft. Und wieder einen Tag danach standen die Menschen Schlange vor der Bäckerei. Wir hatten also quasi zwei Tage nach dem Posting eine Schlange vor Tür - und das hat sich seitdem auch nicht wieder geändert."
Bäcker Scott Cioe begann mit zwei Dutzend Croissants pro Tag - heute sind es Hunderte.
Über Nacht zum Kundenmagneten
Die New Yorker Food-Bloggerin Christine Yi erlebt sowas ständig. Auch sie hat es schon geschafft, Restaurants über Nacht zu Kundenmagneten zu machen, indem sie deren Essen mit ihren Hunderttausenden Followern geteilt hat.
"Ich finde es eigentlich unglaublich - manchmal sogar fast erschreckend. Du kannst ein bestimmtes Essen, das nicht mal gut ist, zur beliebtesten Sache von New York City machen. Ich hab das erlebt", sagt sie. "Und auf der anderen Seite kannst du eben ein ganz unscheinbares, kleines Restaurant, das niemand wirklich kennt, berühmt machen, ihr Geschäft ankurbeln und ihr Leben ändern. Dann warten plötzlich Schlangen von Menschen vor ihrer Tür."
Beim Lafayette war es ähnlich. Vor dem Hype hat Cioe gerade einmal zwei Dutzend Croissants pro Tag gebacken. Jetzt sind es 600. Das konnte er mit seinen beiden Kollegen alleine nicht mehr stemmen. Heute hat die Bäckerei 20 Mitarbeiter.
New York, ein Paradies für Food-Blogger
Zum Erfolg habe aber sicher auch der Standort beigetragen, meint Food-Bloggerin Yi: "New York ist der Top-Spot in der Welt, mit riesiger Bevölkerung und vielen Touristen. Es ist einfach, einen Laden hier viral gehen zu lassen."
Sobald die Käufer ihr Trend-Croissant in den Händen halten, folgt fast immer ein kleines Fotoshooting im Laden. Die Kunden fotografieren sich mit dem Croissant ihrer Wahl und posten das Bild in den Sozialen Medien. Auch Jeff tut das: "Es zeigt einfach, dass dein Leben genauso süß ist wie die Schokolade oder das Croissant, das du hier gekauft hast."
Vor Scott Cioes Bäckerei "Lafayette" bilden sich täglich lange Schlangen von Menschen, die seine Croissants kaufen und sich damit in den sozialen Medien inszenieren wollen.
Der Trend hat seinen Preis
Suzanne Higgs von der University of Birmingham untersucht das Phänomen Food-Blogging. Ihrer Ansicht nach versuchen Menschen so, sich miteinander zu verbinden. "Wir benutzen soziale Medien, um einen bestimmten Eindruck zu vermitteln, um dazuzugehören und innerhalb bestimmter sozialer Gruppen gemocht zu werden", sagt die Wissenschaftlerin.
Und dafür zahlen die Kunden im Lafayette eine Menge Geld. Fast zehn Dollar - pro Croissant. "Das ist der Wert der Aufmerksamkeit und der Likes für Instagram und solche Sachen. Dafür bezahlst du: Zur Hälfte fürs Croissant und zur Hälfte für die Aufmerksamkeit", sagt Jeff und spaziert glücklich mit seinen Croissants in der Hand nach Hause.