Drohender Lieferstopp Kein Palmöl mehr für Europa?
Rohstoffe und Produkte wie Palmöl sollen bald nur noch in die EU importiert werden dürfen, wenn sie ohne Entwaldung produziert wurden. Die wichtigen Lieferanten Indonesien und Malaysia fühlen sich diskriminiert.
Herzuza Dongking erntet 15 Tonnen Palmöl pro Monat. Ihr Einkommen hängt daran, genau wie das von 440.000 anderen Kleinbauern in Malaysia. Die 43-Jährige kann nicht nachvollziehen, dass Palmöl in Europa inzwischen so einen schlechten Ruf hat. Dabei sei rote Frucht viel produktiver als andere Öle, sagt sie. "Ich finde, Europa sollte da offener sein, denn die Palmölindustrie ist wichtig für unsere Wirtschaft. Europa sollte keine Stoppschilder aufstellen. Sie sollten uns helfen, die Palmölproduktion weiterzuentwickeln."
Große Plantage und Monokulturen
Doch die endlosen Plantagen von Monokulturen, für die immer wieder Regenwald weichen muss: Das will die EU nicht mehr unterstützen. Erst hat Brüssel Palmöl in Biokraftstoffen auf die rote Liste gesetzt. Nun soll im Sommer eine Verordnung kommen, der zufolge Palmöl nur von Plantagen kommen darf, für die nach 2020 kein Wald mehr gerodet wurde.
Deutschland steht dahinter. "Wir als Bundesregierung begrüßen diese Verordnung", sagt Claudia Müller, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. "Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass eine entsprechende Verordnung kommt. Denn wir möchten ganz klar unsere Verpflichtungen auch im Pariser Klimaschutzabkommen nachkommen. Und das heißt auch Schutz des Waldes." Das gehe auch einher mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, so die Grünen-Politikerin.
Unterstützung für Europas Pflanzenöle?
Die Regierung in Kuala Lumpur aber ist stinksauer und droht mit Exportverboten. Nach Indonesien ist Malaysia der weltweit größte Produzent von Palmöl.
Ahmad Kadir vom malaysischen Palm Oil Board vermutet andere Motive. Die Europäer wollten nur ihre eigenen Pflanzenöle protegieren. Die Verordnung sei heuchlerisch. Die Europäer hätten schließlich selbst auch jahrhundertelang ihre Wälder abgeholzt für Monokulturen. Malaysia dagegen habe noch mehr als 50 Prozent Wald.
"Bevor man anderen Ländern sagt: 'Stoppt die Entwaldung, denn wir brauchen Eure Regenwälder, um unsere hohen Emissionen auszugleichen', sollte man doch erst mal bei sich selbst anfangen", sagt Kadir. "Es ist doch so: Die meisten Länder, die Palmöl produzieren und so unter Druck gesetzt werden, sind nicht die mit den höchsten Emissionen."
Alternativen beim Schutz des Waldes
Der Forstwissenschaftler und Umweltaktivist Teckwyn Lim dagegen findet die EU-Verordnung zum Schutz der Regenwälder im Prinzip richtig. Aber auch er sagt, Europa mache sich angreifbar, wenn nur wie geplant Tropenöle unter die Regulierung fallen und nicht auch europäische Gewächse.
Aber ob fair oder nicht - Lim rät dazu, nach vorn zu schauen: "Ich würde mir wünschen, dass die Europäer ein Programm auflegen, in dem Länder, die ihre Wälder besonders schützen, Vorteile zugesichert bekommen." Das könnten zusätzliche Hilfsgelder sein, ein gesicherter Zugang zum europäischen Markt oder eine Art "Premium-Preis".
"Wir müssen sehen, wo wir bleiben"
Palmöl-Farmerin Dongking hofft auf eine gute Lösung. Der europäische Markt ist sehr wichtig - noch. Aber seit 2015 sind die Exporte in die EU um 40 Prozent gefallen. Die nach China dagegen steigen. "Wir wollen unser Palmöl verkaufen. Und da müssen wir eben sehen, wo wir bleiben. Wir müssen sehen, wer mit uns zusammenarbeiten will und wohin wir exportieren können", sagt die Landwirtin.
Die beiden größten Exportländer der Welt wollen im Streit um die rote Ölfrucht nun Emissäre nach Brüssel schicken. Sie werden bei den Gesprächen mit der EU kein Blatt vor den Mund nehmen.